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Dem Dax droht vor der Trendwende noch ein heftiger Ausverkauf

Europa muss seine Geldwäscheskandale in den Griff bekommen. Die deutschen Banken fordern, hierfür die EU-Institutionen zu stärken.

Der Streit um den italienischen Haushalt belastet die gesamte Euro-Zone, doch am deutschen Aktienmarkt geht es am Montag wieder aufwärts. Ist damit die Korrektur beendet? „Das fällt mir schwer zu glauben“, meint Börsenexperte Stephan Heibel.

Zwar verlief die Korrektur bislang wie in einem Schulbuch für Charttechnik: Der Dax näherte sich am vergangenen Freitag erneut dem bisherigen Jahrestief von 11.459 Punkten und konnte es so „testen“. Das wiederum gilt aus Sicht von technischen Analysten als gute Chance für eine Trendwende und damit für wieder steigende Kurse. „Der Markt ist mit dem Unterschreiten der 11.800 Punkte aber in einer ausgewachsenen Korrekturphase, da ist eine so schulbuchartige Korrektur für meinen Geschmack zu einfach“, hält der Börsenexperte dagegen.

Bereits vor einer Woche lautete seine Prognose, dass der deutsche Leitindex es schwer haben dürfte, die Marke von 11.800 Punkten zurückzuerobern. Heibel hielt steigende Kurse für nicht nachhaltig.

Basis für seine Einschätzungen ist das Handelsblatt-Dax-Sentiment, eine wöchentliche Umfrage unter mehr als 3200 Anlegern.

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Hinter solchen Erhebungen stehen – vereinfacht formuliert – zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, sind sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken. Für seine Prognose, wie sich der deutsche Leitindex in den kommenden Handelstagen entwickeln könnte, wertet Heibel zusätzlich weitere Indikatoren aus.

Doch wann endet nun die aktuelle Korrektur? „Erst dann, wenn die Panik im Markt viel größer ist, als wir es in der vergangenen Woche gesehen haben“, erläutert der Geschäftsführer des Analysehauses Animusx. Panikverkäufe müssten diejenigen Anleger aus dem Markt schwemmen, die spekulativ engagiert und nicht von der fundamental gesunden Verfassung ihrer Unternehmen überzeugt sind. Solch ein panikartiger Ausverkauf könne dann sehr schnell vonstatten gehen.

Eine Panik, ein Ausverkauf mit hohen Umsätzen im Abwärtstrend, ist aus Sentiment-Sicht ein wichtiger Indikator für eine bevorstehende Trendwende. Denn dann haben viele Investoren ihre Aktien verkauft, es reichen anschließend wenige Käufe, damit die Kurse wieder steigen. Gemeint sind die „zittrigen Hände“, wie Börsenaltmeister André Kostolany diese Investoren nannte.

Typischerweise geht ein panikartiger Ausverkauf wie folgt vonstatten: Nach einigen Tagen des nervenzehrenden Auf und Ab mit fallenden Tiefs eröffnet die Börse eines morgens deutlich tiefer und rauscht von dort aus weiter nach unten. Unlimitierte Verkäufe beschleunigen den Ausverkauf, bis irgendwann das Volumen abebbt. „Die Kursverluste enden dann, wenn keine neuen Verkaufsorders mehr in den Markt gegeben werden, und nicht, weil neue Kauforder aufgegeben werden“, erläutert Heibel.

Die ersten Kursgewinne kommen bei extrem niedrigem Handelsvolumen zustande, erst später kaufen langfristig orientierte Anleger vorsichtig nach. Das Volumen nimmt erst dann wieder zu, wenn der Dax deutlich höher notiert.

