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Commerzbank trennt sich von umstrittener Analystin für Wirecard

Das Frankfurter Geldhaus hat das Arbeitsverhältnis mit der Analystin Heike Pauls beendet. Sie hatte vertrauliche Informationen von kritischen Investoren an Wirecard weitergegeben.

Heike Pauls hat im Wirecard-Skandal traurige Berühmtheit erlangt. Kritische Berichte der „Financial Times“ tat die Commerzbank-Analystin im Januar 2019 in einer Studie als „Fake News“ ab und warf der britischen Wirtschaftszeitung Marktmanipulation vor. Kürzlich kam dann auch noch heraus, dass Pauls das Wirecard-Management zudem über vertrauliche Einschätzungen eines kritischen Investors informiert hatte.

Die Commerzbank hat nun Konsequenzen gezogen und sich von Pauls getrennt. Entsprechende Informationen des Handelsblatts bestätigte das Geldhaus am Dienstag. „Die Commerzbank hat das Arbeitsverhältnis beendet“, teile das Institut mit. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir das Thema aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht weiter kommentieren.“

Pauls reagierte auf eine Anfrage des Handelsblatts nicht. Seit dem Auffliegen des Wirecard-Skandals im Juni 2020 hat sie jegliche Stellungnahme zu dem Thema abgelehnt.

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Mit dem Abgang von Pauls geht der Kehraus nach dem Wirecard-Skandal weiter. Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, und seine Stellvertreterin, Elisabeth Roegele, ihre Posten räumen müssen.

Zudem hat Ralf Bose, der bisherige Leiter der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas, seinen Posten endgültig verloren. Er hatte im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags ausgesagt, privat mit Aktien des Skandalunternehmens gehandelt zu haben, während die Behörde den Fall bereits untersuchte.

Pauls empfahl bis zuletzt den Kauf von Wirecard-Aktien

Wirecard ist im vergangenen Sommer zusammengebrochen, nachdem bekannt geworden war, dass Umsätze und Barmittel in Milliardenhöhe in Wirklichkeit nie existierten.

Zu den Geschädigten zählen nicht nur viele Anleger, die Geld in den damaligen Dax-Konzern investiert hatten, sondern auch Pauls' Arbeitgeber. Die Commerzbank musste 2020 wegen eines geplatzten Kredits an den bayerischen Konzern rund 175 Millionen Euro abschreiben.

Kritische Investoren und die „Financial Times“ hatten in den Jahren zuvor mehrfach auf Ungereimtheiten bei Wirecard hingewiesen, waren damit aber bei der Finanzaufsicht und bei vielen Banken nicht durchgedrungen.
Unter den Analysten gehörte Pauls zu den größten Wirecard-„Fans“. In ihrer „Fake News“-Studie vom 31. Januar 2019 empfahl sie die Wirecard-Aktie zum Kauf und nannte ein Kursziel von 230 Euro. Es lag damit mehr als 50 Prozent über dem damaligen Wert der Aktie.

Auch nach der Vorlage eines kritischen Berichts von KPMG, in dem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf fehlende Belege für das Drittpartnergeschäft von Wirecard hinwies, blieb die Commerzbank-Analystin bei ihrer positiven Einschätzung. „Wir sehen eine günstige Kaufgelegenheit“, heißt es in ihrer letzten Studie vom 18. Mai 2020. Auch am Kursziel von 230 Euro hielt sie eisern fest.

Es war ihre letzte Wirecard-Studie. Einen Monat später räumte der Konzern ein, dass ihm 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz fehlten. Am selben Tag stellte die Commerzbank die Einstufung der Aktie ein.

„Bei Euch ist alles zu gut, um wahr zu sein“

Entscheidend für Pauls‘ Ende bei der Commerzbank soll Finanzkreisen zufolge jedoch die Tatsache gewesen sein, dass sie Einschätzungen eines kritischen Investors an Wirecard-Finanzvorstand Burkhard Ley und Investor-Relations-Chefin Iris Stöckl weitergegeben hat. Das Unternehmen hatte somit die Möglichkeit, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um den Vorwürfen zu entgegnen. Analysten sollen sich eigentlich neutral verhalten.

Die E-Mail an das Wirecard-Management vom 20. Dezember 2016, über die „Der Spiegel“ zuerst berichtet hatte, liegt dem Handelsblatt vor. „Hallo Herr Ley, hallo Iris”, schreibt Pauls darin und berichtet dann über ein Gespräch mit dem Hedgefonds Greenvale Capital, „der bei Euch aktiv zu sein scheint“.

Der Austausch habe ihr „einen sehr guten Eindruck vermittelt, was aktuell herumgereicht wird, und das interessiert Euch bestimmt auch – bitte vertraulich behandeln“, erklärte Pauls. Der Grundtenor des Hedgefonds: „Bei Euch ist alles zu gut, um wahr zu sein, und ein Großteil des Businesses muss daher ‚fake‘ sein (‚not all of it but most of it‘).“

Dass Wirecard keine negativen Auswirkungen von einer Prepaid-Karten-Regulierung in den USA erwarte, sei aus Sicht von Greenvale Capital beispielsweise nicht nachvollziehbar und „laut meinen Gesprächspartnern ein Indiz, dass ihr von vorne bis hinten lügt“.

Darüber hinaus erzählt Pauls, dass auch ihr Analysten-Kollege von der US-Bank Morgan Stanley misstrauisch ist. „Der Morgan-Stanley-Analyst scheint auf der Tonspur deutlich aggressiver zu sein als in seiner offiziellen Note“, schreibt Pauls. „Er soll zum Beispiel erzählen, dass er 8 Stunden (…) im Auto durch Chennai gefahren sei und dabei nur 5 Smartshops gefunden wurden, daher zweifelt er stark die von Euch kommunizierte Zahl der 120k outlets an.“

Nach dem Bekanntwerden der E-Mail am 14. Januar 2021 reagierte die Commerzbank umgehend. In einer Mitteilung an ihre Kunden teilte das Institut mit, Analystenstudien über zehn Unternehmen aus dem Bereich Medien und Telekommunikation, für den Pauls zuständig war, bis auf Weiteres einzustellen. Begründet wurde dies mit einer „Re-Allokation von Analystenressourcen“.

Nach dem Ende von Pauls bei der Commerzbank ist klar, dass sich das Institut für diesen Bereich definitiv einen neuen Analysten suchen muss.