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Asien schickt Abfall zurück nach Europa und Amerika

Asiatische Schwellenländer fühlen sich vom Westen als Mülldeponie missbraucht. Jetzt wehren sie sich – und schiffen den Müll wieder zurück. Das scheint erst der Anfang.

1500 Tonnen Müll treten nach einem jahrelangen Streit eine weite Reise an. Am Freitag haben sie in 69 Schiffscontainern an Bord des Frachters M/V Bavaria die Subic-Bucht im Norden der philippinischen Hauptstadt Manila verlassen. Nach einer rund dreiwöchigen Schiffsreise sollen sie Ende des Monats in der mehr als 10.000 Kilometer entfernten kanadischen Metropole Vancouver eintreffen und dort entsorgt werden. Auf den Philippinen feiern Umweltschützer den Abschied von dem kleinen Müllberg als Sieg.

Ihr Erfolg findet auf dem ganzen Kontinent Beachtung: Denn Müllkonflikte belasten in vielen asiatischen Ländern die Beziehungen zum Westen. Sie offenbaren die gravierenden Probleme des globalen Recycling-Geschäfts.

Die Müllverschiffung von den Philippinen nach Kanada ist das Ergebnis mühsamer Verhandlungen, die sich über Jahre hinzogen. Der Abfall, der ursprünglich aus Kanada stammt, war 2014 in das südostasiatische Land geliefert worden – deklariert als wiederverwendbares Plastik. Doch laut lokalen Behörden waren diese Angaben falsch: In Wahrheit handelte es sich demnach um offenbar unsortierten Haushaltsmüll – entdeckt wurden unter anderem alte Zeitungen und gebrauchte Erwachsenenwindeln.

Kanada erklärte sich erst zur Rücknahme bereit, nachdem die Philippinen in diesem Jahr ihren Botschafter aus dem nordamerikanischen Land nach Hause holten. Die unerwünschte Lieferung aus Kanada war bei den Filipinos zum Symbol geworden: Das Land fühlte sich als Müllhalde für den Westen missbraucht.

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Damit ist die ehemalige US-Kolonie nicht alleine: Seit Jahren liefern Europa und die USA tonnenweise Abfälle nach Asien – unter anderem, weil sich altes Plastik auf dem Kontinent billiger recyceln lässt und der Widerstand gegen die damit verbundene Umweltbelastung zumindest in der Vergangenheit geringer ausfiel als in reichen Industrienationen. Doch das hat sich zuletzt grundlegend geändert.

China bringt den internationalen Recyclinghandel durcheinander

Ausschlaggebend für den Stimmungswandel waren vor allem neue Importvorschriften in China. Das Land hatte lange Zeit den Großteil des globalen Kunststoffmülls bei sich aufgenommen. Im vergangenen Jahr erließ die Regierung in Peking aber Verbote für die Einfuhr von ausländischen Plastikabfällen – und brachte damit die Lieferketten der Recycling-Industrie gehörig durcheinander.

In der Folge suchte sich die Müllindustrie Ausweichplätze in anderen Regionen Asiens. In Indien und in Südostasien stiegen die Einfuhren sprunghaft an – und lösten in der lokalen Bevölkerung eine Debatte darüber aus, ob der Westen seinen Müll nicht besser selbst behalten sollte.

Malaysia ist eines der am stärksten betroffenen Länder. Die Einfuhren von Plastikmüll lagen im vergangenen Jahr mit 870.000 Tonnen drei Mal über der Menge, die zwei Jahr zuvor ins Land kam. Deutschland ist laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace der viertgrößte Exporteur von Plastikmüll nach Malaysia, hinter den USA, Japan und Großbritannien. Der Müll landete nach Angaben von Greenpeace oft nicht in sauberen Recycling-Fabriken, sondern wurde zum Teil auf illegale Deponien gebracht oder einfach unter freiem Himmel verbrannt.

Wie die Philippinen leiden auch mehrere Länder in der Region daran, dass die Abfälle falsch deklariert werden und so nicht nur sauberes Plastik ankommt, sondern auch verschmutzter und unsortierter Müll aus dem Westen. In Vietnam und Thailand haben die Skandale bereits zu klaren Reaktionen geführt.

Die Regierung in Bangkok kündigte Ende vergangenen Jahres an, die Einfuhr von ausländischem Plastikmüll ab 2021 komplett zu verbieten. In Vietnam beschlossen die Behörden zuvor, keine Lizenzen für den Import von Papier-, Plastik- und Metallabfällen mehr zu vergeben. Die Begründung: Man wolle das Land nicht zur Deponie verkommen lassen.

Auch Malaysia will nun entschieden gegen die Auswüchse des Müllgeschäfts vorgehen. Vergangene Woche kündigte die Regierung des Landes an, 3000 Tonnen an unerlaubt eingeführtem Müll wieder in seine Ursprungsländer zurückzuschicken. Fünf Container mit kontaminiertem Kunststoffmüll seien bereits an Spanien zurückgesandt worden.

„Wir fordern die Industrieländer auf, ihren Umgang mit Plastikmüll zu überdenken und damit aufzuhören, den Müll in Schwellenländer abzuschieben“, sagte die malaysische Umweltministerin Yeo Bee Yin. Sie zeigte sich entschlossen: „Malaysia wird nicht weiter die Müllkippe dieser Länder sein.“

Mehr: Indien hat nicht nur ein Problem mit importierten Müll, sondern auch mit der Entsorgung des eigenen Abfalls. Das geht zulasten der Umwelt. Das Unternehmen Renewlogy will Indiens Fluss Ganges nun vom Müll befreien.