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6 Maßnahmen, mit denen Sie jetzt ihr Depot krisenfest machen

Es sieht ungemütlich aus an den Aktienmärkten. Die Angst geht um, dass die ungelöste Schuldenkrise Europa diesmal Italien einholt. Das hat die Aktienkurse auf Schlingerkurs geschickt. Eine geplatzte Regierungsbildung in Rom, drohende Neuwahlen und nun doch eine Einigung: Die Kurse bilden die Stimmungskurven der italienischen Politik ab.

Schlechte Nachrichten vertreiben die Anleger von den Aktienbörsen. Sie schichten um in Anleihen westlicher Staaten wie Deutschland oder den USA, die als sicher gelten. Die führenden europäischen Aktienindizes tauchten in den vergangenen Tagen daher ab, seit vergangener Woche zeitweise um rund vier Prozent. Immer wieder war die Sorge spürbar, dass am Ende die Euro-Zone insgesamt auseinanderzubrechen droht.

Nachdem die rechten und linken Populisten nun doch eine Regierung bilden konnten, wurden die Kapitalmärkte zwar ein wenig ruhiger. Doch Aktienexperten werden vorsichtiger angesichts der neuen Unbill aus Südeuropa. Auch aus anderen Gründen fürchten sie, dass sich der fast ein Jahrzehnt lang währende Aufschwung am Aktienmarkt dem Ende zuneigt.

Für Anleger ist das ein guter Zeitpunkt, ihr Depot gegen weitere Erschütterungen abzusichern. Dafür bieten sich – je nach Risikoneigung und Anlagehorizont – verschiedene Strategien an. Sie können Risiken ganz meiden, sie absichern, Reserven bilden oder ihr Depot zumindest so gut durchmischen, dass es sie bei weiteren Einbrüchen nicht voll erwischt.

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Martin Lück, Chef-Anlagestratege Deutschland und Osteuropa beim weltgrößten Fondsanbieter Blackrock, nennt neben dem Regierungsbildungsdrama in Italien eine generelle Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Europa und den USA als Risiko. Dazu kommt die vor allem in den USA überraschend anziehende Inflation. Sorgen wegen der politischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten spielen zusätzlich eine wichtige Rolle.

Der Experte hat besonders die Rolle der Geldpolitik im Blick. Die Europäische Zentralbank (EZB) braucht seiner Meinung nach noch mindestens zwei Jahre lang gutes Wachstum, um die Leitzinsen wieder anzuheben und insgesamt ihre Geldpolitik zu normalisieren. Aber Lück hat ein mögliches Szenario vor Augen, bei dem ihr diese Zeit nicht zur Verfügung steht.

Die Steuerreform in den USA, die die ohnehin gut laufende Konjunktur noch weiter antreibt, könnte zu einer Überhitzung führen. Wenn die US-Notenbank (Fed) darauf mit einem straffen Kurs reagiert, um die Inflation im Rahmen zu halten, führt das leicht dazu, dass die Konjunktur gleich wieder kippt und einen Sog erzeugt, der bis nach Europa spürbar ist.

„Der globale Konjunkturtrend hat sich in den vergangenen Monaten nach unten gedreht“, warnt Harald Preißler, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Bantleon. Bereits seit Ende 2017 befinden sich Indikatoren für das Geschäftsklima und die Pläne der Einkaufsmanager weltweit auf dem Rückzug. Auch er fürchtet, dass der weltweite geldpolitische Schwenk die Anleger kalt erwischt. „Der Notenbank-Put wird nie wieder die mystische Kraft der vergangenen Jahre entfalten“, sagt er.

Ein Put ist eine Verkaufsoption, mit der Anleger ihr Depot absichern können. Analog dazu sprechen die Experten von einem„Notenbank-Put“, wenn Fed, EZB und andere Zentralbanken mit leichtem Geld de facto die Kurse absichern.

Trübe Aussichten

Andrew Sheets, Chef-Anlagestratege von der US-Bank Morgan Stanley, glaubt ebenfalls, dass sich die Aussichten eintrüben. Die expansive Notenbankpolitik, niedrige Zinsen, geringe Kursschwankungen und hohe Aktienerträge hätten sich lange Zeit im Interesse der Investoren entwickelt, sagt er. Und warnt: „All dies scheint sich nun aber zu ändern – und zwar gleichzeitig.“

Das erzeuge Gegenwind an den Börsen: „Aktien und Unternehmensanleihen befinden sich in den meisten größeren Märkten nahe an ihren Wendepunkten.“ Die extremen Kursschwankungen im ersten Quartal 2018 sind für ihn Vorboten des Wechsels.

