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Warum Airbus doppelt so viel Verlust wie Boeing gemacht hat

Der Verlust von Airbus fiel 2019 doppelt so hoch aus wie beim Konkurrenten Boeing. Dennoch geht es dem Konzern blendend – zumindest bei den Zivilflugzeugen.

Nach einer Einigung mit Behörden hatte der europäische Flugzeugbauer eingewilligt, zusammen 3,6 Milliarden Euro in Frankreich, Großbritannien und den USA zu zahlen. Foto: dpa
Nach einer Einigung mit Behörden hatte der europäische Flugzeugbauer eingewilligt, zusammen 3,6 Milliarden Euro in Frankreich, Großbritannien und den USA zu zahlen. Foto: dpa

Damit hat niemand gerechnet: Airbus hat im vergangenen Jahr einen mehr als doppelt so hohen Verlust wie der ewige Konkurrent Boeing eingeflogen. Das Negativergebnis von fast 1,4 Milliarden Euro (Boeing: 578 Millionen Euro) liegt allerdings nicht am operativen Geschäft: Das läuft besser denn je, der Umsatz mit Zivilflugzeugen kletterte um 14 Prozent, das angepasste EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, bereinigt um Rückstellungen und Sondereffekte) lag gar 32 Prozent höher als im Vorjahr.

Insgesamt will Airbus in diesem Jahr das angepasste Ebit noch einmal von knapp sieben auf 7,5 Milliarden Euro steigern. Deshalb erlaubt das Unternehmen es sich, trotz des Verlustes die Dividende von 1,65 auf 1,80 Euro anzuheben. Das Geld dafür ist da: Airbus weist eine Netto-Cashposition von 12,5 Milliarden Euro aus.

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Was auf die Bilanz durchschlägt, sind die Strafzahlungen in Frankreich, Großbritannien und den USA wegen Bestechung und Korruption in Höhe von 3,6 Milliarden Euro und – völlig unerwartet – eine neue hohe Rückstellung für den Militärtransporter A400M. Die begründete Airbus bei der Bilanz-Pressekonferenz in Toulouse mit deutlich schlechteren Exportaussichten. Einen Teil der Schuld sieht man in Berlin – wegen des Stopps für Waffenexporte nach Saudi-Arabien. Speziell dafür buchte Airbus aber eine weitere Rückstellung in Höhe von rund 200 Millionen Euro.

Die finanziellen Folgen der Korruptionsaffäre sind noch nicht völlig ausgestanden. Finanzchef Dominik Asam kündigte an, dass es in diesem Jahr eine weitere Rückstellung eines mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbetrages geben werde. Airbus müsse Steuern zurückzahlen, die für – illegale – Provisionszahlungen abgesetzt wurden.

Die Bestechungsgelder, die über Jahrzehnte hinweg an private und staatliche Kunden flossen, hätte Airbus sich in jeder Hinsicht besser gespart: „Wir brauchen keine Bestechung, um unsere Produkte zu verkaufen, eine gute Compliance ist sogar besser für unser Geschäft.“ sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstag.

Mit Blick auf die unmittelbare Zukunft stellte er fest: „Wir sind in einem sehr ungewöhnlichen Jahr, die Dinge können sich in jede denkbare Richtung entwickeln.“ Gemeint ist zunächst der Markt für Zivilflugzeuge. Die Coronavirus-Epidemie beunruhigt Airbus nicht sonderlich. Faury teilte mit, dass das Werk im chinesischen Tianjing wieder arbeite. Mit einem Nachfrageeinbruch rechnet Airbus überhaupt nicht, die Produktion in China soll hochgefahren werden.

Schwierige Lage bei Großraumfliegern

Insgesamt ist die Lage bei Zivilflugzeugen aber vorsichtig gesagt kontrastreich: Bei der kleinsten Baureihe, der A220, steigert Airbus die Produktion, was immer noch erhebliche Kosten verursacht. Airbus hat am Donnerstagmorgen bekannt gegeben, dass es gemeinsam mit Québec den früheren Eigentümer Bombardier herauskauft und seinen Anteil von 50 auf 75 Prozent steigert.

Beim Brot- und Butterflieger, der A320-Familie, soll die Produktionsrate schrittweise bis Ende 2023 auf 65 bis 67 Stück monatlich gesteigert werden. Hier erwirtschaftet Airbus-Zivil den allergrößten Teil seiner Gewinne. Der knappe Faktor sind die verfügbaren Motoren. Airbus bemüht sich, die Marge noch weiter zu erhöhen, indem es mehr A321 baut, an denen man deutlich mehr verdient als an den kleineren Mitgliedern der Familie.

Derzeit liegt der Anteil der großen Varianten bei 30 Prozent, er soll angehoben werden. Dafür wird eine neue Endmontage in Toulouse aufgebaut, neben der bestehenden in Hamburg. Genutzt wird die Halle, in der 2020 der letzte Super-Jumbo A380 gebaut wird, dessen Produktion Airbus einstellt.

Deutlich schwieriger ist die Situation bei den Großraumfliegern – A330 und A350 -, bei denen es dem Management zufolge einen „sehr großen Preisdruck“ gibt. Die Maschinen müssten zu Werten erheblich unter dem Listenpreis abgesetzt werden, weil die Nachfrage so schwach sei. Von einer monatlichen Rate von zehn Maschinen senkt Airbus die Kadenz jetzt auf neun bis zehn. Insgesamt will Airbus im laufenden Jahr aber 880 zivile Flugzeuge ausliefern, was ein neuer Rekord wäre.

Ein unkalkulierbarer Faktor ist Faury zufolge der laufende Streit mit den USA. Weil Airbus in der Vergangenheit vor allem von der deutschen und französischen Regierung unzulässige Subventionen erhalten hat, hat die Welthandelsorganisation (WTO) die USA ermächtigt, Strafzölle zu erheben. Bei Airbus-Fliegern sind das zehn Prozent. Am Samstag wird die US-Regierung bekannt geben, ob sie die Produktliste und/oder die Höhe der Zölle verändert.

In den Monaten Juni und Juli werde das Bild sich ändern, erwartet Faury: Dann könne die EU nach einer neuen WTO-Entscheidung selbst Strafzölle gegen Boeing erheben. „Anschließend kommen wir hoffentlich zu einer Verhandlungslösung ohne jede Form von Strafzöllen“, äußerte der Franzose.

Für die Sparte Verteidigung und Raumfahrt sieht das Unternehmen 2020 einen erheblichen Restrukturierungsaufwand vor. Das Ebit ist hier im vergangenen Jahr um 40 Prozent eingebrochen, auf nur noch 565 Millionen Euro. Bei der Raumfahrt sei der Wettbewerb sehr hart, man müsse mit den Kosten runter, um auf eine hohe einstellige Rendite zu kommen, sagte Asam.

Immerhin hat Airbus nun eine gewisse Planungssicherheit, was das neue europäische Kampfflugzeug (FCAS) angeht. Nachdem der Bundestag die Mittel für eine Reihe von Studien für Demonstratoren freigegeben hat, wird Airbus in den kommenden Monaten rund 150 Millionen Euro daraus erhalten. Wesentlich mehr dürfte das werden, wenn diese Modellflieger tatsächlich gebaut werden – aber dafür sind die Gelder noch längst nicht bewilligt.