„Aus diesem typischen Drehbuch für das Ende einer Korrektur können Anleger auch ablesen, warum es den wenigsten gelingt, im absoluten Tief einzukaufen“, meint der Sentiment-Experte. Nur das Ende von Verkäufen zeige das absolute Tief an. „Bis Anleger das registriert haben, steht der Dax schon deutlich höher und fortan laufen alle den Kursen hinterher.“

Auch der Fünf-Wochen-Durchschnitt des Dax-Sentiments (siehe Grafik) notiert zwar bereits auf einem niedrigen Niveau, hat aber noch keinen extremen Wert erreicht. Da ist noch Luft nach unten. Dieser Indikator hat seit Beginn der Umfrage im September 2014 zuverlässige Einstiegssignale geliefert, wenn er einen unteren Extremwert erreicht hatte – so wie im Februar 2016 und im August des vergangenen Jahres.

Aus diesem Szenario können langfristig orientierte Anleger folgendes ableiten: „Wenn die Wahrscheinlichkeit ohnehin gering ist, das Tief zu treffen, dann können sie Aktien bereits jetzt kaufen, von denen sie Ende des Jahres deutlich höhere Kurse erwarten“, erläutert der Sentiment-Experte. Sie sollten „aber ausreichend Cash behalten, um im Falle einer länger andauernden Korrektur noch nachkaufen zu können“, ergänzt er seinen Ratschlag.

Unterschiedliche Situation auf den Weltmärkten

An den Märkten weltweit ergibt sich ein differenziertes Bild. Während sich in den USA institutionelle Anleger inzwischen gegen weiter fallende Kurse abgesichert haben, spekuliert Deutschland auf eine baldige Rückkehr zur Rally. Aus Sentiment-Sicht ist die Lage beim Dax damit gefährlicher als bei den US-Indizes. Fallende Kurse würden Anleger hierzulande unvorbereitet treffen, Panik wäre ziemlich leicht erzeugt.

„Es lohnt sich also, weiterhin vorsichtig zu sein“, lautet des Fazit von Heibel. Zu aktuellen Kursen könnten Investoren langfristige Positionen langsam und schrittweise aufbauen. Für kurzfristige Spekulationen auf steigende Kurse sollte ein heftigerer Ausverkauf abgewartet werden.

Umfrageergebnisse

Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen: Mit 55 Prozent (minus neun Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) sehen noch immer die meisten Anleger in der aktuellen Marktphase einen Abwärtsimpuls. Vereinzelt haben sie sich an das nun erreichte Niveau bereits gewöhnt und betrachten die Entwicklung als Seitwärtsbewegung (plus zehn Prozentpunkte auf 20 Prozent). Jeder Fünfte (minus ein Prozentpunkt) sieht in der aktuellen Dax-Entwicklung eine Bodenbildung. „Die Stimmung ist weiterhin extrem niedergeschlagen, wenngleich der Extremwert der Vorwoche ein wenig zurückgegangen ist“, analysiert Heibel.

Nur noch acht Prozent der Umfrageteilnehmer (minus ein Prozent) haben auf die starke Schwankung der vergangenen Börsenwoche spekuliert. Aber immerhin 34 Prozent (plus 13 Prozentpunkte) haben solch eine Entwicklung zum größten Teil erwartet. Kaum erfüllt sehen nun 31 Prozent (plus 14 Prozentpunkte) ihre Erwartungen der Vorwoche und nur noch 28 Prozent der Anleger (minus 25 Prozentpunkte) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der kurzfristigen Stimmung: Die extrem starke Verunsicherung unter den Anlegern, die vor einer Woche herrschte, ist ein wenig zurückgegangen, notiert aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Für den Dax in drei Monaten erwarten mit 31 Prozent (minus drei Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) die meisten Umfrageteilnehmer steigende Kurse. Doch 23 Prozent (plus ein Prozentpunkt) gehen von einer anhaltenden Korrekturphase an den Aktienmärkten aus, unverändert 14 Prozent erwarten eine anhaltende Bodenbildung. 28 Prozent der Investoren (plus ein Prozentpunkt) erwarten für den Dax auf dem aktuellen Niveau eine Seitwärtsbewegung. Der Zukunftsoptimismus ist damit ein wenig eingetrübt.

