Von der Leyen warnt vor dritter Welle; Staaten wollen lockern

(Bloomberg) -- Merkel will verschärfen, EU-Staaten planen Lockerungen, und von der Leyen warnt vor einer dritten Pandemiewelle: Der Corona-Überblick.

Die EU-Kommissionschefin warnte davor, in der Coronakrise Fehler vom Sommer zu wiederholen. Bei zu schnellen und zu starken Lockerungen bestehe die Gefahr einer dritten Welle nach Weihnachten, erklärte Ursula von der Leyen vor dem Europaparlament in Brüssel. Sie begrüßte die Vereinbarungen der EU-Kommission mit vier verschiedenen Impfstoffherstellern und stellte in Aussicht, dass die ersten Europäer noch vor Jahresende geimpft werden könnten.

Die Bundeskanzlerin dringt vor dem entscheidenden Treffen mit den Ministerpräsidenten am heutigen Mittwoch erneut auf härtere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie über die Weihnachtsfeiertage. Laut der Beschlussvorlage des Kanzleramts, die Bloomberg vorliegt, verlangt Angela Merkel vor allem schärfere Regeln für den Einzelhandel. Auch für die Schulen schlägt sie härtere Maßnahmen vor als die Länder.

In Frankreich sollen die bestehenden strengen Einschränkungen bald gelockert werden. So sollen ab Samstag kleine Geschäfte unter neuen Auflagen wieder öffnen dürfen. Sofern die Ziele bis dahin erreicht sind, werde der Lockdown am 15. Dezember aufgehoben, so dass auch Kinos, Theater und Museen wieder öffnen können. Restaurants bleiben jedoch mindestens bis zum 20. Januar geschlossen. “Wir haben die Ausbreitung des Virus gebremst”, sagte Präsident Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache. “Aber wir brauchen noch ein paar Wochen, um unsere Ziele zu erreichen.”

Auch Tschechien plant den Ausstieg aus Coronarestriktionen. Das Land werde “sehr wahrscheinlich” ab Montag Beschränkungen lockern, sagte Gesundheitsminister Jan Blatny in einem Zeitungsinterview. Dann könnten Läden, Restaurants und Dienstleister unter Auflagen wieder öffnen. Das Kabinett tritt Sonntag zusammen um eine Entscheidung zu treffen.

In Russland hat die tägliche Zahl der Coronatoten erstmals die Marke von 500 überschritten. Landesweit steigen die Infektionszahlen, und die Zunahme der Covid-19-Patienten belastet die Kliniken. Bislang ist Russland in der zweiten Pandemiewelle vor einem weitreichenden Lockdown zurückgeschreckt.

Deutschland hat nach Angaben der Johns Hopkins Universität vom Mittwochmorgen in den zurückliegenden 24 Stunden 16.370 Corona-Neuinfektionen und 372 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Seit Beginn der Pandemie wurde das Virus in der Bundesrepublik damit bei insgesamt 963.192 Personen festgestellt. Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg auf 14.832.

Laut Robert Koch Institut am Vorabend lag die Reproduktionszahl, der sogenannte 4-Tage-R-Wert, bei 0,87, nach 1,04 am Vortag. Das R-Maß gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt; die Zahl sollte unter 1,0 liegen, um eine exponentielle Ausbreitung zu verhindern, die das Gesundheitssystem überfordern könnte.

(Ergänzt um von der Leyen, Tschechien)

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