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Dax erholt sich vom turbulenten Handel – Wirecard rutscht weiter ab

Die Varta-Aktie legt deutlich zu und setzt damit Hedgefonds unter Druck. Gerüchte zu einem wichtigen Dubai-Partner drückt die Wirecard-Papiere tief ins Minus.

Nachhaltige Entspannung ist an den Märkten noch nicht in Sicht. Foto: dpa
Nachhaltige Entspannung ist an den Märkten noch nicht in Sicht. Foto: dpa

Anleger können zum Ende der Börsenwoche aufatmen: Der Dax schloss 1,2 Prozent im Plus bei 10.465 Zählern. Das Tageshoch lag bei 10.547 Punkten.

Der gestrige Handelstag war nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Zwischenzeitlich fiel der deutsche Leitindex auf 10.160 Zähler und ging aber letztendlich mit einem Minus von „nur“ zwei Prozent aus dem Handel.

Laut Charttechnik verlief der gestrige Handel eher positiv, weil das Börsenbarometer den wichtigen Unterstützungsbereich von 10.300 Zählern erfolgreich getestet hat.

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Und die Anlegerstimmung behielt recht. Verhaltensökonom Joachim Goldberg hatte nach der Auswertung der Sentimentumfrage der Börse Frankfurt am Mittwochnachmittag eine hohe Nachfrage im Bereich von 10.100 und 10.200 Dax-Punkten ausgemacht, die zunächst deutliche Kursverluste verhindern dürfte. Das deckt sich mit dem gestrigen Tagestief von 10.160 Zählern.

Laut Goldberg ist der Markt sogar in einer guten Verfassung und bietet weiterhin gute Aussichten für höhere Kurse. Daran mag man nach den gestrigen Turbulenzen aber nicht denken. Und schon gar nicht an den anderen Teil seiner Prognose: Sollte der deutsche Leitindex die Marke von 11.000 Zählern überwinden, müssten die Investoren diesen Kursgewinnen hinterherlaufen. Dann könnte der Dax rasant weitersteigen, es käme möglicherweise zu einem sogenannten „Short Squeeze“.

Den Markt stützen tendenziell positive Konjunkturdaten aus China: Zumindest die Industrie im Reich der Mitte erholt sich, die Produktion legte im April im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent zu. Das ist der erste Anstieg in diesem Jahr.

Allerdings fiel der Einzelhandelsumsatz in China im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent, eine negative Überraschung. Die Wirtschaft fährt immer noch zweigleisig, von einer Erholung aller Bereiche ist noch nichts zu sehen.

Was auch interessant ist: Der Markt hat sich an das Poltern von US-Präsident Donald Trump nach fast vier Jahren allmählich gewöhnt. Trump stellte in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem Sender Fox sogar einen Abbruch der Beziehungen zu China in den Raum. Doch die US-Börsen drehten nach dieser Aussage dennoch ins Plus, auch die Währungen blieben stabil.

Wirecard mit deutlichem Verlust

Es vergeht kaum ein Tag ohne neue Nachrichten zur Wirecard-Aktie, die am Nachmittag in der Spitze neun Prozent Verlust einfuhr, letztlich aber mit einem Minus von 7,6 Prozent den Börsentag beendete. Händler verwiesen auf eine Twitter-Meldung einer bekannten Wirecard-kritischen Internetseite, wonach der 2019 in die Diskussion geratene wichtige Drittpartner aus Dubai, Al Alam, seine Tore geschlossen habe.

Aus Konzernkreisen verlautbarte am Nachmittag auf Handelsblatt-Anfrage, dass Al Alam lediglich eine Tochter in Dubai geschlossen habe. Grund sei ein „Re-Branding“ aufgrund einer Geschäftsverlagerung. Al Alam selbst bleibe als Unternehmen bestehen. Wirecard sei von dem Schritt nicht betroffen.

