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Bitcoin auf Zickzackkurs – Angebot wird am Abend spürbar gekürzt

An diesem Abend ändert sich der Bitcoin-Algorithmus. Erste Anleger nehmen Gewinne mit, andere hoffen auf die Rally: Die BayernLB rechnet mit einem Kurs von 90.000 Dollar.

Unmittelbar vor dem an diesem Montagabend anstehenden „Halving“ machen Bitcoin-Anleger Kasse. Der Kurs der ältesten und wichtigsten Kryptowährung brach bis zum Montagmittag um 15 Prozent auf rund 8550 Dollar ein, wie Daten des Analysehauses Coinmarketcap zeigen. Noch am Freitag hatte der Kurs bei knapp 10.000 Dollar gelegen.

Mit „Halving-Event“ bezeichnen Experten die automatische Halbierung der Bitcoin-Menge, die die Produzenten der dezentralen Währung, die „Miner“, für ihre Pflege der (Blockchain genannten) Datenbank alle zehn Minuten erhalten. Im Bitcoin-Algorithmus ist die regelmäßige Senkung der Vergütung verankert, um Inflation zu verhindern.

Statt bisher 12,5 erhalten die Miner, die einen neuen Datenblock erfolgreich hinzufügen, künftig nur noch 6,25 Bitcoin. Das „Halving“ findet nach 210.000 neu errechneten Datenblöcken statt, in etwa alle vier Jahre. Zuletzt kam es 2016 zur Halbierung der Miner-Vergütung.

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Satoshi Nakamoto, der geheimnisumwitterte Bitcoin-Schöpfer, hatte festgelegt, dass die Gesamtmenge aller Münzen auf 21 Millionen Stück limitiert ist. Diese sollten nicht auf einen Schlag ausgeschüttet, sondern über den Verlauf mehrerer Jahrzehnte verfügbar gemacht werden.

„Durch das Halving wird das Angebot neuer Bitcoins spürbar gekürzt“, erklärt Philipp Sandner, Leiter des Blockchain Center der Frankfurt School of Finance. „Das wäre so, als würden alle Goldminen auf der Welt von heute auf morgen nur noch die Hälfte an Gold produzieren.“

Mit dem „Halving“ sinkt das Angebot neu produzierter Münzen, womit tendenziell der Preis steigt. Das preisen die erfahrenen Bitcoin-Anleger schon vor dem eigentlichen Event in ihre Erwartungen ein, in den vergangenen Jahren war dieses eher ein „Non-Event“.

Kurz vor dem eigentlichen Ereignis springen aber viele Neueinsteiger auf den Zug auf, was den Kursanstieg am vergangenen Freitag erklärt. Analyst Timo Emden von Emden Research hatte bereits vor dem Wochenende prognostiziert: „Angesichts des hohen Tempos der jüngsten Kursrally dürften Gewinnmitnahmen nicht lange auf sich warten lassen.“

Fantastische Kursprognosen

Langfristig verknüpfen sich mit dem „Halving“ in der Kryptoszene fantastische Kursprognosen. So sagten die Analysten der BayernLB für 2020 einen Kurs von 90.000 Dollar voraus – wenn auch mit Verweis auf die Einschränkungen des zugrunde liegenden Modells.

Andere Beobachter rechnen zumindest mit einem weiteren Aufwärtskurs, sollte Bitcoin nach dem Ereignis die psychologisch wichtige Messlatte von 10.000 Dollar erneut und dauerhaft überspringen. Denn der Sprung in die Fünfstelligkeit dürfte laut Emden und anderen Analysten neue Käufer, etwa institutionelle Investoren, anlocken.

Erfahrene Bitcoin-Anleger sind mit den Kurskapriolen der vor über zehn Jahren aufgelegten Währung bereits bestens vertraut. Auf den sagenhaften Kursanstieg auf mehr als 20.000 Dollar im Dezember 2017 folgte etwa ein tiefer Fall auf unter 3300 Dollar ein Jahr später. Nun hoffen Bitcoin-Investoren darauf, dass die Verknappung des Angebots den Preis dauerhaft im fünfstelligen Bereich verankert.

Beim ersten „Halving“ im November 2012 lag der Kurs des Bitcoins im zweistelligen Dollar-Bereich, beim zweiten „Halving“ im Juli 2016 schon bei rund 600 Dollar. In der Vergangenheit erreichte der Bitcoin-Kurs im Schnitt 459 Tage vor dem „Halving“ seinen Tiefpunkt, stieg dann wieder an und legte nach dem Event weiter deutlich zu. Diese Rally dauerte dann im Schnitt 446 Tage, zeigt eine Untersuchung des US-Investmenthauses Pantera Capital.

