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EZB-Notenbanker frustrieren die Anleger: Dax schließt im Minus

Die Worte von Mario Draghi haben den Dax nach unten gedrückt. Es scheint, als seien die Anleger von den geldpolitischen Beschlüssen der Euro-Notenbank auf dem falschen Fuß erwischt worden. Der Dax büßte umgehend seine Gewinne ein und konnte sie bis Handelsschluss nicht mehr aufholen. Er beendete den Tag mit einem Minus von 0,2 Prozent beim Stand von 11.953 Punkten.

Die EZB erklärte am Donnerstag, die Zinsen im Euro-Raum weiter auf niedrigem Niveau halten zu wollen. Eine Erhöhung der Zinsen sei frühestens Mitte 2020 denkbar. Die Zinswende könnte aber, falls nötig, noch weiter nach hinten verschoben werden, hieß es im Anschluss an die EZB-Sitzung im litauischen Vilnius. Bislang hatte die Notenbank erklärt, das aktuelle Zinsniveau mindestens bis Jahresende 2019 halten zu wollen.

Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibt bei 0,0 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit März 2016. Auch den Einlagensatz beließen die Währungshüter auf dem bisherigen Niveau von minus 0,4 Prozent. Geldhäuser müssen damit weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken.

Stattdessen griffen Anleger bei europäischen Anleihen zu. Die Kurse zehnjähriger Bonds aus Frankreich, Spanien und Portugal beispielsweise legten kräftig zu, ebenso Anleihen aus den Niederlanden. Im Gegenzug sanken die Renditen. Auch der Euro verzeichnete Zuwächse von 0,8 Prozent. Italienische Bonds wiederum reagierten verhaltener. Dort spiegeln die erhöhten Refinanzierungskosten die Unsicherheit der Investoren wider.

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Auch die Rendite zehnjähriger Bonds aus Deutschland ging weiter zurück. Die Bundesanleihe war bereits am Vormittag auf ein neues Allzeittief von minus 0,234 Prozent gefallen. Aus Sicht von charttechnischen Analysten ist damit der Boden aber nicht erreicht, sie halten eine Rendite von minus 0,4 Prozent für möglich.

Am Mittag war vor allem die Aktie der Commerzbank in den Blickpunkt geraten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, das Bundesfinanzministerium zeige sich offen für einen möglichen Zusammenschluss der Commerzbank mit der niederländischen ING.

Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra habe darüber bereits mit Finanzstaatssekretär Jörg Kukies gesprochen. Die Gespräche seien aber noch in einer sehr frühen Phase. Der Bund ist mit 15,6 Prozent an der Bank beteiligt. Die ING in Amsterdam wollte den Medienbericht nicht kommentieren. Zuletzt waren Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank nach mehrwöchigen Sondierungen gescheitert.

Positive Impulse für den Aktienmarkt kamen am Donnerstag von der durch die globalen Handelsstreitigkeiten und die schwache Weltkonjunktur gebeutelten deutschen Industrie: Sie erhielt im April den zweiten Monat in Folge mehr Aufträge. Das Neugeschäft wuchs um 0,3 Prozent zum Vormonat, Ökonomen hatten mit 0,1 Prozent gerechnet.

Auch die Wirtschaft in der gesamten Euro-Zone entwickelte sich im ersten Quartal positiv: Nur in Lettland ging in den ersten drei Monaten die Wirtschaftsleistung zurück. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der gesamten Euro-Zone sei im ersten Quartal um 0,4 Prozent zum Vorquartal gewachsen, teilte das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg nach einer dritten Schätzung mit. Damit bestätigte die Behörde wie erwartet eine vorherige Erhebung. Im vierten Quartal 2018 war die Wirtschaft nur um 0,2 Prozent gewachsen.

Zuletzt hatte die Hoffnung auf eine Lockerung der Geldpolitik insbesondere in den USA weltweit die Kurse gestützt. Der Dax schloss drei Tage in Folge mit Gewinnen, auch der Euro Stoxx 50 und die US-Indizes legten zu.

Sentimentexperte Joachim Goldberg sieht den Markt allerdings derzeit in einer Seitwärtsverfassung. Steigt der Dax, würden die neuen Optimisten zwischen 12.100 und 12.200 Punkten vermutlich ihre Gewinne realisieren wollen, meint der Verhaltensökonom nach Auswertung der Umfrage der Börse Frankfurt. Fallen die Kurse hingegen, gebe es Kaufinteresse zwischen 11.700 und 11.750 Punkten. Denn: Aktuell warten rund 30 Prozent der institutionellen Investoren an der Seitenlinie auf den Einstieg.

