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Düstere Stimmung beim Immo-Oktoberfest: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jack Sidders über Investoren, die in ihre Maß weinen. — Abonnieren Sie den Newsletter Fünf Themen des Tages gratis direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

München in Moll

Das Wetter in München stimmte und die Sonne stand ungewöhnlich warm für die Jahreszeit über dem Oktoberfest. Feierstimmung wollte dennoch nicht aufkommen bei den Immobilieninvestoren, die in den letzten Tagen zur Expo Real strömten, dem Stelldichein der deutschen Branche in der bayrischen Landeshauptstadt. Das im Vergleich zu den vergangenen Boomjahren deutlich geschrumpfte Publikum traf sich vor dem Hintergrund eines Immobilienmarktes, der schon langsam deutlich die Bremsspuren von zehn Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zeigt.

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Eine Reihe von deutschen Bauträgern musste in letzter Zeit Insolvenz anmelden, gefangen zwischen einer galoppierenden Baukosteninflation, dem Pandemie-Nachspiel von Bauverzögerungen und einem in Schockstarre verfallenen Transaktionsmarkt, der ihre optimistischen Wetten darauf zunichte gemacht hat, dass die Käufer Schlange stehen würden, um ihre Projekte zu Rekordpreisen noch vor deren Fertigstellung zu kaufen.

Die gedrückte Stimmung lässt langsam auch die Heerscharen von Kleinanlegern aufwachen, die in der Ära des billigen Geldes ihr Geld in Immobilienfonds steckten, die nun gegen die Renditen anderer Sparprodukte gar nicht mehr so toll aussehen. So versiegen die Zuflüsse und es gibt Anzeichen, dass Abflüsse zunehmen, was den Druck auf die Preise verstärken könnte und eine erste Bewährungsprobe für die nach der Finanzkrise eingeführten Liquiditätsvorschriften werden könnte. Hinzu kommt die möglicherweise in einigen Bereichen (Homeoffice! Büro!) strukturell schwindende Nachfrage und es gehört nicht viel dazu, ein weiteres schwieriges Jahr zu erwarten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell und Boris Groendahl: Meinungsstarke Börse, neue Normalität, Triton agiert und reagiert, Mittelstands-Motor und Stabilitäts-Erinnerung.

Meinungsstarke Börse

Die Häufung von Eilmeldungen mit vorläufigen Quartalszahlen erinnert daran, dass die Berichtssaison näher rückt. Für Redcare Pharmacy ging es an der Börse zeitweise fast 8% voran, nachdem die frühere Shop Apotheke einen Umsatzsprung um zwei Drittel meldete, bei einem organischen Wachstum von einem Viertel. Fast 18% in die Höhe schnellte die Aktie von SMA Solar, die Wechselrichter für den Solar- und Batteriebereich baut und den Quartalsumsatz mehr als verdoppelt hat. In der Folge wurde der Jahresausblick angehoben, inklusive Gewinnprognose. Bis zu 8% abwärts indessen ging es an der Börse für den Verpackungsspezialisten Gerresheimer, der seinen Jahresausblick bestätigte, beim Quartalsumsatz und -gewinn laut Jefferies aber etwas enttäuschte. Ganze 33% sackten die Titel des französischen Bahnausrüsters Alstom ab, der seine Cashflowprognose zusammenstrich.

Neue Normalität

Die Verluste bei Treasury-Langläufern kommen mit dem jüngsten Ausverkauf in den Bereich der Einbußen, die es im Rahmen des Dotcom-Crashs am US-Aktienmarkt gab. Vom Markthoch im März 2020 sind zehnjährige Papiere inzwischen 46% abgerutscht. Als zur Jahrtausendwende die Internetblase platzte, ging es an der Wall Street 49% bergab. “Ich hätte nie gedacht, dass ich Zehnjährige je wieder bei 5% sehen würde”, sagt Thomas di Galoma, Co-Chef des Staatsanleihehandels bei BTIG, der auf vier Jahrzehnte am Markt zurückblickt. Die Markterholung, die diesseits des Atlantiks gestern auf den Bund-Rendite-Anstieg über die 3% Marke folgte, blieb Episode. Heute überwiegt wieder deutlich das Verkaufsinteresse. Die Treasurer der europäischen Firmen richten sich auf anhaltend hohe Zinsen ein. Dies zeigt der Umstand, dass der Bondmarkt von ihnen im September eifrig angezapft wurde - trotz Rendite-Dekadenhochs.

Triton agiert und reagiert

Nach den jüngsten Verwerfungen am Anleihemarkt hat der Finanzinvestor Triton kurz vor knapp entschieden, den für heute angesetzten Börsengang des Panzergetriebeherstellers Renk auf Eis zu legen. Das Marktumfeld habe sich “spürbar eingetrübt”, ließ das Unternehmen am Mittwoch eine Stunde vor Mitternacht wissen. Vielleicht würden die Pläne ja später weiterverfolgt, das werde noch geprüft. Aus informierten Kreisen ist indessen zu hören, dass Triton derzeit auch erwägt, bei der All4Labels Global Packaging Group auszusteigen. Das Unternehmen aus dem Hamburger Umland liefert Etiketten für Kunden aus Bereichen wie Körperpflege, Lebensmittel und Pharma. Teil des Produktportfolios sind auch Etiketten mit Sicherheitsfunktionen und vom Smartphone lesbare Labels. Ein Verkauf könnte zu einer Bewertung von mehr als 2 Milliarden Euro erfolgen, hieß es.

Mittelstands-Motor

Man nennt Deutschland manchmal den wirtschaftlichen Motor Europas — auch wenn er derzeit ein bisschen stottert —, aber als Deutschlands eigener Motor gilt bekanntlich der Mittelstand, jene kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die die meisten Arbeitsplätze und die Hälfte der Wirtschaftsleistung erbringen. Bekannt dafür, wenig bekannt zu sein, außer in ihrer Nische, in der sie dann gerne zu den Top 3 weltweit gehören, ob bei einziehbaren Hundeleinen oder bei Tunnelbohrmaschinen. Im Interview mit Bloomberg TV verrät Christoph Ahlhaus, Vorsitzender des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, wo der Schuh drückt: Bürokratie ist ein Evergreen, Energiepreise und die China-Frage eher Jungstars. Neue Themen, denen sich der Stand zuwenden sollte, sind laut Ahlhaus Afrika und neue Bereiche der Industrieinnovation abseits von Chemie, Auto und Schwerindustrie.

Stabilitäts-Erinnerung

ESM-Chefvolkswirt Rolf Strauch mahnte die europäischen Regierungen, der Bondmarkt brauche mehr Klarheit darüber, wie sie nach Corona und der Energiekrise die Staatsfinanzen sanieren wollen. Die Regierungen der Europäischen Union müssen ihre Meinungsverschiedenheiten über die neuen Defizit- und Schuldenregeln beilegen, um Klarheit zu schaffen, so der Beamte im Interview mit Bloomberg. “Wir haben viele Marktkontakte und wir sehen deutlich, dass die Investoren an einem klaren Bild interessiert sind”, sagte Strauch in einem Interview mit Bloomberg. “Es wäre sehr hilfreich, wenn der neue Rahmen in Kraft treten würde, um einen Ausblick zu geben.” Der Europäische Stabilitätsmechanismus war nach der Finanzkrise aufgesetzt worden, um im Notfall Kredite zur Verfügung stellen zu können.

Was sonst noch passiert ist:

  • Ölpreis fällt unter 85 Dollar

  • Techwerte laut Citi ein sicherer Hafen

  • USA weben Geheimdienstnetz in Asien enger

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