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Bestellboykott geht weiter: Preiskampf zwischen Kaufland und Unilever spitzt sich zu

Kaufland bietet seinen Kunden derzeit deutlich weniger Markenprodukte an – Unilever-Produkte werden boykottiert. (Symbolbild: AP Photo)
Kaufland bietet seinen Kunden derzeit deutlich weniger Markenprodukte an – Unilever-Produkte werden boykottiert. (Symbolbild: AP Photo)

Der Streit zwischen Kaufland und dem Konsumgüterhersteller Unilever erreicht noch nie da gewesene Ausmaße. Im September hat der Betreiber von 1.200 Supermärkten in Deutschland und Osteuropa rund 480 Produkte des Verbrauchsgüterherstellers aus dem Sortiment genommen. Nun ist klar: Ein Ende des Bestellboykotts ist lange nicht in Sicht.

Kaufland-Kunden können sich schon einmal darauf einstellen, dass sie auch in den nächsten Monaten Produkte von Marken wie Langnese, Knorr, Pfanni oder Lipton nicht in den Regalen finden werden. Es sieht nicht so aus, als könne eine zeitnahe Einigung im Preiskampf gefunden werden, wie Ulli Gritzuhn, Unilever-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz, nun im Interview mit der “Welt” bestätigte. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der Fall noch weit ins nächste Jahr hineinziehen könne. “Ich kann nicht von weißem Rauch reden”, so Gritzuhn.

Eine Pressesprecherin von Kaufland erklärte ihrerseits: “Wir stehen nach wie vor mit Unilever in Kontakt und sind offen für konstruktive Gespräche.” Sie fügte allerdings hinzu, dass Kaufland im Sinne der Kunden “die drastisch erhöhten Einkaufspreise von Unilever nicht akzeptieren” könne.

Man rechnet mit Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe für Unilever. (Symbolbild: AP Photo)
Man rechnet mit Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe für Unilever. (Symbolbild: AP Photo)

Druck auf globale Hersteller wächst

Es ist nicht der erste Zwist zwischen einem großen Händler und einem Nahrungsmittelkonzern. Erst im Frühjahr hatten Edeka und Nestlé einen ähnlichen Machtkampf ausgefochten. Im Streit um bessere Einkaufskonditionen hatte die Supermarktkette mehr als 200 Produkte des Schweizer Weltmarktführers aus dem Sortiment genommen. Nach mehr als acht Monaten gab es schließlich eine Einigung – über die Einzelheiten wurde jedoch Stillschweigen vereinbart.

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Der Bestellboykott von Kaufland ist allerdings deutlich dramatischer, da er sich nicht nur auf Deutschland bezieht. Der Verkaufsstopp gilt für 650 deutsche Filialen und 550 osteuropäische Supermärkte in Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Polen, Rumänien und Bulgarien. Und das, obwohl im Ausland gar keine Preisverhandlungen anstehen. Das gab es in dieser Form noch nie.
Unilever-Chef Gritzuhn erklärte der “Welt”: “Das ist eine neue Stufe bei derartigen Auseinandersetzungen und wird als Druckmittel gegen uns eingesetzt.” Kaufland zählt zu den zehn größten Kunden des Markenherstellers. Man geht davon aus, dass die Umsatzeinbußen bald im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen werden. “Fast alle Lebensmitteleinzelhändler gehen mit der Erwartung und Forderung in die jährlichen Verhandlungen, dass die Preise sinken”, so Gritzuhn. Dabei habe Deutschland längst die niedrigsten Lebensmittelpreise in Europa – und neben der Schweiz zeitgleich die höchsten Lohnkosten.

Mögliche Langzeitfolgen der Preiskämpfe

“Die dauerhafte Ausrichtung nur auf den niedrigsten Preis wird dazu führen, dass Investitionen ausbleiben und Jobs vernichtet werden”, prophezeit der Unilever-Chef.
Es sieht so aus, als würden solche Preiskämpfe künftig noch häufiger und drastischer stattfinden. Auch internationale Handelskonzerne wollen sich nun mit Gleichgesinnten in der europäischen Nachbarschaft organisieren und damit den Druck auf die globalen Markenartikler erhöhen.
So hat sich kürzlich beispielsweise auch der britische Supermarktkonzern Tesco mit dem französischen Handelsriesen Carrefour zu einer Einkaufsallianz zusammengeschlossen, um im Einkauf gegenüber den internationalen Herstellern die Kosten besser drücken zu können.

EU gegen Händlerallianzen

Erst vergangene Woche hat das EU-Parlament für neue Regelungen und einen fairen Umgang der Handelsunternehmen mit den Herstellern gestimmt. Neue Richtlinien sollen Lebensmittelerzeuger aus der Landwirtschaft oder auch Hersteller aus der Industrie vor der Marktmacht der Einzelhandelsriesen schützen und Händlerallianzen unterbinden. Ein konkreter Lösungsvorschlag muss allerdings noch ausgearbeitet werden.