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Bankaufseher in den USA nach Chaoswoche mit Manöverkritik

(Bloomberg) -- Erst letzten Montag hatte der Chef der US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corp. (FDIC) vor Bankern in Washington auf ein 620 Milliarden Dollar schweres Risiko hingewiesen, das im Finanzsystem lauert.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Am Freitag waren zwei Banken diesem Risiko zum Opfer gefallen. Übers Wochenende kam eine dritte hinzu.

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Die Frage, ob die US-Aufsicht vor dem Zusammenbruch der Silvergate Capital, der SVB Financial Group und der Signature Bank die Gefahren früh genug erkannt und geeignete Maßnahmen ergriffen haben, ist nun Gegenstand einer öffentlichen Debatte in den USA. In Europa wird eher abgewiegelt und auf Unterschiede zum US-System im allgemeinen und den drei gescheiterten Banken im besonderen verwiesen.

Zugute halten muss man jedenfalls dem FDIC-Chef Martin Gruenberg, dass er letzten Montag nicht zum ersten Mal seine Sorge darüber geäußert hat, dass die Bilanzen der Banken mit niedrig verzinsten Anleihen gespickt sind, die im Zuge der raschen Zinserhöhungen der Federal Reserve Hunderte von Milliarden Dollar an Wert verloren haben. Dies wird vor allem dann zum Problem, wenn eine Bank — etwa wegen Abwanderung von Einlagen — gezwungen ist, diese Vermögenswerte zu verkaufen und damit Verluste zu realisieren.

Doch trotz der Warnungen steht der Kollaps dreier Banken binnen weniger Tage in krassem Gegensatz zu den Jahren nach der Finanzkrise, in denen die FDIC Hunderte von angeschlagenen Banken lautlos aus dem Verkehr ziehen konnte.

In diesem Fall ließ die Aufsicht die Kryptobank Silvergate noch tagelang weiterwursteln, obwohl sie schon gewarnt hatte, dass die Verluste ihre Lebensfähigkeit untergraben würden. Erst am 8. März schloss sie ihre Pforten — und noch am selben Tag signalisierte die Silicon Valley Bank, dass sie wegen steigender Verluste eine Kapitalerhöhung brauche. Es folgte der unvermeidbare Run auf die Bank und die nächste Schließung, sowie ein Einbruch von Bankaktien generell.

“Bei Silvergate gab es einen regulatorischen blinden Fleck”, sagte Keith Noreika, ein früherer Leiter des Office of the Comptroller of the Currency, die ein Teil der US-Bankenaufsicht ist. “Weil das Institut mitten in der Woche abgewickelt wurde, bekam jeder ein wenig Angst und dachte, dass dies auch mit anderen Banken mit ähnlichen Finanzierungsfehlern passieren würde.”

Vertreter der FDIC und der Fed lehnten eine Stellungnahme ab.

Das Drama schürt bereits Diskussionen in Washington über die Dodd-Frank-Regulierung, die nach der Krise von 2008 in Kraft getreten war — und über ihre teilweise Rücknahme unter Präsident Donald Trump.

Trump lockerte die Regeln für kleine und regionale Banken im Rahmen eines generellen Deregulierungs-Gesetzes. Im Mai 2018 wurde die Schwelle für die Einstufung als systemrelevant – was etwa jährliche Stresstests nach sich zieht – auf 250 Milliarden Dollar angehoben. Davor lag sie bei 50 Milliarden Dollar.

Die Silicon Valley Bank hatte 2018 gerade die 50-Milliarden Grenze erreicht und war auf zuletzt 220 Milliarden gewachsen: Immer noch unterhalb der Schwelle für Systemrelevanz, aber bereits die 16.-größte US-Bank.

Bankchef Greg Becker hatte die Anhebung der Schwelle gefordert und dabei unter anderem darauf verwiesen, dass das Kerngeschäft — Einlagen und Kredit — risikoarm sei und die SVB keine systemischen Risiken darstelle. Für die demokratische Senatorin Elizabeth Warren spielen die gelockerten Regeln zumindestens eine Teilrolle beim Niedergang der SVB.

Der Kreditgeber erzielte einen Großteil seines raschen Bilanzwachstums als er während der Pandemie Einlagen von Tech-Start-ups aufnahm, die das frische Geld aus ihren Finanzierungsrunden einfach aufs Konto legten. Die Bank steckte die überreichlichen Mittel großteils in langfristige Treasuries, um wenigstens etwas Zinsen zu erlösen.

Als im Krisenjahr 2022 neue Finanzierungsrunden ausblieben, leerten die Start-ups sukzessive ihre Konten. Die Bank musste die Treasuries zu Geld machen und buchte wegen der gestiegenen Zinsen Verluste — 1,8 Milliarden Dollar im ersten Finanzquartal. Das löste die Panik aus.

‘Echter Stresstest’

Die frühere Fed-Gouverneurin Betsy Duke nennt die Situation “einen echten Stresstest für Dodd-Frank”. Wie die FDIC die Bank abwickelt, werden “Investoren und Einleger genau beobachten und dann ihr eigenes Risiko einschätzen, den Zugang zu ihren Geldern zu verlieren”.

Alexandra Barrage, eine ehemalige FDIC-Managerin, die jetzt als Anwältin tätig ist, weist darauf hin, dass sowohl Silvergate und Signature mit ihrer Ausrichtung auf die Kryptowährungsbranche als auch die SVB eine ungewöhnliche Konzentration von Einlagen bestimmter Kundentypen gehabt und deswegen einem “perfekten Sturm” ausgesetzt gewesen seien. Das schränke die Übertragbarkeit auf anderen Banken ein.

Ein Problem ist, dass derzeit eine Generation von Bankern und Aufsehern am Ruder ist, die in der letzten Periode steiler Zinserhöhungen noch nicht im Amt war und denen es deshalb an Erfahrung mangelt. Auch an solchen mit Bankcrashs — der letzte fand in den USA 2020 statt.

“Wir sehen die Auswirkungen von jahrzehntelangem billigem Geld”, meint Noreika. “Jetzt haben wir schnell steigende Zinsen. Darüber haben sich die Banken schon lange keine Gedanken mehr machen müssen.”

Überschrift des Artikels im Original:As Banks Topple, Regulators Face Reckoning on Week of Mayhem (1)

--Mit Hilfe von Jennifer Surane.

©2023 Bloomberg L.P.