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Ex-SAP-Vorstand Leukert soll die Deutsche Bank in die digitale Zukunft führen

Der Technologieexperte soll die Systeme des Kreditinstituts modernisieren. Es ist mit 13 Milliarden Euro das wohl größte IT-Projekt des Landes.

Wie hat sich die Arbeitswelt im vergangenen Jahrhundert verändert? Warum reproduziert Künstliche Intelligenz die Vorurteile von Menschen? Und was passiert mit den geflüchteten Menschen auf der „Sea Watch 3“? Zu solchen Fragen meldete sich Bernd Leukert in den letzten Monaten regelmäßig bei Twitter zu Wort. Der Manager, der im Februar aus dem Vorstand von SAP ausgeschieden war, positionierte sich seither als Technologiekenner, der wirtschaftliche wie gesellschaftliche Themen im Blick behält.

Dieses Profil dürfte Leukert geholfen haben, einen der reizvollsten, aber auch schwierigsten Jobs der deutschen Wirtschaft zu bekommen: Der Manager wird zum 1. September bei der Deutschen Bank Vorstand für Digitalisierung, Daten und Innovation.

Er soll die IT des Dax-Konzerns, die als überaltert gilt, modernisieren. 13 Milliarden Euro plant das Unternehmen bis 2022 dafür ein; es ist das vermutlich größte IT-Projekt des Landes. Der neue Cheftechniker muss nun beweisen, dass er nicht nur Visionen hat, sondern auch Durchsetzungsstärke.

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Mit Leukert holt die Deutsche Bank einen Manager, der bislang noch nicht im Finanzsektor tätig war: Der Wirtschaftsinformatiker schrieb schon seine Diplomarbeit bei SAP und heuerte 1994 nach dem Studium gleich bei dem Softwarehersteller an.

Der Konzern wuchs mit den Jahren zu einem globalen Giganten, und der Manager übernahm immer mehr Verantwortung: Im Jahr 2014 zog er in den Vorstand ein, leitete dort die Entwicklung und Auslieferung aller SAP-Produkte – ein zentrales Ressort des Unternehmens.

In dieser Position erhielt Bernd Leukert auch Einblicke in den Bankensektor: So verantwortete er die Speziallösungen, die SAP für 25 verschiedene Branchen anbietet, von der Chemieindustrie bis zum öffentlichen Sektor.

Bei den Kundengesprächen lernte er Christian Sewing kennen, der vor seiner Berufung zum Vorstandschef das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank leitete. Die beiden, so sagte Leukert dem Handelsblatt, hätten viel über die Digitalisierung der Finanzwelt und die Plattformökonomie diskutiert – und offenbar lernten sie sich darüber schätzen.

IT sorgt bei der Deutschen Bank immer wieder für Pannen

Im Februar verließ Leukert überraschend SAP. In der knappen Mitteilung war von einer einvernehmlichen Trennung die Rede. Insider berichten allerdings, dass der Manager intern wie extern Erwartungen geweckt habe, die nicht immer im Einklang mit den Möglichkeiten der Software gewesen seien – wohl auch aufgrund zu geringer Personalkapazitäten für die Entwicklung der Produkte. So oder so: Der Technologieexperte kann nun mit 52 Jahren eine neue Aufgabe übernehmen.

Bei der Deutschen Bank wird Leukert zum einen dafür sorgen müssen, dass die IT leistungsfähiger und effizienter wird. Bislang nutzt der Konzern eine Vielzahl von Systemen, die teils schon seit Jahrzehnten im Einsatz sind. Immer wieder kommt es deswegen zu Pannen.

Zudem erschwert die Komplexität die Entwicklung neuer Produkte. Zum anderen muss der Technikkenner Innovationen wie die jüngst gestartete Onlinebank Fyrst vorantreiben. Beides ist wichtig, um mit den Fintechs und Technologiekonzernen mithalten zu können, die den Banken Konkurrenz machen.

Es ist eine enorme Aufgabe. Die Führung des Bankkonzerns weiß Leukert hinter sich. Für die digitale Transformation eines Unternehmens brauche es ein gemeinsames Verständnis der Aufgabe und „absolutes Vertrauen“ zueinander, erklärte er gegenüber dem Handelsblatt – genau das verspüre er bei CEO Christian Sewing und Aufsichtsratschef Paul Achleitner.

Bei aller Technikkenntnis: Leukert ist ein zugewandter Gesprächspartner, mit dem man nach einer Sitzung gerne noch ein wenig plaudert. Bei den SAP-Mitarbeitern war er beliebt, ebenso bei Kunden – die Anwendergruppe DSAG lobte, er habe „immer ein offenes Ohr“ gehabt. Das dürfte auch bei der Deutschen Bank gut ankommen.