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Warum Anleger nicht vom Vegan-Trend profitieren

Der kalifornische Vegan-Burger-Revoluzzer Beyond Meat konkretisiert seine Börsenpläne. Anleger warten darauf weil es sonst kaum frische Aktien gibt.

Eine gute Milliarde Dollar: Das ist die Bewertung, die das kalifornische Start-up Beyond Meat mit seinen in dieser Woche veröffentlichten Börsenplänen halten möchte. Zwischen 19 und 21 Dollar sollen die Aktien kosten, wenn sie demnächst an die Börse kommen.

184 Millionen Dollar will das zehn Jahre alte Unternehmen, das Fleischersatz produziert, so einsammeln. Der Rest der Anteile bleibt bei Altinvestoren wie Bill Gates. Dabei schrieb Beyond Meat im vergangenen Jahr bei 88 Millionen Dollar Umsatz noch 30 Millionen Verlust.

Veganer Fleischersatz wird für die Anleger zum Hoffnungswert. Chairman Seth Goldman hatte erst kürzlich im Handelsblatt-Interview bestätigt, das Unternehmen warte nur noch auf einen geeigneten Zeitpunkt für einen Börsengang.

Der Trend ist in Europa und Nordamerika unübersehbar: Die Label „bio“, „vegan“ und „vegetarisch“ treiben die Verkäufe in den Supermärkten. Gerade erst haben Burger King und McDonald’s angekündigt, Burger mit neuartigem pflanzlichem Fleischersatz zu bringen. Doch wer als Privatanleger von dem Trend über die Börse profitieren möchte, hat bislang nur wenig Möglichkeiten.

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„Wir warten alle auf den Börsengang von Beyond Meat“, sagt Jan Wirsam, BWL-Professor an der HTW Berlin. Er beschäftigt sich schon länger mit der Frage, wie Anleger von dem Vegan-Trend profitieren können – und ist ernüchtert. „Es ist gar nicht so leicht, passende Werte zu finden“, sagt er.

Das Problem: Die meisten Biounternehmen sind zu klein oder genossenschaftlich organisiert. Zudem schnappen sich etablierte Großkonzerne aussichtsreiche Kandidaten, um ihr Geschäftsmodell abzusichern. So ist zum Beispiel an Beyond Meat der börsennotierte US-Fleischriese Tyson Foods beteiligt. „Da stellt sich die Frage: Investiert jemand, der die vegane Bewegung unterstützen möchte, in einen Fleischkonzern?“, fragt Wirsam.

Dabei bieten pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch wirtschaftlich Potenzial. Die Lieferketten sind kürzer, weil Aufzucht und Schlachtung wegfallen. Entsprechend sind die Margen etwa für Sojamilch höher als für Kuhmilch – zumindest bei Massenproduktion. Das hat auch Danone erkannt.

Der börsennotierte Molkereikonzern hat 2016 für 11,3 Milliarden Euro den US-Sojamilchproduzenten Whitewave mit seiner europäischen Marke Alpro von der Börse weggekauft – und so den Kleinanlegern eine direkte Investmentchance genommen.

Sie stehen nun vor einem ähnlichen Problem wie bei Tyson Foods: Wollen sie in einen Milchproduzenten investieren? Und falls ja: Überdeckt nicht das klassische Geschäft die Wachstumsstory der Pflanzenmilch-Sparte? Whitewave kam vor der Übernahme auf vier Milliarden Dollar Jahresumsatz, die pflanzenbasierten Produkte stehen also nur für etwa ein Sechstel des Konzernumsatzes.

Die Danone-Aktie ist seit Mitte 2016 nicht wirklich vorangekommen. Allerdings verhinderte Whitewave womöglich Schlimmeres. Die Analysten von JP Morgan etwa weisen darauf hin, dass diese Firma die Schwäche des klassischen Danone-Geschäfts in Russland, China und Brasilien abfedert. Für den Danone-Konzern ergibt das Sinn. Doch ein Papier für Anleger, die vom Vegan-Trend profitieren wollen, ist Danone damit noch nicht.

Nicht alle Pläne von Wessanen gehen auf

Stärker aufs Biogeschäft fokussiert ist der niederländische Agrarkonzern Wessanen. Stolze 250 Jahre alt ist das Unternehmen. „Ich verkaufe alles, was nicht zur neuen Strategie passt – bis auf den letzten Rest“, hatte Konzernchef Christophe Barnouin im Handelsblatt-Interview schon 2015 als Devise ausgegeben.

2018 lag der Umsatz noch bei 628 Millionen Euro – das ist nicht einmal die Hälfte des Werts vor einigen Jahren. Doch die Fokussierung bringt Wessanen nicht in ruhiges Fahrwasser. „2018 war ein Jahr, das einige neue Herausforderungen mit sich gebracht hat, und nicht alle unsere Pläne sind aufgegangen“, teilte Barnouin bei der Veröffentlichung der Zahlen mit.

Allerdings sei Wessanen im aussichtsreichsten Segment des Nahrungsmittelmarkts unterwegs. Die Aktionäre der Firma sind Kummer gewöhnt. Mitte 2018 hat sie eine Gewinnwarnung getroffen. In diesem März hat der langjährige Großaktionär Charlie Jobson zusammen mit der französischen Investmentgruppe PAI Partners ein Übernahmeangebot über 11,50 Euro abgegeben mit dem Ziel, auf 80 Prozent aufzustocken.

Für einen Einstieg ist es nun erst einmal zu spät. Wessanen machte bis vor Kurzem einen guten Teil im Solactive Organic-Food-Index aus, an dessen Entwicklung Kleinanleger über Zertifikate partizipieren können. Über die vergangenen drei Jahre hinweg hat der internationale Index sich allerdings nicht besser entwickelt als etwa der deutsche Dax.

Zudem ist die Zusammensetzung diskussionswürdig. Schwergewichte sind ein dänischer Hersteller von pflanzlichen Lebensmittelzusätzen sowie die bei Jugendlichen beliebte Energy-Drink-Marke Monster – nicht eben ein Musterbeispiel für Biolebensmittel. Solactive-Chef-Researcher Timo Pfeiffer begründet die Wahl von Monster mit dessen Zukauf eines Biosaftunternehmens.

Das Angebot an Biowerten ist noch gering

Tatsächlich sei das Angebot an Biowerten noch gering, sagt Pfeiffer. Der Lifestyle-Trend sei am Markt noch nicht wirklich angekommen, da viele Anbieter regional tätig seien – und nicht an der Börse. Im Index hätten daher wenige Titel großes Gewicht.

Bleiben Anlegern noch börsennotierte klassische Obst- und Gemüsespezialisten wie der Fruchthändler Belmonte, der Dosengemüse-Anbieter Bonduelle oder Frosta und die Iglo-Mutter Nomad Food. Wer allerdings tatsächlich Biolandwirtschaft und vegane Konzepte unterstützen will, ist derzeit noch besser beraten, Geld im lokalen Hofladen oder in einem Projekt der solidarischen Landwirtschaft zu lassen. Die Rendite dort: eine Gemüsekiste.