„Die Wirecard AG wurde von ihrem Geschäftspartner Al Alam darüber informiert, dass dieser sein Geschäft auf andere Konzerngesellschaften innerhalb seiner Dachorganisation überträgt und die Gesellschaft Al Alam Solution Provider FZ LLC geschlossen wird“, erklärte Wirecard am Abend auf seiner Homepage. „Das Unternehmen reagiere damit auf den entstandenen Reputationsschaden durch die öffentliche Hinterfragung seiner Integrität. Der Wirecard AG entsteht durch diese Übertragung auf eine andere Gesellschaft keine Beeinträchtigung ihrer Abwicklungsfähigkeit oder bei den Transaktionsvolumina.“

Eine weitere Nachricht mit Wirecard-Bezug, die am Freitag diskutiert wurde, betraf die Fondsmanager der DWS: Diese haben ihre Positionen des Zahlungsdienstleisters per 30. April in den wichtigsten Deutschland-Fonds mehr als halbiert. Darüber hatte zuerst das Internetportal „Finanz-Szene.de“ berichtet.

Im 3,6 Milliarden Euro schweren DWS Deutschland-Fonds von Tim Albrecht sank die Gewichtung besonders stark von noch 10,9 Prozent Ende März auf noch 4,8 Prozent am Ende April. Am 28. April hatte die DWS gemeldet, dass der Anteil mit 4,47 Prozent unter die wichtige Schwelle von fünf Prozent gefallen ist. Das geschah wenige Tage nach der Veröffentlichung des KPMG-Prüfberichts, der Schwächen beim Zahlungsdienstleister offengelegt hatte.

Und noch eine Nachricht trieb Wirecard-Anleger um: Es wird laut der Finanzaufsicht Bafin kein Leerverkaufsverbot bei Wirecard-Aktien geben. Denn Hedgefonds haben in den vergangenen Wochen ihre Wetten auf einen Kurseinbruch der Wirecard-Aktie kräftig erhöht, die im Bundesanzeiger veröffentlichten Netto-Leerverkaufspositionen sind auf mindestens 10,4 Prozent gestiegen. Die Quote ist extrem hoch, umgerechnet sind das 12,83 Millionen Aktien. Doch es dürften mehr sein. Im Bundesanzeiger müssen die Geschäfte erst veröffentlicht werden, wenn die Schwelle von 0,5 Prozent überschritten wird.

Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf fallende Kurse. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust.

Dass Deutschland im Zuge der Coronakrise in eine Rezession gerutscht ist, überraschte keinen Anleger mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent. Der Rückgang ist im Quartalsvergleich der mit Abstand stärkste seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 und der zweitstärkste seit der deutschen Wiedervereinigung.

Termine heute

Auch am heutigen Freitag kommen wichtige Indikatoren aus den USA: Dort stehen am Nachmittag Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion und das aktuelle Verbrauchervertrauen an.

Außerdem richten Investoren ihre Aufmerksamkeit auf die US-Einzelhandelsumsätze, bei denen Analysten für April ein Minus von zwölf Prozent prognostizieren. Der US-Großbank JP Morgan zufolge brachen die Kreditkartenumsätze ihrer Kunden im März und Anfang April sogar um 40 Prozent ein.

Blick auf Einzelwerte

Varta: Der Batteriehersteller ist robust in das neue Geschäftsjahr gestartet, was der Aktie ein Plus von 12,3 Prozent bescherte. Bislang sieht das Unternehmen noch keine Hinweise, dass es negative Auswirkungen durch die Corona-Pandemie gibt. Das Unternehmen profitierte vor allem von einer starken Nachfrage nach wiederaufladbaren Lithium-Ionen Zellen für Unterhaltungsprodukte wie etwa kabellose Premium-Kopfhörer.

