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Die Private-Equity-Branche öffnet sich für Privatanleger

Der Markt für Beteiligungskapital war lange institutionellen Investoren vorbehalten. Nun dürfen auch private Anleger mitspielen.

Dieser Boom findet abseits der traditionellen Finanzmärkte statt. Die „alternativen Anlageklassen“ werden in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich je acht Prozent auf die kaum vorstellbare Summe von 14 Billionen Dollar wachsen. Laut dem Analysehaus Preqin wird dabei das nicht börsennotierte Beteiligungskapital – Private Equity genannt – die Hedgefonds überholen und weltweit den alternativen Bereich dominieren.

Vor allem die hohen Renditen der Vergangenheit werden dafür sorgen, dass das Wachstum bei Private Equity anhaltend hoch bleibt, meint Preqin-Chef Mark O’Hare.

Leider findet diese Party weitgehend unter Ausschluss der breiteren Öffentlichkeit statt. Der Markt wird beherrscht von den institutionellen Investoren, also Pensionskassen, Versorgungswerken und Versicherungen. Zu den wenigen Unternehmen, die auch für betuchte Privatanleger einen Zugang bieten, gehört die Hamburger Firma Circle Eleven. Aktuell ist die Gesellschaft in 14 Private-Equity-Fonds investiert.

Das verwaltete Vermögen beträgt 160 Millionen Euro, jedes Jahr kommen nach eigenen Angaben rund 40 Millionen Euro dazu. Die erwartete Nettorendite nach Kosten und vor Steuern liege im schlechtesten Fall im niedrigen zweistelligen Renditebereich.

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„Die Zeiten, in denen man 20 Prozent und mehr erzielen konnte, sind definitiv vorbei. Wegen des riesigen Überhangs an verfügbarem Kapital sind die Gewinne zurückgegangen. Sie sind aber immer noch hoch genug im Vergleich zu anderen Alternativen“, sagt Circle-Eleven-Mitgründer Alexander Binz im Gespräch mit dem Handelsblatt. Alternativen wie Private Equity profitieren davon, dass Anleihen kaum noch Zinsen abwerfen und Aktienkurse hohen Schwankungen unterliegen können.

Private-Equity-Fonds übernehmen Mittelständler oder kaufen Unternehmen und Konzernteile, um sie zu restrukturieren. Das schlechte Image von „Heuschrecken“, die Unternehmen aussaugen und dann weiterziehen, hat die Branche abschütteln können. Heute gelten die Fonds als etablierte Adressen im Finanzmarkt.

In diesem Jahr kauften Finanzinvestoren in Milliardentransaktionen beispielsweise den Spezialchemiebereich von Akzo Nobel und den deutschen Energiedienstleister Techem. Nach durchschnittlich drei bis sieben Jahren werden die Firmen im Besitz von Finanzinvestoren dann weitergereicht an Strategen aus der Industrie, andere Private-Equity-Häuser, oder aber es kommt zum Börsengang.

Circle Eleven bündelt die Gelder der Privatanleger ab einer Mindestsumme von 200 000 Euro und ermöglicht so den Zugang zu namhaften Private-Equity-Fonds wie etwa Carlyle, Advent, BC Partners, Invision und Endless. Geografisch beschränkt man sich auf die USA und Europa. An Kosten fällt einmalig eine zweiprozentige Gebühr auf die Anlagesumme vorab und später eine achtprozentige Gewinnbeteiligung an.

Überrendite zieht Investoren an

Auf lange Sicht sollte Private Equity laut Binz circa drei Prozentpunkte mehr Rendite abwerfen als die klassischen Aktienmärkte. Phasenweise sei das aber nur sehr schwer zu erreichen, beispielsweise seien US-Aktien in den letzten drei Jahren wegen der Technologie-Hausse bei Facebook, Apple und Co. nicht zu schlagen gewesen von den Beteiligungsmanagern, erklärt der 51-jährige Manager.

Die Circle-Eleven-Macher kennen die Tricks der Branche – und die Mythen. „Wer beispielsweise behauptet, ausschließlich an exklusiv verhandelte Deals zu kommen, sagt nicht die Wahrheit“, weiß Binz. Und weil das Marktumfeld so einmalig positiv ist, versuchten viele Private-Equity-Manager, möglichst große Fonds so schnell wie möglich aufzulegen.

Wichtig sei für private Anleger die „Interessensidentität“ mit den Kunden. Das heißt, Circle Eleven stellt seinen Klienten nur solche Fonds vor, in denen auch die Gesellschafter ihr Geld angelegt haben. Dabei geht es nicht um symbolische Beträge, sondern jeweils um einige Millionen.

Egal wie man sich der Anlageklasse Private Equity nähert, in allen Fällen ist die langfristige Bindung in einem grundsätzlich illiquiden Investment zu beachten. Bei Einzelfonds seien es zehn bis zwölf Jahre, bei Dachfonds – die in mehrere Einzelfonds investieren – eher 13 bis 17 Jahre, sagt der selbstständige Berater Peter Schwanitz. Während dieser Laufzeit wird das Kapital sukzessive abgerufen und zurückgezahlt.

Einige Anbieter von Privatkundenprodukten rufen allerdings schon einen Großteil des gezeichneten Kapitals ab, bevor es effektiv investiert wird. „Das drückt dann die Rendite“, warnt Schwanitz. Anleger sollten wegen der Illiquidität nur Kapital investieren, das sie für einige Jahre entbehren können.

„Je nach individueller finanzieller Situation kann ein Anteil zwischen 20 und 30 Prozent des Gesamtportfolios einen guten Beitrag zum Vermögensaufbau leisten“, sagt Horst Güdel, Gründer und Vorstand der RWB Group, die ebenfalls Produkte für Kleinanleger anbietet.

Stimmung zuletzt etwas eingetrübt

Was jeder Anleger bedenken muss, ist die Tatsache, dass die Stimmung im Beteiligungsmarkt möglicherweise schon den Zenit überschritten hat und Rückschläge drohen. Der Geschäftsklima‧index des „German Private Equity Barometers“ ist im dritten Quartal von seinem Rekordstand um fünf Punkte auf 72,1 Zähler gesunken (siehe Grafik).

Der Markt sei zwar insgesamt in robuster Verfassung, im klassischen Übernahmesegment scheine die Unzufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen aber gerade auf die Investitionsbereitschaft durchzuschlagen, erläutert KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner die Lage. Die gedämpfte Stimmung sei angesichts des Anstiegs der letzten Jahre und des erreichten Rekordniveaus keine Überraschung, meint Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Branchenverband BVK.

„Größter Belastungsfaktor auf der Investitionsseite bleiben hier die allgemein ambitionierten Unternehmensbewertungen und erste Unsicherheiten im Hinblick auf die Konjunktur“, ergänzt die Managerin.

Die meisten Experten sind der Ansicht, dass eine gewisse Abkühlung dem Markt nur guttun kann. Wer sich für die Anlageklasse entscheidet, der sollte kontinuierlich investieren. Da alle Marktteilnehmer immer nur ex-post wissen, welches die guten Jahrgänge waren, sollte man Market Timing erst gar nicht versuchen und alle Auflagejahre abdecken, meinen die Manager von Circle Eleven.

Ganz wichtig ist auch die Erfahrung der Private-Equity-Manager in Finanzkrisen wie zuletzt 2008: In Boomzeiten kann jeder erfolgreich sein, die Frage ist, wie man Krisenzeiten meistert.