Wann genau die Märkte drehen und wie tief sie abtauchen, ist schwer vorherzusagen. Lück kann sich vorstellen, dass die Aktienkurse noch „etwas weiter nach oben laufen, aber nur, wenn die Firmengewinne stärker als acht bis neun Prozent steigen.“ Er warnt aber: „Mehr als 1.000 Punkte“ könnte der Dax absacken, wenn sich die Lage in der Euro-Zone oder aber der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zuspitzt.

Der weltweite Aktienindex MSCI World dürfte in der Spitze mehr als 20 Prozent gegenüber seinem Höchststand einbüßen, sagt Preißler. Beim Dax lägen Verluste von bis zu 30 Prozent „vollkommen in der historischen Norm“. Wenn das passiert, landet der Index wieder bei rund 9.500 Punkten. Henning Gebhardt, Leiter Vermögensverwaltung bei der Hamburger Privatbank Berenberg, rechnet damit, dass große Aktienindizes wie der deutsche Dax „um fünf bis zehn Prozent“ einbrechen, wenn „ein Thema an den Märkten akut“ wird.

Wie sollten Anleger reagieren? Laut der monatlichen Umfrage von Bank of America Merrill Lynch halten die großen Investoren bereits überdurchschnittlich viel Liquidität, weil sie der Entwicklung misstrauen. Eine Alternative zu Aktien erkennen sie aber nicht, zumal Anleihen im Depot bei steigenden Kapitalmarktzinsen sofort an Wert verlieren. Sie ziehen sich aber aus denjenigen Aktien zurück, die besonders anfällig für Rückschläge sind. Dazu zählen zum Beispiel die Papiere aus Schwellenländern. Privaten Anlegern könnte dies als Richtschnur dienen.

Einige Experten empfehlen, Kursgewinne aus den jüngsten guten Börsenzeiten zu versilbern. „Es schadet nicht, ein paar Reserven zu bilden“, sagt etwa Gebhardt von Berenberg. Das heißt aber nicht, dass Investoren alle Wertpapiere mit möglichen Kursverlusten aus dem Depot werfen sollten. Die Ratschläge der Experten klingen eher nach einem Nachjustieren als nach komplettem Umbau.

Um „gut auf das neue Börsenumfeld vorbereitet zu sein“, bieten sich „verschiedene Strategien an“, sagt Mark Haefele, Chef-Anlagestratege bei der Vermögensverwaltung der Schweizer Bank UBS. Zur Auswahl stehen: Kursrisiken abzusichern oder in weniger anfällige Wertpapiere umschichten.

Das kann wiederum innerhalb einer Anlageklasse geschehen, aber auch von schwankungsstärkeren Wertpapieren wie Aktien in gemeinhin stabilere Titel wie Anleihen. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, Anlagen zu suchen, die sich etwas unabhängiger vom Kapitalmarkt entwickeln.

Langfristig braucht man Aktien

Alles kommt darauf an, wie wichtig dem einzelnen Anleger Sicherheit ist und wie sehr er bereit ist, dafür auch auf Renditechancen zu verzichten. Letztlich schwanken fast alle Anlagearten. Wer sich dem nicht aussetzen will, muss sein Geld aufs Konto legen. Dort verliert es aber in diesen Zeiten extrem niedriger Zinsen zumindest real, also nach Abzug von Inflation, ganz sicher an Wert.

Wer langfristig investiert und sichergehen will, dass er im Alter genug Geld zur Verfügung hat, darf dagegen die Rendite nicht völlig der kurzfristigen Sicherheit opfern. Daher betonen Experten immer wieder, dass diese Investoren in jedem Fall auch Aktien im Depot haben sollten. Denn die bieten historisch betrachtet langfristig die attraktivsten Renditechancen. Als Sachanlagen sind sie auch von Inflation im Vergleich zu Anleihen weniger direkt betroffen.