Die einstige Lieblingsaktie vieler Anleger mit deutlichen Kurszuwächsen im vergangen Jahr ist mittlerweile in den Fokus von Hedgefonds gerutscht, die auf fallende Kurse spekulieren. Doch nun stehen fünf Hedgefonds unter Druck, rund 2,65 Millionen Aktien zu kaufen.

Denn die Fonds haben die Varta-Aktie leerverkauft, wie es in der Fachsprache heißt. Sie setzen also auf fallende Kurse bei dem Papier. Dafür haben sie sich bislang 2,65 Millionen Aktien von Varta-Aktionären wie beispielsweise Investmentfonds geliehen und verkauft. Doch um diese Aktien wieder zurückzugeben, müssen sie vorher wieder kaufen. Natürlich möglichst zu einem niedrigeren Kurs.

Bei einem durchschnittlichen Handelsvolumen im vergangenen Monat von rund 280.000 Stück pro Tag (Durchschnittswert der vergangenen drei Monate) muss dieser Rückkauf wohldosiert werden, damit der Varta-Kurs nicht rasant weiter ansteigt und die Hedgefonds unter Druck setzt. Denn die wollen die Papiere günstig zurückkaufen.

Shop-Apotheke: Eine Kursziel-Anhebung beflügelt die Aktie, die um 3,7 Prozent anstieg. Die Analysten der Barclays Bank hoben ihr Kursziel für die Titel der Online-Apotheke auf 95 von 68 Euro an.

Gea: Ein Rekord-Auftragseingang und bekräftigte Gesamtjahresziele ermuntern Anleger zum Einstieg bei Gea. Die Aktien des Maschinenbauers stiegen um 10,1 Prozent.

Blick auf andere Assetklassen

Das Pfund gibt nach dem Abschluss der jüngsten Brexit-Verhandlungsrunde mit der Europäischen Union nach. Die britische Währung notierte 0,4 Prozent schwächer bei 1,1267 Euro beziehungsweise 1,1271 Dollar. Der britische Chef-Unterhändler David Frost sagte, er bedauere, dass es kaum Fortschritte bei einem Abkommen über die künftigen Beziehungen seines Landes mit der EU gegeben habe. Er forderte die EU zu Zugeständnissen auf.

Der Goldpreis springt auf ein neues Rekordhoch, allerdings lediglich in der europäischen Gemeinschaftswährung gerechnet. Die neue Bestmarke liegt nun bei 1608,82 Euro je Feinunze.

„Letztlich sollte der Goldpreis in Euro das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben“, meinen die charttechnischen Analysten der Großbank HSBC. Sollte das gelbe Edelmetall auch die Marke von 1613 Euro überwinden, läge das nächste rechnerische Kursziel bei 1950 Euro.

Auch in Dollar gerechnet ist Gold im Aufwärtstrend und steigt am heutigen Freitag weiter. Mit dem neuen Tageshoch von 1746 Dollar je Feinunze war das Rekordhoch von 1921 Dollar aus dem Jahr 2011 nicht mehr weit entfernt.

Am gestrigen Donnerstag stiegen auch die Bestände der vom Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg erfassten Bestände der börsengehandelte Indexfonds (ETFs) um knapp elf Tonnen. Die müssen Gold hinterlegen, wenn Anleger in den Fonds investieren. Seit Monatsbeginn summieren sich die ETF-Zuflüsse bereits wieder auf 64 Tonnen. Damit steuert der Mai auf ähnlich starke Zuflüsse zu wie die beiden vorherigen Monate.

Nicht nur die Charttechnik spricht für weiter steigende Kurse, sondern beispielsweise die gesamte Diskussion über Negativzinsen in den USA. Indikatoren wie die sogenannten „Fed Fund Futures“ preisen eine hohe Wahrscheinlichkeit für negative US-Leitzinsen im nächsten Jahr weiterhin ein. „Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde dies Gold einen weiteren massiven Schub geben“, meint Carsten Fritsch, Rohstoff-Analyst der Commerzbank.

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