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Uniper-Betriebsrat alarmiert Regierungen von Finnland und Deutschland

Die Arbeitnehmervertreter des Stromproduzenten fordern Großaktionär Fortum auf, seine Pläne offenzulegen. Den Brandbrief erhalten auch die Regierungen von Finnland und Deutschland.

Der Streit um die Zukunft von Uniper könnte zum Politikum werden. Der Betriebsrat des Stromproduzenten appelliert in einem Brief an den Chef des finnischen Großaktionärs Fortum, Pekka Lundmark, endlich Klarheit über seine Pläne zu schaffen. Dabei sollten auch die Regierungen von Finnland und Deutschland eingebunden werden.

„Ein weiteres Verschleiern der Strategie ist nicht weiter hinnehmbar“, heißt es in dem Brief, der dem Handelsblatt vorliegt: „Da wir keine klaren Antworten bekommen, befürchten wir eine Zerschlagung von Uniper und müssen daher erneut darauf hinweisen, dass wir uns auf Basis der bislang vorliegenden Informationen einer Übernahme vehement widersetzen würden.“

Das Schreiben wurde in Absprache mit den Gewerkschaften Verdi und IG BCE verfasst und in Kopie an die finnische Regierung, die Bundesregierung, die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und Gewerkschaften in Finnland geschickt. Adressaten sind unter anderem der finnische Ministerpräsident Antti Rinne, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Kanzleramtschef Helge Braun.

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Die Intention ist klar: Die Arbeitnehmervertreter hoffen auf politische Unterstützung, da Fortum im Besitz des finnischen Staates ist. Der Betriebsrat formuliert in dem Brief mehrere konkrete Fragen: So solle Lundmark unter anderem die angebotene Kooperation konkretisieren – und klarzustellen, ob ein „erneutes Übernahmeangebot mit dem Ziel der Beherrschung und Eingliederung von Uniper“ geplant ist. „Seit nunmehr eineinhalb Jahren verweigern Sie eine klare Aussage, welche konkreten strategischen Absichten Fortum in Hinblick auf Uniper und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfolgt“, heißt es in dem Brief.

Fortum hatte im Herbst 2017 angekündigt, sich bei Uniper zu beteiligen, und besitzt inzwischen 49,99 Prozent der Anteile. Seither fürchten die Mitarbeiter des Stromproduzenten eine feindliche Übernahme und fordern klare Aussagen vom neuen Großaktionär über seine Pläne.

In den vergangenen Wochen ist der Konflikt eskaliert. Der alte Vorstand ist inzwischen komplett zurückgetreten, und auch Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg sieht das Vertrauensverhältnis zu Fortum gestört.

Vor eineinhalb Wochen traf sich Lundmark mit dem Betriebsrat von Uniper und Vertretern von Verdi. Der Fortum-Chef bezeichnete das Treffen als „konstruktiv“. In Kreisen der Arbeitnehmervertreter zeigte man sich aber enttäuscht. Lundmark sei wieder unverbindlich gewesen, hieß es.

Auch in dem Brief zeigte sich der Betriebsrat enttäuscht über das Gespräch. So habe Lundmark die versprochene „Kooperation“ und „gemeinsame Vision“ „noch immer nicht näher detailliert“. In dem Schreiben wird dabei betont, dass wegen der „immer stärkeren Sorge unter den Arbeitnehmern“ sich „die Arbeitnehmervertreter, Betriebsräte und Konzernbetriebsräte sowie die Gewerkschaften Verdi, IG BCE und die relevanten Gewerkschaften außerhalb Deutschlands nun konzernübergreifend formiert“ hätten.

Lundmark will Hürde in Russland beiseite räumen

Seit Anfang Juni hat Uniper einen neuen CEO, den Ex-Thyssen-Krupp-Manager Andreas Schierenbeck. Ex-Chef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück sind im Streit mit Fortum ausgeschieden, die verbliebenen Vorstände Eckhardt Rümmler und Keith Martin haben ihren Abgang angekündigt. Der alte Vorstand hatte sich lange gegen den Einstieg von Fortum gewehrt.

Die Finnen werfen dem alten Management vor, dabei zu weit gegangen zu sein. Während des Genehmigungsprozesses wurde in Russland eine Auflage verhängt, dass Fortum vorerst nicht mehr als 50 Prozent der Anteile übernehmen darf. Lundmark verlangt, dass die Vorgänge aufgeklärt werden, und ließ auf der letzten Hauptversammlung die Entlastung des Vorstandes verschieben. Aufsichtsratschef Reutersberg wertete dies als „Misstrauensbeweis“.

Lundmark drängt nun den neuen Chef, die Hürde in Russland aus dem Weg zu räumen. Er selbst war jüngst in Russland vorstellig geworden. Lundmark habe das Thema gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Sprache gebracht, hatte Fortum danach mitgeteilt.

Was die Arbeitnehmervertreter zusätzlich verunsichert: Während des Übernahmekampfes haben sich Hedgefonds bei Uniper positioniert, die auf eine teure Abfindung hoffen – allen voran der aggressive US-Investor Elliott. Elliott hat inzwischen Zugriff auf mehr als 17 Prozent der Anteile.

Sollte Fortum die Hedgefonds auszahlen müssen, wäre das gute Rating der Finnen gefährdet. Der inzwischen ausgeschiedene Finanzvorstand Delbrück hatte auf der Hauptversammlung das Rating deshalb schon als „rote Linie“ bezeichnet.

Die Sorgen der Mitarbeiter vor einer Zerschlagung speisen sich auch aus der angespannten Finanzlage von Fortum. Uniper benötigt für sein umfangreiches Trading-Geschäft ein stabiles Investmentgrade-Rating. Nur dann kann es millionenschwere Hedging-Deals abschließen.

Sollte es Fortum gelingen, die Hürden in Russland aus dem Weg zu räumen, die Mehrheit zu übernehmen und einen Beherrschungsvertrag zu schließen, wäre das Rating der Finnen ausschlaggebend. Ob diese ihr aktuelles Investmentgradrating behalten könnten, ist aber fraglich.

Fortum könnte sich deshalb veranlasst sehen, Teile von Uniper zu verkaufen, um das Rating auch bei einer Übernahme zu behalten. Die Zerschlagung, vor der sich die Uniper-Mitarbeiter von Anfang an sorgen, wäre perfekt.