Die Erfahrung zeige, dass das Verlustrisiko bei Aktien mit der Anlagedauer verschwinde, erklärt Blackrock-Stratege Lück. Ein typisches Depot eines Anlegers mit mittlerer Risikoneigung und längerem Anlagehorizont sollte seiner Ansicht nach etwa zur Hälfe aus Aktien bestehen und zu gut einem Drittel aus Anleihen. Je nach Größe des Depots könnten alternative Anlagen wie Immobilien und Gold als Stabilisator dienen. Gebhardt von Berenberg rät zudem aktuell zu rund einem Zehntel Liquidität.

Ein Umbruch an den Märkten sollte ein Signal für Anleger sein: sich daran zu erinnern, welchen Mix im Depot sie brauchen, um auch in unruhigen Zeiten gut schlafen zu können, aber sich langfristige Renditechancen nicht zu verbauen. Im Folgenden zeigen wir konkreten Strategien für unruhige Börsenphasen auf.

Aktienanteil umschichten – stabile Werte finden

Das Risiko von Kursverlusten reduzieren können Anleger auch innerhalb ihres Aktienanteils. Dafür tauschen sie schwankungsanfälligere Papiere gegen solche, die gemeinhin stabiler sind. Als gefährdet gelten generell Aktien aus Schwellenländern. Das hat einen einfachen Grund: Sobald die Börsenkurse bröckeln, schichten viele Investoren ihr Kapital in Papiere aus Ländern mit stabileren Volkswirtschaften um. Daher rät Stratege Martin Lück von Blackrock vorsichtigen Anlegern, sich von Emerging Markets fernzuhalten.

Um den Turbulenzen in Europa zu entgehen, empfiehlt er Aktien aus den USA und Japan. Wer außerdem einen hohen Anteil konjunkturabhängiger (auch zyklisch genannter) Aktien aus Sektoren wie Bau, Chemie, Industrie besitzt, könnte diese umschichten in Papiere defensiver Sektoren, die sich stetiger entwickeln. Beispiele dafür sind Pharma, Technologie und Telekom.

Berenberg-Fondsmanager Henning Gebhardt empfiehlt „Wachstumssektoren“, die er in der IT und im Konsum, vor allem beim Thema Internet, erkennt. Zu seinen Top-Titeln gehört neben dem Softwareanbieter SAP die Deutsche Börse. Anders als Lück hält er Europa für attraktiv.

Dort setzt er aber generell nicht so sehr auf die großen Indizes, da deren Strukturen im Gegensatz zu US-Indizes weniger auf Technologieaktien ausgerichtet sind. Ihm gefallen Nebenwerte, deren Firmengewinne seiner Ansicht nach dynamischer wachsen als die der großen Konzerne. Als gute Beispiele nennt der Aktienexperte den schwedischen Pumpenhersteller Alf Laval und den britischen Vermögensverwalter St. James Place.

Zu „langfristigen Wachstumstreibern“ rät auch Mark Haefele. Dazu zählt der UBS-Stratege Aktien, die von großen Trends profitieren wie der Verstädterung, dem Bevölkerungswachstum und der Überalterung der Gesellschaft in Industrienationen. Der Umsatz dieser Firmen nehme während eines Konjunkturzyklus überdurchschnittlich zu, sagt der Stratege. Außerdem seien weltweit solche Aktien während der Finanzkrise 2008/2009 knapp ein Drittel stabiler geblieben als andere Papiere.

Aktien mit starken Dividenden bieten ebenfalls einen Puffer, sie liefern auch in Krisenzeiten wenigstens eine gute laufende Rendite. Generell gilt ein Depot zudem als relativ stabil, wenn Investoren einzelne Wert‧papiere und Anlageklassen möglichst breit streuen. Das verteilt das Verlustrisiko für die Anleger und sichert zusätzlich eine Vielfalt an Renditechancen.

Staatsanleihen aufstocken – sicherer Hafen

Sie gelten als klassischer Hort der Stabilität in unsicheren Zeiten: Anleihen aus Staaten mit solider Finanzkraft wie Deutschland oder den USA. Kein Wunder, dass sie zuletzt wieder gefragt waren. Großanleger nutzen sie auch quasi als Bargeld.

