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Dax büßt Gewinne ein – Rally an den Rohstoffmärkten

Der deutsche Aktienmarkt muss ein anfängliches Kurpslus wieder abgeben. Trotz schwacher Konjunkturdaten aus Europa erholen sich die Ölpreise weiter.

Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa
Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa

Die Hoffnung auf eine wirksame Therapie gegen das Coronavirus hat den Börsen nur kurz Auftrieb verliehen: Der deutsche Leitindex Dax gab anfängliche Kursgewinne wieder ab und notierte rund 0,5 Prozent tiefer bei 11.050 Punkten. Auch der Euro Stoxx 50 fiel wieder unter die Marke von 3000 Punkten, die er zum Handelsauftakt übersprungen hatte.

Börsianer verwiesen auf vereinzelte Gewinnmitnahmen vor dem langen Wochenende, um nicht von möglichen Corona-Hiobsbotschaften überrascht zu werden. An diesem Freitag ruht der Handel in Deutschland feiertagsbedingt. Zudem sind die Konjunkturnachrichten weiter negativ.

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Dem Europäische Statistikamt Eurostat zufolge ist die Konjunktur in der Euro-Zone zu Jahresbeginn im Rekordtempo eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich im Zeitraum von Januar bis März zum Vorquartal um 3,8 Prozent. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1995. Auch die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum ist mit den ersten Anzeichen der Coronavirus-Krise leicht gestiegen. Die bereinigte Arbeitslosenquote kletterte im März auf 7,4 Prozent, wie Eurostat weiter mitteilte.

An die guten Vorgaben aus Asien und den USA konnten die europäischen Börsen daher nicht weiter anknüpfen. Die asiatischen Aktien stiegen am Donnerstag auf ein neues Sieben-Wochen-Hoch. Ermutigende erste Ergebnisse einer Covid-19-Behandlungsstudie trieben die Hoffnungen der Anleger, weil ein Medikament den Ländern helfen kann, Geschäftsbeschränkungen aufzuheben und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Das von dem Pharmakonzern Gilead hergestellte antivirale Medikament „Remdesivir“ werde die Standardtherapie für Covid-19-Patienten werden, teilte der führende Immunologe und US-Regierungsberater Anthony Fauci mit. Gilead-Aktien stiegen um knapp sechs Prozent.

Frühe Ergebnisse einer Studie scheinen zu zeigen, dass es die Genesung beschleunige. „Jede positive medizinische Entwicklung ist hilfreich“, sagte Westpac-Analyst Sean Callow. „Aber niemand sollte mit einem großen Durchbruch rechnen - der Schlüssel für die Märkte ist die Kontrolle der Ausbreitung des Virus“, sagte er. Doch auch dort gebe es positive Anzeichen. Die Börse in Tokio hat sich am Donnerstag zunächst stärker gezeigt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 2,6 Prozent höher bei 20.282 Punkten.

Auch in den USA waren die Börsen mit Gewinnen aus dem Handel gegangen: Der Standardwerteindex Dow Jones schloss 2,2 Prozent höher mit 24.633 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 3,6 Prozent auf 8914 Punkte vor. Der breit gefasste S & P 500 legte 2,7 Prozent auf 2939 Punkte zu.

Mit Spannung erwarten die Börsianer zudem die Ergebnisse der Ratsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstagnachmittag. Zwar dürfte die EZB den Einlagenzinssatz auf dem derzeitigen Niveau von minus 0,5 Prozent belassen. Doch die Notenbank könnte ihr Notfall-Ankaufprogramm für Anleihen weiter aufstocken.

