Deutsche Bank: Bund will CoBa-Fusion bis Mai – UPDATE: Scholz dementiert
Der Druck auf die Deutsche Bank und die Commerzbank steigt: Eine Fusion der beiden Institute könnte bereits in den kommenden Wochen auf den Weg gebracht werden, heißt es nun in einem Medienbericht. Grund für die Eile soll demnach auch die nahende Europawahl Ende Mai sein. Inzwischen hat sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz dazu geäußert.
Dabei hat er die Berichte über einen staatlich verordneten Zusammenschluss als „Spekulation“ bezeichnet. Man diskutiere die Lage der Finanzindustrie und die Entwicklung des Bankensektors, so Scholz. Dabei bestätigte er frühere Äußerungen, wonach ein starkes Bankensystem für die deutsche Industrie unerlässlich sei. Berichte, wonach die Altlasten von Deutscher Bank und Commerzbank im Zuge einer Fusion bei einer Bad Bank abgeladen werden sollen, wies er ebenfalls zurück.
Medienbericht: Bund drückt aufs Tempo
Die Wirtschaftswoche (WiWo) hatte zuvor meldet, dass die Regierung den Druck auf die beiden Institute erhöht und als Grund auf die Europawahl im Mai verwiesen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Politik anschließend für längere Zeit mit sich selbst beschäftigt ist. Wegen der erforderlichen Zustimmung der EU-Behörden sei es daher sinnvoll, den Zusammenschluss vorher auf den Weg zu bringen. „Wenn es bis dahin keine Einigung gibt, ist das Thema durch“, sagte ein Insider dem Magazin.
Darüber hinaus wächst offenbar die Angst, ein ausländischer Konkurrent könnte der Fusion zuvorkommen und die Deutsche Bank übernehmen. Im schlimmsten Fall drohe dann die Zerschlagung, denn die Einzelteile seien deutlich wertvoller als der gesamte Konzern. Alleine das Privatkundengeschäft und der fast 80-prozentige Anteil an der Fondstochter DWS sei derzeit 16 Milliarden Euro wert, was in etwa dem Börsenwert der Deutschen Bank entspricht. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein ausländischer Wettbewerber zuschlägt“, so ein Insider.
Einer der Gründe sei die Europawahl im Mai. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Politik anschließend für längere Zeit mit sich selbst beschäftigt ist. Wegen der erforderlichen Zustimmung der EU-Behörden sei es daher sinnvoll, den Zusammenschluss vorher auf den Weg zu bringen. „Wenn es bis dahin keine Einigung gibt, ist das Thema durch“, sagte ein Insider dem Magazin.
Vor diesem Hintergrund hält man den Zusammenschluss mit der CoBa in Berlin ganz offensichtlich für die bessere Option. Die Deutsche Bank würde das Thema dagegen am liebsten wegschweigen – Vorstandschef Christian Sewing sagte bei der Vorlage der Zahlen am vergangenen Freitag keinen Ton zu den Fusionsgerüchten.
Risiken überwiegen
Nach Einschätzung des AKTIONÄR würde der Zusammenschluss allenfalls Kostenvorteile und Einsparpotenzial bieten. Im Gegenzug würden jedoch die Komplexität und die Risiken steigen. Zudem würde durch die Fusion der beiden angeschlagenen Institute nicht automatisch ein „nationaler Champion“ entstehen – bestehende Probleme wie die mangelnde Profitabilität würden sich dadurch wohl kaum in Wohlgefallen auflösen. Die bisherigen Äußerungen der EZB-Bankenaufsicht deuten außerdem darauf hin, dass die Banken ihre Investoren im Vorfeld erneut um frisches Kapital bitten müssten.
Auf der Watchlist
Entsprechend reserviert reagieren die Anleger am Freitagvormittag auf den WiWo-Bericht. Die Aktie der Deutschen Bank gehört erneut zu den größten Verlierern im DAX, die Commerzbank tritt mit moderaten Verlusten nahezu auf der Stelle. Bereits am Donnerstag hatten beide Bank-Aktien Federn lassen müssen und Rückschläge im Chart erlitten. DER AKTIONÄR rät dazu, die weitere Entwicklung beider Aktien an der Seitenlinie abzuwarten.