Die Kurse der zehnjährigen Bundesanleihe und der entsprechenden US-Staatsanleihe haben daher zugelegt. Deren Renditen sanken in der vergangenen Woche im Gegenzug jeweils deutlich um knapp 0,2 Prozentpunkte. Und angesichts der Unsicherheit an den Kapitalmärkten rechnen Strategen damit, dass die Renditen weiter zurückgehen.

Sehr vorsichtigen Anlegern empfehlen sie diese Staatspapiere daher als sicheren Aufbewahrungsort für Kapital. „Eine defensive Allokation ist mithin das Gebot der Stunde“, meint Bantleon-Stratege Harald Preißler. Er rechnet damit, dass die Kurse der zehnjährigen Bundesanleihe weiter zulegen und die Rendite erneut Richtung null sinkt. Zurzeit liegt sie bei knapp 0,4 Prozent.

Die Kollegen der US-Bank Morgan Stanley setzen auf das US-Pendant, die zehnjährige US-Treasury. Das Papier bringt mittlerweile wieder eine Rendite von knapp 2,9 Prozent. Das ist fast doppelt so viel wie im Sommer 2016.

Europäische Anleger gehen mit Dollar-Bonds allerdings ein Währungsrisiko ein. Wenn sie dieses über Derivate gegenüber dem Euro absichern, ist nach Einschätzung von Experten der Zinsvorteil gegenüber deutschen Staatspapieren nahezu verschwunden.
Außerdem hat die Sicherheit ohnehin einen Preis: Wer auf Bundesanleihen setzt, verliert zumindest nach Abzug von Inflation Geld.

Wer sein Kapital real erhalten will, muss daher ein minimales Risiko eingehen, wie Blackrock-Stratege Lück sagt: etwa mit Firmenbonds etwas unterhalb der Spitzenqualität, die derzeit bis zu zwei Prozent Rendite im Jahr bringen. Papiere schwächerer Qualität lohnten derzeit nicht, meint er. Sie brächten wenig Extrarendite, bescherten Anlegern aber gemessen daran ein relativ hohes Kursrisiko.

Ganz ohne Kursrisiko lebt man bei Anleihen nicht. Mit den Ausschlägen bei Aktien sind ihre Bewegungen zwar nicht zu vergleichen. Aber bei steigenden Kapitalmarktzinsen verlieren die Bonds, die am Markt sind, an Wert. Wer das vermeiden will, muss auf Titel mit kurzer Laufzeit setzen. Ziehen die Kapitalmarktzinsen weiter an, leidet der Kurs dieser Papiere weniger als der länger laufender Titel.

Wer das Kursrisiko ausblenden möchte, kann Anleihen grundsätzlich bis zum Ende der Laufzeit im Portfolio halten. Dann bekommen Anleger den Bond durch den Emittenten zu 100 Prozent des Nominalwerts zurückbezahlt.

Auf alternative Anlagen setzen – Korrelationen verringern

Weil Aktien und Anleihen gerade an Wendepunkten der Geldpolitik oft im Gleichlauf steigen und sinken, sollten Anleger ihr Depot durch die Beimischung weiterer Bestandteile zusätzlich stabilisieren. Blackrock-Stratege Martin Lück empfiehlt, in jedes größere Depot alternative Anlagen wie Immobilien oder Beteiligungen aufzunehmen. Denn solche Investments entwickeln sich weitgehend unabhängig von herkömmlichen Wertpapieren und verteilen damit das Risiko von Kursverlusten breiter.

Auch die Strategen der Schweizer Bank UBS raten dazu, die Korrelation zu großen Trends, also die Abhängigkeit von Börsen und Zinsen, nach Möglichkeit abzubauen, um sich auf die kommenden Monate vorzubereiten.

Eine Möglichkeit für Anleger bestehe darin, in Hedgefonds zu investieren, die sich in der Vergangenheit bei steigenden US-Zinssätzen und zum Ende des Konjunkturzyklus hin überdurchschnittlich gut entwickelt hätten. „In unseren strategischen Vermögensallokationen sind Hedgefonds mit 14 Prozent bis 18 Prozent gewichtet“, sagt UBS-Stratege Mark Haeffele.

