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Deutsche-Bank-Chef Sewing schaltet trotz tiefroter Zahlen auf Angriff

Auch ein Minus von 5,7 Milliarden Euro kann dem CEO die Stimmung nicht verderben. Er trimmt die Bank auf Wachstum. Die Aktie ist größter Dax-Gewinner.

„Wir wollen unsere Marktposition nicht mehr nur verteidigen, wir wollen sie wieder ausbauen.“ Foto: dpa
„Wir wollen unsere Marktposition nicht mehr nur verteidigen, wir wollen sie wieder ausbauen.“ Foto: dpa

Die Zahl sieht auf den ersten Blick erschreckend aus. 5,7 Milliarden Euro Verlust hat die Deutsche Bank im vergangenen Jahr eingefahren – noch ein bisschen mehr, als die Analysten befürchtet hatten. Die Bank selbst spricht von einem Nettoverlust von 5,3 Milliarden Euro, weil sie Zinszahlungen für sogenannte Nachranganleihen herausrechnet.

Überraschend kommen die tiefroten Zahlen aber nicht. Seit Vorstandschef Christian Sewing im vergangenen Sommer seinen tief greifenden Sanierungsplan auf den Weg brachte, war klar, dass beim größten heimischen Geldhaus die Bilanz noch einmal deutlich schlechter würde, bevor sie sich endlich bessern soll.

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Sewing hatte aber auch gute Nachrichten im Gepäck – und gab sich trotz des hohen Verlusts kämpferisch: „Wir sind auf gutem Weg, unsere Strategie greift“, versicherte er. Die Bank liege mit der Sanierung nicht nur im Plan, sondern habe in manchen Bereichen sogar mehr abgearbeitet als prognostiziert. Die Kosten für den bis 2022 laufenden Umbau seien bereits zu 70 Prozent verbucht.

Die künftige Kernbank habe das operative Ergebnis gesteigert. 2020 gehe es nicht mehr darum, Marktanteile zu verteidigen, sondern darum, neue zu gewinnen. Für dieses Jahr peilt das Institut immerhin vor Steuern eine schwarze Null an.

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Doch bei der Präsentation der Jahreszahlen in den Doppeltürmen an der Frankfurter Taunusanlage gab es auch genug enttäuschende Nachrichten. Sewing betonte zwar, dass die Bank an ihren Finanzzielen festhalte. Vielen Experten fehlt aber weiter der Glaube, dass seine Pläne wie geplant aufgehen. Bis 2022 verspricht der Vorstand den Investoren eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent. Analyst Andrew Coombs von der US-Bank Citi rechnet nur mit vier Prozent.

Die ersten Reaktionen von Analysten auf das Zahlenwerk fielen dennoch insgesamt ungewohnt zahm aus: „Die Deutsche Bank kommt bei der Restrukturierung voran, aber die Profitabilität bleibt ein Problem“, resümiert Kian Abouhossein von JP Morgan. Bankenexperte Coombs von Citi sprach von einem „gemischten Ergebnis“, das den Blick auf die Bank nicht wesentlich ändern werde.

Die Ratingagentur Moody’s hofft, dass das Geldhaus mit der Abarbeitung des Sanierungsplans „in ruhigeres Fahrwasser kommt“.

Am Ende entschlossen sich die Investoren am Donnerstag aber doch, das Glas als halb voll statt als halb leer zu sehen. Der Aktienkurs stieg bis zum Nachmittag um knapp vier Prozent – obwohl der Dax zugleich deutlich im Minus lag. Im zurückliegenden Monat hat die Deutsche Bank an der Börse um gut 15 Prozent zugelegt und gehört damit zu den erfolgreichsten Aktien im deutschen Leitindex.

Vor allem die Eigenkapitalausstattung der Bank hat viele Analysten positiv überrascht. Mit 13,6 Prozent ist die harte Kernkapitalquote zum Jahresende entgegen der Erwartung leicht gestiegen. Diese Nachricht dämpfte die Angst einiger Investoren, dass die Bank zur Bewältigung ihres ehrgeizeigen Umbauplans doch noch eine Kapitalerhöhung braucht.

Finanzvorstand James von Moltke sprach von einem „gesunden Puffer“, der den Spielraum für negative Überraschungen erhöhe. Dennoch wollte von Moltke keine optimistischere Prognose wagen, wie sich die Eigenkapitalausstattung weiter entwickeln wird.

Zuvor hieß es, dass die Quote auf bis zu 12,5 Prozent absinken könnte. Vorstandschef Sewing sieht jetzt „Spielraum, vielversprechenden Geschäftsbereichen ein kleines bisschen mehr Eigenkapital zur Verfügung zu stellen“.

Zur Beruhigung trug auch bei, dass die seit Jahren anhaltende Erosion der Erträge nicht noch schlimmer als befürchtet ausfiel. Die Einnahmen schrumpften 2019 noch einmal um 8,5 Prozent auf 23 Milliarden Euro. Bis 2022 erwartet der Vorstand Einnahmen von rund 24,5 Milliarden Euro. Die Analysten gehen im Schnitt von gut zwei Milliarden Euro weniger aus.

