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Condor-Gläubiger segnen den Rettungsplan ab

Die Ferienfluggesellschaft kann das Schutzschirmverfahren bald verlassen. Der kurz bevorstehende Verkauf an die polnische LOT dürfte dennoch nicht einfach werden.

Gute Nachrichten für die knapp 5000 Beschäftigten der Ferienfluggesellschaft Condor. Die Gläubiger haben am Donnerstagvormittag dem Plan des Managements und des Sachwalters Lucas Flöther zugestimmt. Damit kann das Unternehmen das sogenannte Schutzschirmverfahren, eine Sonderform der Insolvenz mit dem Ziel, das Unternehmen weiterzuführen, wohl Ende März verlassen.

Gleichzeitig kann der geplante Verkauf an die polnische PGL, die Mutter der Airline LOT, finalisiert werden. Auch der von Bund und dem Land Hessen eingeräumte Bürgschaftskredit über 380 Millionen Euro könnte fristgerecht getilgt werden.

„Die Annahme unseres Plans für eine nachhaltige und profitable Zukunft von Condor ist ein fundamentaler Schritt für unsere Kunden und Partner und natürlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, wird Condor-Chef Ralf Teckentrup in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. Er bedeute für alle Beteiligten die so wichtige Sicherheit, auch weiterhin mit einer Condor planen zu können. „Ich bedanke mich herzlich bei allen Gläubigerinnen und Gläubigern für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen.“

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Offen ist noch, wie sich der Pensionssicherungsverein (PSV) weiter verhalten wird. Der PSV steht für die Pensionen gerade, wenn ein Unternehmen Insolvenz anmeldet. Das gilt auch für das Schutzschirmverfahren. Deshalb konnte Condor die Pensionslasten – die Rede ist von fast 500 Millionen Euro – auf den PSV übertragen. Doch durch die Übernahme durch LOT hat die Airline nun wieder eine Perspektive. Wohl auch deshalb fordert der PSV jetzt eine Übernahme eines Teils der Pensionslasten durch die Polen.

Grundsätzlich kann der PSV nach der nun erfolgten Gläubigerentscheidung den Klageweg beschreiten. Unklar sind die Folgen eines solchen Schritts. Ein erstinstanzliches Urteil hätte wohl keine aufschiebende Wirkung des Verkaufs und die Rückzahlung des Bürgschaftskredits. Ob das aber auch bei einem Urteil der zweiten Instanz gilt, ist angeblich nicht ganz klar, ist aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören. Aber man sei in konstruktiven Gesprächen mit dem PSV, heißt es bei Condor.

Der PSV wird durch Beiträge aller Unternehmen finanziert. Der Verein muss den „Mitgliedern“ die Kosten im Fall von Condor im kommenden Jahr „in Rechnung“ stellen. Gleichzeitig ist absehbar, dass auf den PSV wegen der Coronakrise weitere Belastungen zukommen, weil mehr Insolvenzen erwarten werden. Offiziell äußert sich der PSV nicht und verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht als Gläubiger der Condor.

Polen will seine Rolle im Luftverkehr stärken

Ab Anfang April können Condor und LOT nun über die künftige Zusammenarbeit sprechen. Angesichts der massiven Folgen durch das Coronavirus dürfte das nicht ganz einfach werden. Eine Absage der Übernahme vonseiten LOT soll zwar kein Thema sein, anders als in Medien zuletzt berichtet. „Da wackelt nichts, das ist ein Prestigeprojekt auch der polnischen Regierung“, heißt es in Finanzkreisen.

Condor war durch die Insolvenz der bisherigen Mutter Thomas Cook in eine schwierige Situation geraten. Die Airline war daraufhin unter den sogenannten Schutzschirm geschlüpft, um sich vorübergehend vor den Forderungen der Gläubiger zu schützen.

Hinter der rettenden Übernahme durch LOT steht maßgeblich die rechtsnationale polnische Regierung. Sie möchte, dass das Land im Luftverkehr künftig eine führende Rolle spielen. Dazu soll der Flughafen in Warschau zu einem Drehkreuz ausgebaut werden. Auch LOT – die Airline befindet sich über die Mutter PGL komplett in Staatsbesitz – wird kräftig unterstützt – ebenso beim jüngsten Deal. So spielen bei der Finanzierung der Condor-Übernahme die polnischen Finanzinstitute Pekao, PKO und PZU eine maßgebliche Rolle. Am Versicherungsunternehmen PZU hält der Staat zum Beispiel 34 Prozent der Anteile.

Doch keiner kann absehen, welche mittelfristigen Folgen die Corona-Pandemie für die Urlaubplanungen der Kunden haben wird. Aktuell spüren die Ferienfluggesellschaften kaum Auswirkungen, anders als die Linienanbieter wie Lufthansa, die stark vom Geschäftsreiseverkehr abhängen.

Denn die Passagiere, die jetzt ihren Ferienflug antreten, haben diesen deutlich vor dem Ausbruch des Virus gebucht. Es ist allerdings naheliegend, dass sie sich bei künftigen Buchungen zurückhalten werden. Die Ferienfluggesellschaften könnte das Thema Corona also mit Zeitverzögerung einholen.

Dann könnten auch die Zusagen der Reiseveranstalter, in der wichtigen Sommerzeit feste Sitzplatzkontingente bei Condor abzunehmen, wackeln. Denn viele dieser Veranstalter sind selbst finanziell nicht besonders stark und müssen bei einem Nachfrageeinbruch schnell gegensteuern.

Gut möglich also, dass die Übernahme am Ende zumindest vorübergehend weitere finanzielle Unterstützung benötigt. Zwar wird in Branchenkreisen darauf verwiesen, dass eine neue Finanzspritze für LOT wettbewerbsrechtlich schwierig sein dürfte, da die Airline vor einigen Jahren bereits einmal vom Staat aufgefangen wurde. Doch das Beispiel der dauerinsolventen Alitalia zeigt, dass es beim Thema Staatshilfen für Airlines auch bei der EU offensichtlich viel Geduld gibt. Die dürfte in Zeiten von Corona sogar eher noch zunehmen.