Coronavirus: Bosch beschließt Kurzarbeit in 35 deutschen Werken
Bosch fährt ab der kommenden Woche Teile seiner Produktion und Verwaltung herunter. Auch Motorenteilespezialist Mahle plant drastische Einschränkungen.
Bosch schränkt ab dem kommenden Mittwoch – teilweise bereits ab Montag – den Betrieb seiner deutschen Standorte stark ein und fährt Teile seiner Produktion und Verwaltung herunter. Darauf hätten sich Unternehmen und Gesamtbetriebsrat geeinigt, teilte der weltgrößte Automobilzulieferer am späten Freitagnachmittag mit. „Mit den Maßnahmen reagieren wir auf die drastisch sinkende Fahrzeugnachfrage insbesondere in Europa und die damit verbundenen Produktionsstopps der Automobilhersteller“, sagte der zuständige Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung.
Davon betroffen sind insgesamt rund 35 Standorte des Unternehmensbereichs Mobility Solutions sowie von Zentralfunktionen und -bereichen in Deutschland. Wie viele der potenziell rund 65.000 Beschäftigten in den Standorten tatsächlich betroffen sein werden, steht noch nicht fest.
Auch über Einschränkungen an anderen europäischen Standorten wird bereits verhandelt. Der Motorenteilespezialist Mahle ist da schon weiter und plant Einschränkungen bis hin zur Kurzarbeit an allen seinen 70 Werken. „Wir erleben eine Extremsituation, die in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar war und deren weitere Entwicklung derzeit völlig offen ist“, sagte Mahle-Chef Jörg Stratmann. Zuvor hatten bereits die beiden großen Konkurrenten Continental und ZF Produktionskürzungen und Kurzarbeit angekündigt. Damit stehen die vier größten deutschen Autozulieferer vor dem Produktionsstillstand.
Bosch kündigte weitere „geeignete Maßnahmen“ an, um einen erhöhten Schutz aller Beschäftigten vor Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus zu gewährleisten. Von den Mitarbeitern wird verlangt, zunächst ihre Zeitkonten abzubauen und gegebenenfalls auch Urlaub zu nehmen. Im zweiten Schritt plant das Unternehmen spätestens vom 5. April an Kurzarbeit einzuführen. Details wie den Beitrag des Unternehmens wurden noch nicht genannt. Die Dauer der Maßnahme ist derzeit noch offen und abhängig vom weiteren Verlauf der Entwicklungen.
Ähnlich wie bei ZF Friedrichshafen sollen notwendige, geschäftskritische Tätigkeiten wie auch ausgewählte Fertigungs- und Entwicklungsaktivitäten weiterhin aufrechterhalten werden, unter anderem vor dem Hintergrund des sich momentan langsam erholenden chinesischen Automobilmarkts wollen die Schwaben lieferfähig bleiben. Das betreffe auch Teilelieferungen an die Nutzfahrzeughersteller und für die Fahrzeuginstandhaltung, den Güter- und Transportverkehr.
Zu den Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis äußerte sich Bosch nicht. Wegen der hohen Kosten für die Transformation zur E-Mobilität und der schon vorher schwachen Autokonjunktur hatte das Unternehmen bereits 3000 Stellen gestrichen und angekündigt, standortabhängig zu entscheiden. Mit der anhaltenden Coronakrise hat sich die Lage drastisch verschärft. Erstmals seit Jahren rechnen Branchen-Kenner auch bei Bosch mit deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgängen.