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Chinesisches Fintech Ant legt Aktienpreis für Börsengang fest

Jack Ma hat jedoch den Aktienpreis für den weltweiten größten Börsengang nicht bekannt gegeben. Stattdessen ruft er zu Reformen im Finanzsystem auf.

Das Unternehmen Ant hat am Freitagabend in Shanghai den Preis der 3,4 Milliarden Aktien für seinen anvisierten Rekord-Börsengang festgelegt. Das sagte Jack Ma, Milliardär und Betreiber des Bezahldienstes Alipay, allerdings ohne den Preis bekannt zu geben, wie das US-Medium CNBC berichtete.

Alibaba-Gründer Ma erklärte demnach zur Preisgestaltung während einer Rede auf dem Bund Summit in Shanghai am Samstag: „Es ist das erste Mal, dass die Preise für eine so große Listung – die größte in der Geschichte der Menschheit – außerhalb von New York City festgelegt wurden. Wir haben uns vor fünf Jahren oder sogar vor drei Jahren nicht getraut, darüber nachzudenken. Aber gerade ist ein Wunder geschehen“, sagte er. Zum Publikum gehörten auch Beamte der chinesischen Behörden.

Der Aktienverkauf könnte in Hongkong und Schanghai Insidern zufolge 35 Milliarden Dollar einbringen. Ma will jeweils 1,67 Milliarden Aktien an den Börsen anbieten. Hinzu kommt eine Platzierungsreserve (Greenshoe) von 15 Prozent. Die Alibaba-Tochter Zhejiang Tmall Technology werde 730 Millionen der in Schanghai angebotenen Anteilsscheine zeichnen, hieß es im Börsenprospekt.

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Ant betreibt mit Alipay den dominierenden Bezahldienst in China und bietet über die Apps auch Kredite, Versicherungen und Vermögensmanagement-Dienste an. In den ersten neun Monaten 2020 steigerte Ant den Betriebsgewinn um 42,6 Prozent auf umgerechnet 17,8 Milliarden Dollar.

Alibaba hält ein Drittel der Ant-Anteile. Seit der letzten Finanzierungsrunde 2018 sind außerdem namhafte Investoren wie der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Finanzinvestor Warburg Pincus an dem Fintech beteiligt.

Ant hofft auf eine Bewertung von mehr als 250 Milliarden Dollar, könnte aber sogar eine von rund 320 Milliarden Dollar erhalten und wäre damit auch größer als JPMorgan Chase & Co.

Jack Ma will weniger Regulierungen im Finanzsystem

Ma sagte laut dem Bericht zudem, dass Regulierungen im Finanzsystem Innovationen verhindern würden. Gleichzeitig rief er zu einer Reform des Systems auf, um Finanzdienstleistungen im Technologiebereich zunehmend auf kleinere Firmen auszudehnen.

Er erklärte, dass das nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete System veraltet und zu risikoscheu sei. Er nannte den Basler Ausschuss für Bankenaufsicht „einen Klub alter Männer“ und warnte davor, dass sich die Risiken für die gesamte Wirtschaft häufen würden. Der Ausschuss wurde 1974 von den Zentralbanken und Bankaufsichtsbehörden der G10-Staaten als Reaktion auf den Konkurs der Herstatt-Bank und weiterer Banken gegründet.

In China, so Ma, würden die Banken mit einer starken „Pfandhaus“-Mentalität vorgehen, weil sie Sicherheiten und Garantien vor der Kreditvergabe verlangen. Das sei ein Modell, das das zukünftige Wachstum nicht ankurbeln werde, sagte er. Stattdessen solle ein neues, integratives und universelles Bankensystem geschaffen werden, das auf der Grundlage von Big Data Kredite an kleine Unternehmen und Einzelpersonen vergibt. Bankkunden tauschen bei Big Data bessere Kreditbedingungen gegen persönliche, sensible Daten.

Auf diesem Geschäftsmodell basiert auch die Ant Group, die über ein umfangreiches Zahlungs- und Kleinstkreditgeschäft verfügt. Das Unternehmen sieht sich einer zunehmenden Kontrolle durch die Behörden ausgesetzt. „Das heutige Finanzsystem ist das Erbe des Industriezeitalters“, sagte Ma. „Wir müssen ein neues für die nächste Generation und die jungen Menschen schaffen.“

Das chinesische Fintech bekam am Mittwoch von der chinesischen Wertpapieraufsicht (CSRC) endgültig grünes Licht für den Börsengang, nachdem sie schon vor einigen Tagen grünes Licht für die Emission in Hongkong gegeben hatte. Ant erklärte daraufhin, den Preis für die Aktien am 27. Oktober festzulegen. Der Börsengang des chinesischen Fintech-Riesen wird seit Jahren mit Spannung erwartet und könnte den Rekordverkauf von 29,4 Milliarden Dollar von Saudi Aramco im Dezember 2019 übertreffen.

Ursprünglich wollte Ant Anfang Oktober an die Börse, doch die Prüfung der Pläne durch die Wertpapieraufsicht zogen sich hin. CSRC prüfte laut Insidern einen möglichen Interessenkonflikt.

Einen Termin für die Erstnotiz nannte Ant bislang nicht. Dieser werde zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt, hieß es im Börsenprospekt. Mit den Plänen vertraute Personen hatten der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, das Börsendebüt sei kurz nach den US-Präsidentschaftswahlen geplant, die am 3. November stattfinden. Die Nervosität der Investoren ist angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen und der nahenden US-Wahlen zuletzt gestiegen. Mehrere Börsengänge wurden deshalb auf Eis gelegt.