Deutsche Inflationsrate fällt deutlich auf 1,6 Prozent
Die Inflationsrate in Deutschland ist im März erstmals seit knapp einem Jahr gesunken. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 1,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Dafür sorgten langsamer steigende Preise für Energie und Lebensmittel. Im Februar hatte die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent noch den höchsten Wert seit Mitte 2012 erreicht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für den März mit einem Rückgang auf 1,9 Prozent gerechnet.
Mit den neuen Zahlen sinkt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Geldpolitik zu straffen. Die EZB spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Sie hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, um die Gefahr einer Deflation – eines Preisverfalls auf breiter Front – zu verhindern. Außerdem pumpt sie jeden Monat über Staatsanleihenkäufe Milliarden in die Wirtschaft.
Grund für die gesunkene Inflationsrate ist der in den vergangenen Wochen gefallene Ölpreis. Dadurch kostete Heizöl etwa in Hessen 5,4 Prozent weniger als im Vormonat, während Kraftstoffe wie Benzin um 2,6 Prozent günstiger zu haben waren. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatte sich Ende 2016 angesichts niedriger Preise mit anderen Förderländern auf eine Drosselung der Produktion verständigt, was den Preis nach oben trieb. Dadurch ist die kostspieligere Förderung von US-Schieferöl durch Fracking-Technik wieder attraktiver geworden, weshalb die dortigen Lagertanks gut gefüllt sind. Das drückt den Ölpreis wieder.
Im Februar hatte die Nachricht von 2,2 Prozent Inflation in Deutschland die Beobachter bewegt. Die Zahl lag über den von EZB-Präsident Mario Draghi herbeigesehnten zwei Prozent. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise hatten die Inflation in Deutschland erstmals seit viereinhalb Jahren über die wichtige Marke getrieben. Eine solch hohe Inflationsrate wurde zuletzt im August 2012 gemessen.
Vor allem Energie hatte sich im Februar mit 7,2 Prozent besonders stark verteuert. Dieser Preistreiber fiel nun geringer aus. Die EU-Kommission sagt Deutschland für 2017 eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,9 Prozent voraus, was fast viermal so viel wäre wie 2016.
KONTEXT
Zentralbanken und Negativzinsen
Japan
Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent
Einlagenzinssatz für Banken: -0,1 Prozent
Schweiz
Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,75 Prozent (15.01.2016)
Einlagenzinssatz für Banken: gestaffelt -0,75 Prozent
Dänemark
Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,05 Prozent
Einlagenzinssatz für Banken: -0,65 Prozent
Schweden
Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,5 Prozent
Einlagenzinssatz für Banken: -0,5 Prozent
Euro-Zone
Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent
Einlagenzinssatz für Banken: -0,4 Prozent