Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.001,60
    +105,10 (+0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,48
    +30,87 (+0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.675,68
    +450,02 (+1,18%)
     
  • Gold

    2.310,10
    +0,50 (+0,02%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    +0,0038 (+0,36%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.164,12
    +710,55 (+1,22%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.323,13
    +46,15 (+3,61%)
     
  • Öl (Brent)

    77,99
    -0,96 (-1,22%)
     
  • MDAX

    26.300,82
    +48,41 (+0,18%)
     
  • TecDAX

    3.266,22
    +26,40 (+0,81%)
     
  • SDAX

    14.431,24
    +63,12 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.213,49
    +41,34 (+0,51%)
     
  • CAC 40

    7.957,57
    +42,92 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.156,33
    +315,37 (+1,99%)
     

BMW-Chef Zipse verteidigt Forderung nach staatlichen Kaufhilfen

Der Münchner Autokonzern kassiert seine Prognosen. An Dividende und Bonus hält er fest. Um in Deutschland den Markt anzukurbeln, hofft BMW auf Hilfe der Politik.

Nun hat es auch BMW erwischt: Nach massiven Absatzeinbrüchen muss der Münchener Autokonzern seine Prognosen für das laufende Jahr kassieren. Ein weitgehender Einstellungsstopp und gekappte Investitionen sollen das Unternehmen in den schwarzen Zahlen halten. „Klar ist: Die Situation bleibt ernst, und Marktprognosen sind in der aktuellen Situation nur mit Einschränkungen möglich“, sagte Konzernchef Oliver Zipse am Mittwoch in München.

Der Manager verteidigte deshalb die Forderung der Autoindustrie nach staatlichen Kaufhilfen. Der BMW-Chef hatte sich am Dienstag bei Kanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit seinen Kollegen von Volkswagen und Daimler für eine „Neustartprämie“ starkgemacht. „Wir fordern das nicht für uns, sondern für unsere Kunden“, sagte Zipse in einer Telefonkonferenz.

Volkswirtschaftlich solle die Prämie konjunkturstützend wirken, schließlich gingen 80 Prozent der Wertschöpfung an die Zulieferer der Autohersteller. Zipse räumte aber ein, dass die Forderung auch angesichts der hohen Liquidität der deutschen Autokonzerne „schwierig zu vermitteln ist“.

WERBUNG

Die Kaufanreize sollen Teil eines größeren Konjunkturprogramms werden, das die Bundesregierung Anfang Juni beschließen will. Eine Aufweichung der Klimaziele für die Autoindustrie hingegen lehnte Zipse ab. Verschiebungen oder Moratorien würden nur diejenigen belohnen, „die sich nicht ausreichend vorbereitet haben“, sagte der BMW-Chef. Der Münchener Autokonzern werde die Klimavorgaben in der EU für 2021 einhalten.

Im zweiten Quartal drohen hohe Verluste

Wie die Rivalen Volkswagen und Daimler hatte BMW in den vergangenen Monaten die Produktion angehalten – erst in China, dann in Europa und den USA. Während die Werke in Asien wieder laufen, fahren die deutschen Standorte und das Werk in South Carolina erst langsam wieder an. Seit Mitte März hat der Konzern in Europa und den USA kaum Autos ausgeliefert.

Schon im ersten Quartal zeigte sich, wie tief diese Krise reicht: Der Stillstand in China bescherte BMW einen Absatzeinbruch von 20 Prozent. Dass der Autohersteller mit einem operativen Ergebnis von 1,3 Milliarden Euro deutlich besser dastand als im Vorjahr, lag an den Rückstellungen für eine Kartellstrafe, die der Konzern im Vorjahreszeitraum verbucht hatte.

Im zweiten Quartal dürfte sich jedoch ein anderes Bild zeigen: Der Stillstand in den USA und Europa wird BMW in die roten Zahlen reißen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Im Monat April lag der Absatz weltweit um 44 Prozent unter Vorjahr. Damit ist der Einbruch schlimmer, als BMW Mitte März noch gehofft hatte.

Die Prognosen für die Rendite in der Autosparte werden deshalb revidiert – aktuell kalkuliert BMW mit einer Rendite zwischen null und drei Prozent. Zuvor war man noch von zwei bis vier Prozent ausgegangen. Mittelfristig peilt BMW mindestens acht Prozent Rendite für sein Autogeschäft an.

Vor allem aber die Autofinanzierungen bergen große Risiken für BMW: Allein im ersten Quartal musste das Unternehmen einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag auf geplatzte Finanzierungen und gesunkene Restwerte von Gebrauchtwagen zurücklegen.

Diese Summe könnte im Laufe des Jahres deutlich steigen. In den USA können immer mehr Autokäufer ihre Raten nicht mehr begleichen, Experten warnen schon länger vor dem Platzen einer Blase. Finanzvorstand Peter will im Jahresverlauf „weitere Anpassungen nicht ausschließen“. BMW weiß, welche Schäden ein erschütterter US-Markt in den Bilanzen anrichten kann: In der Finanzkrise 2008/09 verloren die Münchener allein in den USA fast zwei Milliarden Euro.

Effizienzprogramm wird verschärft

Zipse und Peter wollen verhindern, dass BMW im laufenden Jahr in die roten Zahlen rutscht. Das bis 2022 laufende Effizienzprogramm, das zwölf Milliarden Euro freispielen soll, wird verschärft. Gespart werden soll unter anderem bei den Mitarbeitern, frei werdende Stellen sollen nicht mehr besetzt werden, sodass die Mitarbeiterzahl leicht sinken dürfte. Aktuell beschäftigt BMW 126.000 Menschen.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation werden wir einige Projekte verschieben oder auf den Prüfstand stellen“, betonte Peter. So werde das in Ungarn geplante neue Werk um mindestens ein Jahr verschoben, also frühestens 2021 in Betrieb gehen. Die Investitionen von knapp 5,7 Milliarden Euro aus dem Jahr 2019 sollen auf unter vier Milliarden Euro gedrückt werden.

Oberstes Ziel sei die Sicherung der Liquidität: Aktuell hat BMW 19 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln in der Kasse und ist damit auf Monate finanziell abgesichert. An den Bonus- und Dividendenzahlungen will der Konzern wie geplant festhalten – auch um dem Kapitalmarkt gegenüber berechenbar zu bleiben.

An der Börse kam die Prognosesenkung nicht gut an. Die BMW-Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen am Mittwoch rund 3,5 Prozent auf gut 51 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für BMW nach Zahlen auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 53 Euro belassen. Das operative Ergebnis des Autogeschäfts und der Free Cashflow seien schwächer als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst George Galliers.

Die NordLB hat das Kursziel für BMW nach Zahlen von 40 auf 49 Euro angehoben, die Einstufung aber auf „Halten“ belassen. „Insgesamt scheint uns BMW auch mit Blick auf die Elektromobilität und die Verbrennungsmotoren-Technologie besser aufgestellt als die beiden deutschen Konkurrenten Audi und Mercedes-Benz“, sagte Analyst Frank Schwope.