Sewing hatte im vergangenen Sommer einen radikalen Umbauplan für das größte heimische Geldhaus auf den Weg gebracht, der voraussichtlich 18.000 Jobs kosten wird. Bis 2022 sollen die Kosten auf 17 Milliarden Euro sinken. 2019 legte die Bank hier mit bereinigt 21,5 Milliarden Euro eine Punktlandung hin.

Gute Geschäfte im Investmentgeschäft

Die Frankfurter besinnen sich pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum wieder stärker auf ihre Wurzeln und wollen vor allem auf das Geschäft mit Unternehmenskunden setzen. Aber auch die anderen „stabilen“ Bereiche wie das Privatkundengeschäft und das Asset-Management will der Vorstandschef zu Wachstumstreibern ausbauen. Dagegen soll der Anteil des schwankungsanfälligen Investmentbankings schrumpfen.

Aber im vierten Quartal 2019 lief es vor allem für die Investmentbank gut. Die Erträge im wichtigen Handel mit Anleihen, Devisen und Derivaten stiegen um fast ein Drittel auf 1,2 Milliarden Euro. Die Bank profitierte dabei ähnlich wie die US-Konkurrenz am Jahresende von einer deutlich besseren Stimmung an den Kapitalmärkten.

Im Gesamtjahr 2019 verdiente die Investmentbank vor Steuern 433 Millionen Euro, etwa 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereinigt um Sondereffekte und Umbaukosten wären es 863 Millionen Euro gewesen.

Aber auch die Kunden fassen offenbar wieder mehr Vertrauen zur Deutschen Bank. „Die Unsicherheit, die es um unsere Geschäftsbereiche gab, ist nun vom Tisch. Das ist wichtig für unsere Kunden, genauso wie für unsere Mitarbeiter“, sagte Mark Fedorcik, der das Investmentbanking seit Juli leitet, dem Handelsblatt.

„Es gab viel Lärm um die Bank, was die Kunden zunächst abgeschreckt hat“, meint Handelschef Ram Nayak. Die Schlagzeilen zum Geldwäscheskandal rund um die Danske Bank und um die Razzien in der Frankfurter Zentrale seien nun aber abgeebbt. „Viele Kunden kommen zurück“, so Nayak. „Die 100 größten Kunden weltweit haben ihr Handelsvolumen deutlich vergrößert.“

Die neue US-Chefin der Bank, Christiana Riley, betont, dass sich die Frankfurter nicht aus den USA zurückziehen werden. Vor der neuen Strategie im vergangenen Frühjahr hatte es entsprechende Spekulationen gegeben. Anders als in Europa wachse der US-Markt weiter, erläuterte Riley. Die Bank könne es sich nicht leisten, den weltweit größten und vielseitigsten Kapitalmarkt zu vernachlässigen.

Finanzchef von Moltke, dessen Vertrag gerade um drei Jahre verlängert wurde, betonte: „Die USA werden in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle beim Gewinnwachstum spielen.“

Gut lief es auch im Asset-Management, für das vor allem die Fondstochter DWS zuständig ist. Am Ende des Jahres stand hier ein Vorsteuergewinn von 468 Millionen Euro, ein Anstieg um 27 Prozent. Dagegen sorgten die Unternehmensbank und das Privatkundengeschäft für lange Gesichter. Beide Bereiche hätten die Erwartungen verfehlt, meint Citi-Analyst Coombs.

Die Erträge fielen jeweils um rund fünf Prozent. Die Unternehmensbank verdiente im Gesamtjahr vor Steuern 137 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit 419 Millionen gerechnet. Das Privatkundengeschäft rutschte vor Steuern mit 265 Millionen Euro in die roten Zahlen, erwartet hatten Analysten eine schwarze Null. In Deutschland schnitt das Privatkundengeschäft besonders schwach ab. „Die Bank muss in ihrem Kerngeschäft deutlich besser werden, damit am Markt die Zuversicht steigt“, warnt JP-Morgan-Analyst Abouhossein.

Sewing verteidigt Boni

Wegen der Milliardenverluste verzichten Sewing und seine Vorstandskollegen für 2019 auf einen Teil ihrer Vergütung. Der Bonustopf für das Topmanagement schrumpft auf 13 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatten sie noch doppelt so viel bekommen.

Kritiker der Bank hatten einen Komplettverzicht gefordert, auch weil die Aktionäre für 2019 nicht mit einer Dividende rechnen können. Sewing hielt dagegen: „Wir müssen attraktiv bleiben für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die überlegen, zur Deutschen Bank zu kommen“, sagte er.

Das gelte auch für den Vorstand. Das Management habe alle seine Ziele erreicht und hätte auf Basis des Vergütungssystems einen Anspruch auf seine volle variable Vergütung gehabt. „Das Vergütungssystem ist so von der Hauptversammlung mit überwältigender Mehrheit beschlossen worden“, betonte der Vorstandschef.

Unklar ist noch, auf wie viel Boni die übrigen 87 600 Deutsch-Banker verzichten müssen. Die variable Vergütung für 2019 werde geringer als 2018 sein, aber wettbewerbsfähig, sagte Sewing nur. In Finanzkreisen heißt es, dass der gesamte Bonuspool voraussichtlich um rund 20 Prozent schrumpfen werde.