Blick auf Einzelwerte

BASF: Zum Jahresauftakt machte der Chemiekonzern weniger Gewinn und zog seinen Ausblick für das laufende Jahr zurück. Die Aktie fiel zeitweise um mehr als zwei Prozent. „Das erste Quartal war kein normales Quartal. Das wird auch für das zweite Quartal gelten und wohl für das gesamte Jahr“, sagte Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag. An den Märkten herrsche große Unsicherheit. „Das Coronavirus stellt die Welt auf den Kopf.“ Am stärksten leidet der Konzern derzeit unter der rückläufigen Nachfrage aus der Autoindustrie, seiner wichtigsten Kundengruppe. In anderen Bereichen sorgt die Pandemie dagegen für zusätzliche Nachfrage, etwa bei Nahrungsergänzungsmitteln. Auch im Agrarbereich läuft es rund. Im ersten Quartal sank der bereinigte operative Gewinn (Ebit) um sechs Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern brach um 37 Prozent auf 885 Millionen Euro ein. Da der Absatz zu Jahresbeginn aber noch zulegte, konnte der Chemieriese seinen Umsatz um sieben Prozent auf 16,8 Milliarden steigern.

MTU: Beim Münchener Triebwerksbauer ist von der Coronakrise in den Zahlen zum ersten Quartal noch nicht viel zu sehen. Die Aktie legte um rund fünf Prozent zu. Erst ab dem laufenden zweiten Quartal würden sich die Belastungen für Umsatz und Ergebnis deutlich zeigen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag mit. Auch das Wartungsgeschäft für Passagierflugzeuge dürfte „zumindest im zweiten und dritten Quartal“ von einem Nachfragerückgang stark betroffen sein. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro, aber der Gewinn vor Steuern fiel um 12 Prozent auf 112 Millionen Euro. Das Unternehmen baut Triebwerke für Airbus, Boeing und für den Eurofighter. Aber die zivile Luftfahrt hat den Betrieb wegen der Corona-Pandemie weitgehend eingestellt, die Lufthansa und Dutzende anderer Fluggesellschaften haben Staatshilfe beantragt und legen Flugzeuge still. Der Zulieferer MTU hatte seine Werke in Deutschland drei Wochen lang geschlossen und hat jetzt Kurzarbeit. Die Dividende für das vergangene Jahr wurde gestrichen, ebenso wie die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. MTU beschäftigt fast 11.000 Mitarbeiter.

Wirecard: Der Zahlungsdienstleister gehört am Donnerstag nach zwei verlustreichen Tagen mit einem Kursplus von rund fünf Prozent zu den größten Gewinnern im Dax. Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann hatte im Handelsblatt-Interview CEO Markus Braun den Rücken gestärkt. Einen Rauswurf des langjährigen Chefs halte er trotz der heftigen Kritik, die KPMG nach einer Sonderprüfung der Wirecard-Bilanz äußerte, für falsch.

Shell: Der Ölkonzern kürzt seine Dividende zum ersten Mal in 80 Jahren. Wegen des Nachfrageinbruchs werde die Quartalsdividende auf 16 Cent je Aktie von 47 Cent im Vorquartal reduziert, teilte das britische Unternehmen mit, das auch sein Aktienrückkaufprogramm aussetzt. Die in London notierte Aktie gab bis zu sechs Prozent nach. Der bereinigte Gewinn auf vergleichbarer Basis fiel im ersten Quartal um 46 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar. Die Aktivitäten im Raffineriegeschäft hat Shell nach eigenen Angaben um bis zu 40 Prozent zurückgefahren.

Société Générale: Die Aktien der französischen Großbank finden sich mit einem Abschlag von bis zu 5,8 Prozent am Ende des französischen Leitindex wieder. Handelsverluste und faule Kredite brockten der Großbank im ersten Quartal einen Verlust ein.

