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Caner-Nebenverdienst mit Aggregate-Projekt verärgert Gläubiger

(Bloomberg) -- Ein möglicher Zuverdienst des Immobilieninvestors Cevdet Caner im Zusammenhang mit den Finanzproblemen der von ihm selbst geführten Firma Aggregate Holdings stößt auf Widerstand bei den Gläubigern.

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Es geht um das ins Stocken geratene Berliner Projekt Fürst, eine der größten Baustellen von Aggregate. Während die Kreditgeber des Projekts wohl nicht ihr gesamtes Geld wiedersehen werden, soll eine Firma, die Caner gehört, 300.000 Euro Beratungshonorar pro Monat kassieren, um die Fertigstellung doch noch sicherzustellen. Jedenfalls sieht das ein Restrukturierungsplan für das Projekt Fürst so vor.

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Das vorgeschlagene Beratungsmandat für Caner ist ein Kritikpunkt von vielen, die eine Reihe Gläubiger vor einem Londoner Gericht gegen den Plan vorgebracht haben. Betrieben wird der Plan von anderen Gläubigern und von Aggregate selbst. Sie behaupten, so sei noch am meisten für die Geldgeber herauszuholen und das Projekt zu retten, das eine der verbliebenen Juwelen im schrumpfenden Portfolio der Firma ist. Die Gegner des Plans sind überwiegend nachrangigere Gläubiger, die leer ausgehen könnten.

“Für diese Zahlung kann es keine Rechtfertigung geben”, erklärten in einem Schriftsatz die Anwälte der Bank J Safra Sarasin, die für einige der Gläubiger spricht.

Caner reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme von Bloomberg News. Safra reagierte ebenfalls nicht sofort.

Aggregate erklärte, man unterstütze “den Restrukturierungsplan voll und ganz”, wollte sich aber zu spezifischen Behauptungen der Gläubiger nicht äußern. “Aggregate hat sich verpflichtet, partnerschaftlich mit seiner Investorenbasis zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass unabhängig von den Herausforderungen des Marktes seine transformativen Immobilienprojekte gebaut und fertiggestellt werden.”

Aggregate hatte das Fürst-Projekt im Jahr 2021 für rund 850 Millionen Euro übernommen. Das halbfertige Projekt, das Büros und Geschäfte umfassen soll, wäre jetzt 289 Millionen Euro wert, wenn es im Rahmen eines Insolvenzverfahrens verkauft würde, so die Schätzungen der Projektgesellschaft.

Die Arbeiten wurden im Mai letzten Jahres eingestellt, als Zinsen und Bau- und Arbeitskosten in die Höhe schnellten. Im November konnte das Projekt fällige Kredite in Höhe von insgesamt über 1 Milliarde Euro nicht zurückzahlen. Die Restrukturierung wird betrieben von einer Holdinggesellschaft, über die Aggregate das Projekt gehört. Auf Drängen der Gläubiger wurde der frühere Geschäftsführer entlassen und durch einen unabhängigen Manager ersetzt.

Ein Sprecher der Holding lehnte eine Stellungnahme mit Verweis auf das laufende Gerichtsverfahren ab.

Caner wird in dem Restrukturierungsplan nicht namentlich genannt. Als Projektberater wird die NIU Real Estate GmbH geführt, die laut der Holding Aggregate zuzurechnen ist. Die Anwälte der Gläubiger behaupten hingegen, dass Caner selbst der Begünstigte von NIU ist. Noch dazu würde NIU nicht nur die Beratungshonorare erhalten, sondern auch von einem etwaigen Restwert des Projekts profitieren.

Laut Niklas Köster, Professor für Immobilienökonomie an der Hochschule Fresenius in Hamburg, ist es nicht unüblich, dass Gläubiger sich für Beratungsdienste an die ursprünglichen Eigentümer wenden, wenn sie ein halbfertiges Projekt übernehmen.

NIU gehört laut den Anwälten von Safra Sarasin aber weder direkt noch indirekt Aggregate, sondern steht indirekt im Besitz einer Gesellschaft, deren einziger Anteilseigner Caner war, als sie 2022 in Luxemburg registriert wurde.

Im Rahmen der geplanten Umstrukturierung würden die Gläubiger, die als out-of-the-money gelten — deren Kredite also auf Basis des aktuellen Wertes des Projekts nicht zurückgezahlt werden können — bloß 200.000 Euro als eine Art Trostpflaster unter sich aufteilen können. Sie würden also insgesamt weniger erhalten als NIU pro Monat.

Safra Sarasin und ein von Orchard Global verwalteter Fonds fochten den Plan ebenfalls vor den luxemburgischen Gerichten an und beantragten, das Projekt in Insolvenz gehen zu lassen. Eine Anfechtung durch Safra Sarasin wurde letztes Jahr vom Gericht aus Formgründen abgelehnt.

“Wir werden uns nicht zu spezifischen Behauptungen eines Minderheitsgläubigers äußern und warten das Urteil der britischen Gerichte ab”, sagte ein Sprecher von Aggregate. “Wir weisen jedoch darauf hin, dass die luxemburgischen Gerichte zuvor Klagen derselben Partei abgewiesen haben, die darauf abzielten, das Projekt zu destabilisieren.”

Überschrift des Artikels im Original:Caner’s €300,000 Monthly Fee Irks Some Lenders to Berlin Project

©2024 Bloomberg L.P.