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Düsseldorfer Bad Bank könnte verkauft werden

Die Erste Abwicklungsanstalt soll die Reste der zerschlagenen Landesbank WestLB verwerten. Damit kommt sie schneller voran als geplant. Erstmals wird auch über einen Komplettverkauf an Investoren nachgedacht.

Die Bad Bank der ehemaligen WestLB könnte ihre Aufgabe früher abschließen als geplant. Ursprünglich sollten alle Papiere aus dem Erbe der zerschlagenen Landesbank bis 2027 verkauft sein – nun könnte es deutlich schneller gehen. „Die Jahre 2020 plus X – das ist eine Option“, sagte der Vorstandssprecher der Düsseldorfer Ersten Abwicklungsanstalt (EAA), Matthias Wargers, am Donnerstag.

Während in der Vergangenheit nur einzelne Beteiligungen verkauft wurden, steht jetzt sogar erstmals eine Umwandlung der EAA im Raum. Würden die WestLB-Reste in eine „neue Rechtsform“ überführt, könnte die Gesellschaft als Ganzes von einem privaten Investor übernommen werden. Hierzu stelle man bereits interne Überlegungen an und tausche sich mit den Trägern aus, sagte Wargers. Gespräche mit externen Investoren würden aber noch nicht geführt.

Die EEA war Ende 2009 gegründet worden, um problematische Papiere der schwankenden WestLB, darunter risikoreiche Immobilienkredite und Staatsanleihen, zu verwerten. Diese galten in der Finanzkrise als schwer verkäuflich bis toxisch. Angesichts der grassierenden Niedrigzinsen sind Finanzinvestoren heute risikofreudiger als zuvor und kaufen auch schwierige Kredite auf.

Insgesamt übernahm die EAA von der WestLB ein laut eigener Berechnung rund 200 Milliarden Euro schweres Portfolio. Dessen Schrumpfung geht voran. Im Jahr 2016 reduzierte die EAA ihre Beteiligungen weiter. Vorstandschef Wargers bezifferte das Portfolio zum Jahresende auf rund 53 Milliarden Euro. Die EAA konnte damit rund drei Viertel des zwischen 2009 und 2012 von der WestLB übernommenen Portfolios abbauen.

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Natürlich könnte die EAA schon morgen die Arbeit einstellen, wenn sie alle Beteiligungen zu Spottpreisen auf den Markt werfen würde. Das widerspräche jedoch dem Ziel, das Portfolio mit möglichst geringen Verlusten für das Land und die Sparkassen zu verkaufen. Diese tragen als ehemalige WestLB-Eigner die Hauptlast der Zerschlagung, nachdem sich die einstmals größte Landesbank in der Finanzkrise heillos verzockt hatte. Fünf Milliarden Euro mussten sie 2008 in einer Rettungsaktion bereitstellen. EAA-Chef Wargers ist stolz, dass diese Garantien bislang nicht gebraucht wurden.

Tatsächlich hat die EAA 2016 sogar einen Mini-Gewinn gemacht; der Überschuss belief sich auf 10 Millionen Euro. „Die EAA schloss das fünfte Geschäftsjahr in Folge mit schwarzen Zahlen“, verkündete Wargers. „Das ist längst keine Selbstverständlichkeit, da mit dem fortschreitenden Portfolioabbau auch die Ertragsbasis der EAA geringer wird.“ Heißt: Je weniger Titel in den Büchern stehen, desto geringer sind die Einnahmen etwa aus Zinsen und Dividenden.

Unterstützend wirkten laut Wargers die Schadenersatzzahlung einer großen US-Bank im „hohen zweistellen Millionen-Bereich“. Rund zehn weitere Klagen gegen US-Banken, unter anderem wegen fehlerhafter Beratung der früheren WestLB, liefen noch. Obendrein konnten die Personalkosten gesenkt werden. Die schrumpfende EAA benötigt immer weniger Mitarbeiter, zuletzt noch 178. Weiteres Geld soll der anstehende Verkauf einer irischen Pfandbriefbank bringen.