Bereits vor einer Woche lag Goldberg richtig, als er den Bereich zwischen 11.600 und 11.700 Zählern als Unterstützung sah. Die Frankfurter Benchmark fiel am Montag auf 11.620 Zähler, um anschließend eine kurzfristige Rally zu starten.

Einzelwerte im Überblick

Commerzbank: Die Aktie des Geldhauses, das im vergangenen Jahr aus dem Dax abgestiegen war, gewann nach den Gerüchten über eine Fusion mit der niederländischen Bank ING umgehend mehr als vier Prozent auf gut 6,60 Euro. Am Nachmittag aber drehten die Papiere wieder ins Minus und gingen mit einem Minus von 1,3 Prozent aus dem Handel.

Fiat Chrysler: Nach der geplatzten Fusion mit Renault verloren die Aktien von Fiat Chrysler zunächst mehr als drei Prozent, arbeiteten sich zuletzt aber wieder ins Plus vor.

Renault: Die Aktien des französischen Autobauers gaben gut sieben Prozent nach. Damit bewegen sich die Papiere der Franzosen wieder nahe dem tiefsten Niveau seit Herbst 2014, nachdem die Hoffnung auf eine Fusion mit Fiat Chrysler sie zuletzt noch über 58 Euro getrieben hat.

Deutsche Wohnen: Berichte über ein geplantes Verbot von Mieterhöhungen in Berlin haben bei Aktionären für lange Gesichter gesorgt. Die Papiere des Berliner Wohnungsunternehmens verloren annähernd acht Prozent. Auch andere Immobilienwerte wie Vonovia, LEG Immobilien oder Aroundtown gehörten zu den Verlierern. Um den Anstieg der Wohnungsmieten aufzuhalten, sollen den Berichten zufolge die Mieten fünf Jahre lang nicht mehr steigen dürfen.

Grenke: Die Titel des Finanzdienstleisters stiegen nach der Entscheidung für einen MDax-Aufstieg um annähernd drei Prozent.

Aviva: Der neue CEO der britischen Versicherungsgesellschaft Aviva, Maurice Tulloch, macht beim Umbau des Unternehmens Ernst. Tulloch plant, knapp 2000 Stellen zu streichen und das Unternehmen zu splitten. Die Anleger belohnten die Pläne zwischenzeitlich mit einem Plus von drei Prozent.

Was die Charttechnik sagt

Der Dax hat Ende vergangener Woche die 200-Tage-Linie getestet und den Test erfolgreich überstanden. Diese Linie findet bei langfristigen Investoren Beachtung. Am Mittwoch gelang dem deutschen Leitindex zumindest zeitweise, sich etwas deutlicher von der für den mittelfristigen Trend relevanten 55-Tage-Linie (aktuell bei 11.962 Zählern) nach oben abzusetzen. In dem Bereich liegt auch mit 11.938 Punkten die sogenannte 50-Prozent-Korrekturmarke der Abwärtsbewegung von 13.596 (Allzeithoch Anfang 2018) bis 10.279 Zählern, die der Dax Ende Dezember 2018 erreichte.

Dennoch geben die Charttechniker der Landesbank noch keine grundsätzliche Entwarnung, auch weil sich 20 der 30 Dax-Werte in einem Abwärtstrend bewegen würden. Denn aus charttechnischer Sicht hat der Deutsche Aktienindex einen kräftigen Aufwärtsimpuls erfahren, aber noch keinen regelrechten Boden ausgebildet.

Für die technischen Analysten der Landesbank stellt die 55-Tage-Linie eine erste, wichtige Unterstützung dar. „Früher oder später ist deshalb mit einem erneuten Test der zentralen und jetzt wieder zurückeroberten Unterstützung bei 11.835 Punkten zu rechnen“, meinen die Experten des Onlinebrokers CMC Markets. Auf der oberen Seite liegt kurzfristig der erste Widerstand mit dem gestrigen Tageshoch bei 12.057 Zählern.

Analystencheck: Kepler Cheuvreux erhöht Kursziel für Lafarge-Holcim

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat das Kursziel für Lafarge-Holcim von 50 auf 52 Franken erhöht und die Einstufung auf „halten“ belassen. Nach den jüngsten Beteiligungsverkäufen sei es für den Baustoffkonzern an der Zeit, sich nach Wachstumsalternativen umzusehen, schreibt Analyst Josep Pujal in einer neuen Studie. Der Konzern entstand 2015 aus einer Fusion von Lafarge und Holcim und hat seitdem deutlich an Wert verloren.

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