Auch Rohstoffe und Rohstoffaktien schneiden in der Regel am Ende eines Konjunkturzyklus besser ab als herkömmliche Dividendenpapiere. Sie bewegen sich weitgehend unabhängig von den großen Aktienindizes. Das ist auch zuletzt zu beobachten gewesen: Rohstoffe sind seit Jahresbeginn die renditeträchtigste Anlageklasse.

Die aktuelle Phase im Konjunkturzyklus sei enorm positiv für diese Anlageklasse, meint Hans Brandt, Rohstoffexperte beim Vermögensverwalter Swisscanto Invest. „Es ist eine Periode, bei der typischerweise die Nachfrage größer ist als das Angebot“, sagt der Fachmann. Daher hätten die Preise der meisten Rohstoffe weiteres Potenzial nach oben.

Langfristig gelten etwa die Perspektiven für Nickel als besonders attraktiv. Bereits heute ist das Angebot aus laufender Produktion geringer als die Nachfrage. Künftig dürfte sich die Situation noch verschärfen. Der Grund ist die Nachfrage der Batterieindustrie, die maßgeblich durch das Thema Elektromobilität befeuert wird.

Die Gewichtung konstant halten – bewährte Risikosteuerung

Es ist ein simples Konzept: regelmäßig ein einmal gewähltes Verhältnis zwischen den Anlageklassen wiederherstellen. Also zum Beispiel Aktien verkaufen und Anleihen erwerben, wenn die Aktien durch Kursgewinne mehr Gewicht gewonnen haben. Und umgekehrt.

Gemäß diesem „Rebalancing-Konzept“, das auf die Stiftung der US-Hochschule Yale zurückgeht, wird so ein Teil der erzielten Rendite rechtzeitig vor möglichen Rückschlägen gesichert. Zudem gelingt die Begrenzung von Verlusten bei Börsencrashs damit in den meisten Marktphasen zuverlässiger als mit anderen Strategien zum Risikomanagement. Hinzu kommt: Anleger erhöhen so automatisch ihre Aktienquote, wenn diese Papiere gerade relativ billig sind.

„Kurseinbrüche an den Aktienbörsen waren und sind nicht systematisch vorhersehbar und beherrschbar. Deshalb halten wir zur Risikobegrenzung den Rebalancing-Ansatz für am besten geeignet“, sagt Stefan May, Kapitalmarktforscher und Leiter des Anlagemanagements beim Robo-Advisor Quirion.

Eine Studie des unabhängigen Instituts für Vermögensaufbau (IVA) kommt zum selben Ergebnis. Die Experten dort haben die Kundendepots verschiedener Robo-Advisor, also automatisierter Vermögensverwalter, verglichen. Einige davon setzten auf Rebalancing, andere auf sogenanntes quantitatives Risikomanagement. Beim quantitativen Ansatz spielt eine feste Aktienquote keine Rolle. Stattdessen wird nach einer Risikokennzahl wie etwa der Volatilität (den Schwankungen) bestimmt, wie hoch der Aktienanteil sein soll.

Das Ergebnis ist eindeutig pro Rebalancing. „Es kann davon ausgegangen werden, dass beim quantitativen Ansatz auch in Zukunft stärkere Verwerfungen auftreten können als bei einem strategischen Rebalancing-Ansatz mit konstanter Aktienquote“, sagt daher IVA-Leiter Andreas Beck.

Laut Analysen des Mannheimer Ökonomieprofessors Martin Weber ist ein „circa jährliches Rebalancing“ vorteilhaft und ausreichend: „Häufigere Anpassungen verursachen Kosten ohne Mehrwert“, sagt der Fachmann.

Anlagezertifikate beimischen – Schwankungen dämpfen

Bewährt haben sich in schwierigen Marktphasen auch spezielle Anlageprodukte, deren Wert nicht so stark schwankt wie Direktinvestitionen am Aktienmarkt: Zu den beliebtesten gehören sogenannte „Discountzertifikate“. Damit können Investoren mit einem Rabatt beispielsweise in den Dax oder einzelne Aktien investieren. Der vergünstigte Einstiegskurs führt dazu, dass in Abwärtsphasen mögliche Verluste stets geringer ausfallen als bei einem Direktinvestment in einzelne Dividendenpapiere oder beispielsweise Indexfonds.