Auch aufgrund dieser Schwankungen warnen Verbraucherschützer unerfahrene Anleger, Geld in Kryptowährungen anzulegen. Diese seien ein „hochriskantes Spekulationsobjekt“, warnte zuletzt die Verbraucherzentrale Hamburg. Ihr Wert hänge allein von der Nachfrage ab. „Bricht die Nachfrage ein, verliert auch die Währung an Wert.“ Ein weiterer Nachteil aus Sicht der Verbraucherschützer: Bitcoins werfen keine Zinsen ab - auch wenn erste Start-ups daran arbeiten, das zu ändern.

Ganz unabhängig von der Entwicklung des Kurses hat die Halbierung der Belohnung Auswirkungen auf die Produzenten, die Rechenleistung für das Netzwerk bereitstellen. „Das Mining-Volumen sinkt, und das Schürfen ist nicht mehr so profitabel“, sagt Sandner. Anbieter, die alte Hardware verwenden oder teuren Strom beziehen, werden demnach aus dem Netzwerk verdrängt, weil sie dann unprofitabel werden. „Im Netzwerk verbleiben die effizienteren Mining-Farmen, die, die über günstigen Strom verfügen oder auch die neueste Hardware einsetzen.“

Die Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks insgesamt werde sich zwar reduzieren. „Es besteht aber keine Gefahr, dass die Rechenleistung nicht mehr ausreicht, um die Sicherheit des Netzwerks zu gewährleisten. Dazu ist das gesamte Bitcoin-Netzwerk inzwischen zu groß“, betont Sandner.

EZB sieht großes Potenzial bei Libra

Offen ist bisher, wie der für 2020 angekündigte Start von Libra den Bitcoin-Kurs beeinflusst. Die private Digitalwährung, geplant von einem Konsortium um die Technologiefirmen Facebook, Uber und Spotify, hat das Potenzial, den Kryptomarkt zu revolutionieren.

Ein neues Papier der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt die Bedeutung, die Libra erlangen könnte, sollten Facebook und Co. mit ihrem Plan durchkommen: Es schätzt die mögliche globale Marktkapitalisierung Libras auf 0,7 bis 3,1 Billionen Euro. Ein Sechstel davon könnte in Euro notiert sein. Die Tatsache, dass die EZB kurz nach Veröffentlichung des neuen Libra-Konzeptpapiers im April eine Folgenabschätzung vornimmt, zeigt, wie ernst die Notenbanker das Thema nehmen.

Die Analysten der Deutschen Bank halten den Libra-Start trotz der politischen Kritik laut einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung für wahrscheinlicher: „Wie erwartet ist die überarbeitete Version weniger kühn und weniger kontrovers als das ursprüngliche Projekt, das im Juni 2019 vorgestellt wurde. Facebook hat sich mit den wichtigsten Einwänden von Regulierern, Politikern, Notenbankern und Interessengruppen befasst“, so das Fazit.

Facebooks Strategie habe sich verschoben und ziele nun „eher auf die Verbilligung von Transaktionen als auf den Wettbewerb mit den Regierungen um die Schaffung eines alternativen Zahlungssystems“. Mit seinen fast 2,5 Milliarden Nutzern habe Facebook das Potenzial, „digitale Währungen massentauglich zu machen“.

Ökonom Sandner hält Bitcoin und Libra für komplementär. Während der Bitcoin dank fixen Angebots preisflexibel sei und als Anlageobjekt genutzt werde, sei Libra aufgrund fixer Preise „ein Game-Changer für den Zahlungsverkehr“. Es ziele auf grenzüberschreitende Transaktionen und auf Schwellenländer und könne zudem die Krypto-Infrastruktur für etablierte Währungen darstellen, so Sandner.

Bitcoin wiederum eigne sich in den Zeiten der Corona-Pandemie und den damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten „perfekt als Krisenwährung“. „Bitcoin ist von der Architektur her wie Gold, aber eben digital. Bitcoin ist wie Gold ein knappes Gut. Bei Bitcoin gibt es keine Inflation“, argumentiert Sandner. Deswegen eigne sich Bitcoin zumindest in der Theorie für den Werterhalt.

Klar sei jedoch, dass es sich beim Bitcoin um ein „sehr, sehr kleines Projekt im Vergleich zu Vermögensgegenständen“ wie Gold handele. Deswegen habe der Markt relativ gesehen eine recht geringe Liquidität. Praktisch sei das ganze Projekt noch relativ jung und das Verständnis, was Bitcoin exakt ist, noch bei Weitem nicht derart verbreitet wie bei Gold.

„Aufgrund der Volatilität ist Bitcoin eher etwas für erfahrene Investoren, nicht für Einsteiger“, sagt Sandner. Und prognostiziert: „In Summe glaube ich, dass Libra und Bitcoin 2020 und 2021 für sehr viel Dynamik sorgen werden.“

Mit Material von dpa.