Aixtron: Der Anlagenbauer hat im ersten Quartal mehr Bestellungen in die Bücher bekommen und daher seine Jahresziele bestätigt. Die Aktie gab um 1,4 Prozent nach. Der Auftragseingang stieg um 28 Prozent auf 68,8 Millionen Euro. Gleichwohl verbuchte die Firma wegen Verzögerungen bei den Auslieferungen in China operativ einen Verlust (Ebit) von 1,1 (Vorjahr: plus 9,7) Millionen Euro und einen Umsatzeinbruch um 40 Prozent auf 41 Millionen. „Unsere Q1-Ergebnisse entsprechen weitgehend unserer Planung. Die Covid-19-Pandemie hat aus heutiger Sicht keine signifikanten Auswirkungen auf unser Geschäft“, erklärte Vorstandschef Bernd Schulte.

Nokia: Wegen Lieferproblemen in China ist der Umsatz des finnischen Netzwerkausrüsters gefallen. Im ersten Quartal gingen die Erlöse um zwei Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zurück, wie der Ericsson- und Huawei-Konkurrent mitteilte. Die Aktie kletterte dennoch um drei Prozent. Vor allem die 5G-Ausstattung der Produktserie ReefShark werde stärker nachgefragt. Die Corona-Pandemie habe jedoch die Lieferkette in China unterbrochen, was in der Nokia-Bilanz mit einer Belastung von 200 Millionen Euro zu Buche schlug. Einsparungen ließen den Betriebsverlust auf 76 Millionen Euro von zuvor 524 Millionen schrumpfen. Wegen der Coronakrise und möglicher Investitionszurückhaltungen senkte Nokia seine Jahresprognose für den Gewinn auf 23 Cent je Aktie statt bisher 25 Cent.

Blick auf andere Assetklassen

Die Ölpreise haben am Donnerstag ihre Erholungsrally fortgesetzt. Die US-Rohölsorte WTI verteuerte sich zwischenzeitlich auf über 17 Dollar. Damit kostet sie rund 70 Prozent mehr als noch am Dienstagvormittag. Marktbeobachter verwiesen auf die Entwicklung der Ölreserven in den USA. Diese waren zuletzt nicht so stark wie erwartet gestiegen. Wie die US-Regierung am Vortag gemeldet hatte, waren die Vorräte an Rohöl in der vergangenen Woche um fast neun Millionen Barrel gestiegen. Analysten hatten im Mittel mit einem stärkeren Plus von 11,9 Millionen gerechnet. Zudem gingen die Lagerbestände an Benzin sogar überraschend zurück. Warren Patterson, Rohstoffstratege der ING-Bank, kommentiert: „Der Markt ist verzweifelt auf der Suche nach positiven Nachrichten – wie klein sie auch erscheinen mögen.“

Gold hat sich am Donnerstag leicht verteuert und liegt mit 1718 Dollar pro Feinunze (rund 31 Gramm) komfortabel über der psychologisch wichtigen Marke von 1700 Dollar. Das Edelmetall profitiert von einer starken Investment-Nachfrage, weil Anleger angesichts der lockeren Geldpolitik der Notenbanken verstärkt auf Gold setzen.

Die Kurse für europäische Staatsanleihen starteten vor dem EZB-Ratsentscheid mit leichten Gewinnen in den Handel. Die vielbeachteten Risikoaufschläge für italienische Zinspapiere gegenüber deutschen Bundesanleihen gingen leicht zurück. Am Mittwoch hatte eine unerwartete Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur Fitch für Unsicherheit und steigende Risikoprämien gesorgt. Die EZB könnte mit zusätzlichen Anleihekäufen versuchen, eine weitere Ausweitung der Risikoaufschläge für Italien und Griechenland zu verhindern.

Handelsblatt-Analystencheck

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Airbus von 87,10 auf 84,00 Euro gesenkt, die Aktie des Flugzeugbauers aber auf der „Conviction Buy List“ belassen. Analyst Chris Hallam begründete die Zielsenkung in einer am Donnerstag vorgelegten Studie mit dem Anstieg der Nettoverschuldung als Ergebnis der in diesem Jahr hohen Barmittel-Abflüsse.

Mit Material von Reuters und dpa

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