Entsprechend will nur noch jeder Vierte (minus vier Prozentpunkte) in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen. 17 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) hingegen wollen ihre Positionen verkleinern. Mit 58 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) ist das Lager derer, die vorerst abwarten wollen, weiterhin kleiner als in den meisten anderen Börsenphasen.

Was die anderen sagen

Das Euwax-Sentiment der gleichnamigen Stuttgarter Börse, an der vor allem Privatanleger handeln, ist auf den Wert 5,3 gestiegen und zeigt damit eine moderat bullische Positionierung an. Es liegen derzeit mehr Long- als Short-Produkte in den Depots der Privatanleger. Dieser Indikator wird anhand realer Trades mit Hebelprodukten auf den Dax berechnet

Profis, die an der Frankfurter Terminbörse Eurex handeln, sind ebenfalls auf die Long-Seite gewechselt. Mit einem Put/Call-Verhältnis von 1,3 sind die Profis stärker in Calls investiert als durchschnittlich während der vergangenen zwölf Monate.

In den USA sieht es ganz anders aus: Dort ist Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE stark angesprungen, zeigt also starke Absicherungskäufe der Anleger an. Investoren rechnen offensichtlich mit einer längeren Korrektur und möchten die bislang erzielten Jahresgewinne nicht abgeben. Vor gut einer Woche war die Investitionsquote der US-Fondsmanager um 30 Prozentpunkte auf nur 53 Prozent eingebrochen.

Was bei diesem Einbruch eine Rolle gespielt haben könnte: Einige Hedgefonds ermöglichen es ihren Investoren nur einmal im Jahr, Geld aus dem geschlossenen Hedgefonds abzuziehen. Und zwar im Monat Oktober. Nun ist die Investitionsquote wieder auf 68 Prozent angestiegen, befindet sich also auf den ersten Blick wieder auf dem Weg zur Normalisierung. „Vorsicht bei der Interpretation dieses Wertes“, warnt Heibel jedoch. Anleger könnten auch ihr Kapital aus den Fonds abgezogen haben. Allein dadurch würde der Anteil des investierten Kapitals am Gesamtwert des Fonds steigen.

Die Bulle/Bär-Quote der US-Privatanleger ist auf minus ein Prozent gefallen, zeigt aber weiterhin eine relativ neutrale Verfassung an.

Der auf technischen Marktdaten basierende „Angst-und-Gier-Index“ der US-Aktienmärkte zeigt mit zwölf Prozent weiterhin extreme Angst an. Vor einer Woche lag dieser Wert bei nur fünf Prozent. Alle Werte unterhalb von 25 Prozent werden als sogenannte extreme Angst interpretiert. Diese gilt aus aus Sentiment-Sicht als Kontraindikator, weil bereits viele Anleger ihre Aktien verkauft haben und der Verkaufsdruck nicht mehr so groß sein kann. Andere kurzfristigere Indikatoren signalisieren eher eine Gegenbewegung am US-Aktienmarkt.

Die Sentimentumfrage der Börse Frankfurt ergibt ein ähnliches Bild. Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der die Umfrage am vergangenen Mittwoch ausgewertet hat, glaubt, dass bei weiteren Kursgewinnen die bullishen Engagements schnell wieder glattgestellt würden. International seien deutsche Aktien im Moment „nicht mehr erste Wahl“.

Auch die Analysten von Sentix stellen fest, dass es trotz der günstigeren Kurse keine Rückkaufneigung entsteht. „Die Risikoaversion nimmt spürbar zu“, meinen die Experten. „Der Markt ist nervös, aber keinesfalls ängstlich gestimmt. Eine finale Marktbereinigung hat noch nicht stattgefunden.“

Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine kostenlose Erinnerungsmail eintragen. Sie erhalten automatisch eine E-Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.