Zweifel an Erfolgsgeschichte

Matthias Wargers sieht in der EAA eine große Erfolgsgeschichte, daran ließ er in Düsseldorf keinen Zweifel. Das Ende der WestLB solle nach wie vor mit einer „Schwarzen Null“ für den Steuerzahler besiegelt werden. Wie ambitioniert dieses Ziel ist, darüber lässt sich freilich streiten. Das Eigenkapital von drei Milliarden Euro ist etwa schon zu großen Teilen aufgebraucht, belief sich Ende 2016 nur noch auf 600 Millionen Euro. Der Bund hatte die Kapitalspritze 2010 zur Verfügung gestellt, um die Gründung der Bad Bank überhaupt erst zu ermöglichen.

Auch der Jahresgewinn von 10 Millionen Euro glänzt weniger, betrachtet man etwa den Erfolg der FMS Wertmanagement. Die Münchner Anstalt fungiert als Bad Bank für die berühmt-berüchtigte Pleitebank Hypo Real Estate. Das FMS-Team um Chef Stephan Winkelmeier erwirtschaftete mit einem Portfolio von nominal 176 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2016 einen satten Gewinn von 165 Millionen Euro, die Zahlen für das Gesamtjahr werden Anfang April präsentiert. „Die Münchner machen einfach einen exzellenten Job“, gibt EAA-Chef Wargers zu. Jedoch besitze die FMS auch ein anderes Portfolio mit vielen langlaufenden Staatsanleihen. Außerdem könne sie sich billiger Geld leihen, zu Bundeszinsen. Die EAA müsse sich zu Landeskonditionen refinanzieren.

Bankwirtschaftsexperten wie Professor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim haben dennoch Zweifel an der Erfolgsgeschichte EAA. „Den eigentlichen Erfolg oder Misserfolg der WestLB-Abwicklung kann man jetzt noch gar nicht beurteilen“, sagt Burghof. Was ihn stutzig macht: Die Bilanz der EAA ist gewaltig – ihre Ergebnisse fallen aber mehr als passgenau aus.

So hatte das Bankbuchportfolio aus Krediten und Wertpapieren Ende 2016 einen Nennwert von knapp 30 Milliarden Euro. Die Derivate, also Termingeschäfte im Handelsportfolio, waren nominal knapp 259 Milliarden Euro schwer. Ihren Marktwert bezifferte die EAA mit knapp 24 Milliarden Euro. Gewaltige Summen – und doch landete der EAA-Überschuss sowohl 2016 (zehn Millionen Euro) als auch 2015 (13 Millionen Euro) fast exakt bei der eigenen Zielmarke.

„Es erscheint zumindest verdächtig, dass man so genau die angepeilte Schwarze Null getroffen hat“, sagt Burghof. „Das Ergebnis ist entweder eine Punktlandung im Blindflug. Oder es hat keine wirkliche Substanz.“ Letztendlich hänge alles an der Methodik, mit der die Titel im Portfolio bewertet würden. Von außen seien die internen Bewertungsmodelle der EAA jedenfalls kaum zu überprüfen. „Für Erfolgsmeldungen ist es bei der WestLB-Abwicklung noch zu früh“, bilanziert Burghof.

Sollte die Abwicklung der WestLB reibungslos über die Bühne gehen, dürften Landespolitiker wie Sparkassen aufatmen. Viele sehnen sich nach einer Schlussstrich unter das traumatische Ende der einstigen Vorzeigebank. Das Finanzministerium hat die Horrorzahl eines 18-Milliarden-Euro-Schadens in den Raum geworfen. Die EAA-Leute arbeiten dafür, dass es nicht so kommt. „Das ist hier eine endliche Veranstaltung“, sagt ihr Chef Matthias Wargers. „Das wissen die Mitarbeiter.“