Im Gegenzug für den Schutzmechanismus ist der Höchstgewinn gedeckelt. Wer zum Beispiel auf einen Dax-Discounter mit einjähriger Laufzeit und einem Rabatt von zehn Prozent setzt (WKN: DD67GM), kann bis Ende Mai 2019 eine Rendite von 4,3 Prozent per annum erzielen. Zum Verlustbringer wird diese Position nur dann, wenn der Index um weit mehr als tausend Punkte einbricht – auf unter 11.400 Zähler.

Eine neue Studie der Deutschen Bank untermauert, dass Discounter eine attraktive Alternative für Aktienanleger sind. Untersucht wurden über 144.000 Papiere, die ab November 1999 emittiert worden sind. Ergebnis: Eine positive Entwicklung war bei fast 80 Prozent feststellbar. Dagegen erreichte der zugrunde liegende Basiswert nur in knapp 62 Prozent der Fälle eine Rendite im grünen Bereich. Fast jedes fünfte Discountzertifikat brachte dem Käufer selbst dann einen Gewinn, wenn der Basiswert während der jeweiligen Zeitspanne Verlust verbuchte.

Wer etwa im vergangenen Juli seinem Depot Discountzertifikate beigemischt hat, die sich auf den Euro Stoxx 50 beziehen und im Handelsblatt empfohlen wurden, hat bisher gegen den Trend ein Plus von über vier Prozent erwirtschaftet (WKN: PB7PMW). Der Euro-Land-Index hat dagegen drei Prozent verloren.

Zu den Alternativen für vorsichtige Börsianer gehören auch „Aktienanleihen“, die im Fachjargon „Barrier Reverse Convertibles“ heißen. „Diese bieten ihnen die Möglichkeit, feste Coupons zu erhalten, sowie eine gewisse Absicherung gegen Verluste der zugrunde liegenden Vermögenswerte“, sagt UBS-Chefstratege Mark Haefele.

Put-Optionsscheine einsetzen – Schutz gegen einen Crash

Zur Ausrichtung des eigenen Depots auf das neue Börsenumfeld können Anleger sich ganz gezielt auch gegen mögliche Crash-Szenarien wappnen. Profis setzen dazu sogenannte Put-Optionen ein, deren Wert zunimmt, wenn die Kurse an den Aktienmärkten kippen. In der Vermögensallokation der Schweizer Großbank UBS beispielsweise halten die Experten derzeit nach Angaben des Chefstrategen Mark Haefele eine Put-Option, die sich auf den US-Aktienindex S & P 500 bezieht.

„Privatanleger können ähnliche Strategien in Erwägung ziehen“, sagt Haefele. Zum Beispiel mit Put-Optionsscheinen. Auch diese Derivate gewinnen an Wert, wenn die Aktie oder der Börsenindex, auf den sie sich beziehen, an Wert einbüßt. Der Schein bewegt sich dabei überproportional stark. Nur ein Bruchteil des Kapitals muss daher in Puts fließen, um Börseneinbrüche zu neutralisieren.

Die Kosten für die Puts stellen eine Versicherungsprämie für den Schutz des eigenen Portfolios dar. Denn entwickelt sich die Aktienposition stabil oder steigt ihre Notierung gar über ein bestimmtes Niveau, verfallen die Scheine.

Möchte ein Anleger zum Beispiel seine Dax-Indexfonds-Anteile bis August „Vollkasko“ absichern, kostet ihn das rund fünf Prozent seines Kapitals. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, was solche Strategien in schwierigen Phasen leisten. In Zeiten des Abschwungs nach der Jahrtausendwende büßten Dax und Co. mehr als einmal über ein Drittel ihres Werts ein. In den Jahren 2000 bis 2002 war es sogar weit über die Hälfte. Selbst die als besonders widerstandsfähig geltenden Aktien mit hohen Dividendenzahlungen verbuchen in solchen Phasen extreme Kursverluste.

Letztlich kommt es auch hier auf die Perspektive des Anlegers an. Je länger er seine Papiere behalten will, desto größer ist die Chance, dass selbst tiefe Einbrüche später wieder aufgeholt werden. Bei einem zeitlichen Horizont von einem oder zwei Jahren sieht es anders aus – da ist eine Absicherung schon sinnvoller, kostet aber natürlich Rendite. Eine Gefahr ist aber auch, bei tiefen Kursen ohne Absicherung die Nerven zu verlieren und zu verkaufen.