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Bis zu 24.000 Euro Unterschied: Warum E-Autos in China so viel günstiger sind als in Europa

Elektroautos von BYD werden auch in Europa immer beliebter. - Copyright: Picture Alliance
Elektroautos von BYD werden auch in Europa immer beliebter. - Copyright: Picture Alliance

In letzter Zeit gab es viele Berichte über chinesische Elektroautos. Während die europäischen Häfen mit östlichen E-Fahrzeugen überschwemmt werden, untersucht die EU, ob chinesische Autohersteller eine unfaire Wettbewerbsposition haben. Dass die elektronisch angetriebenen Fahrzeuge so gefragt sind, ist nicht verwunderlich: Technisch stehen sie den europäischen in nichts nach. Außerdem sind sie oft besser ausgestattet – und günstiger.

Aber es geht sogar noch billiger. Tatsächlich bieten chinesische Autohersteller ihre Elektromodelle in China selbst für die Hälfte oder sogar ein Drittel des Preises an. Das wirft die Frage auf, warum das gleiche Auto in China rund 15.000 Euro kostet, während es in Europa über 40.000 Euro kosten soll.

Nehmen wir zum Beispiel den BYD Atto 3. In China kostet er etwas mehr als 14.000 Euro, in Deutschland ist er ganze 37.990 Euro wert. Ein Unterschied von knapp 24.000 Euro, der schwer zu erklären ist. Ein signifikanter Unterschied ist auch beim Hersteller Nio festzustellen. Der EL6 (in China ES6 genannt) kostet hier zum Beispiel 65.500 Euro inklusive 75 kWh-Akku, in China umgerechnet aber nur 43.500 Euro. Ein Unterschied von 22.000 Euro.

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Noch bemerkenswerter wird es, wenn man diese Unterschiede mit dem Tesla Model 3 vergleicht. Es kostet in Deutschland fast 41.000 Euro, während es in China für umgerechnet knapp 30.000 Euro zu haben ist. Ein Abstand von 11.000 Euro: immer noch viel, aber nur die Hälfte von dem, was BYD schafft.

Eine von der Nachrichtenagentur Reuters in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt, dass dieser immense Preisunterschied nicht nur auf Transportkosten und Einfuhrzölle zurückzuführen ist, die durch die EU-Untersuchung nun infrage gestellt werden. Diese Kosten werden eindeutig auch auf den Verkaufspreis eines Autos aufgeschlagen, bevor es hierzulande im Ausstellungsraum ankommt.

Der chinesische BYD Atto 3 ist anders als der europäische BYD Atto 3

Es gibt einen weiteren Faktor, der sich auf den Preisunterschied auswirkt. Viele in Europa angebotene Autos sind in der Regel etwas umfangreicher ausgestattet als ihre chinesischen Pendants. So gelten in der EU strengere Sicherheitsanforderungen, sodass andere Software und Sensoren installiert werden. In einigen Fällen sind die europäischen Varianten auch etwas größer und haben eine andere Federung, wodurch das Fahrverhalten den europäischen Erwartungen besser entspricht.

Selbst wenn man alle denkbaren Zusatzkosten für den Verkauf in Europa einbezieht, bleibt immer noch eine erhebliche Lücke von etwa 7000 Euro zwischen vergleichbaren Modellen auf dem europäischen und dem chinesischen Markt. Es stellt sich also die Frage: Wie kann China so viel billiger produzieren?

Reuters hat dies ebenfalls untersucht. Einer der Schlüsselfaktoren sei demnach die Batterieproduktion. Da chinesische Unternehmen fast alle Rohstoffe und die Produktion selbst in der Hand haben, ist ein Akku in China deutlich billiger als im Rest der Welt. Die Größe der chinesischen Batteriehersteller ist dabei ebenfalls hilfreich. Wahrscheinlich nutzen sie dies, um bei den Rohstoffen erhebliche Preisnachlässe auszuhandeln.

Die Forscher haben errechnet, dass chinesische Autohersteller etwa 18 Prozent weniger für die Batterie in ihrem Elektroauto bezahlen als die Europäer. Da es sich hierbei um die teuerste Komponente handelt, kann dies die Gewinnspanne eines Fahrzeugs erheblich vergrößern.

Aber auch die Größe vieler chinesischer Elektroautohersteller trägt zu Kosteneinsparungen bei. Der Megakonzern Geely senkt die Produktionskosten erheblich, indem er viele verschiedene Autos unterschiedlicher Marken mit derselben Technologie baut. Der Volvo EX30, der Smart #2 und der Zeekr X sind unter der Haube weitgehend dasselbe Auto, weil sie die Infrastruktur der Muttergesellschaft Geely nutzen.

Auf diese Weise kann Geely die Lieferketten vereinfachen und die Produktionslinien leichter optimieren. Inzwischen gibt es auch in Europa Akteure, die sich Produktionsstätten teilen, allerdings nicht in diesem Umfang.

Chinesische Autohersteller versuchen, niedrige Gewinne auf dem Heimatmarkt durch Verkäufe in Europa auszugleichen

Darüber hinaus werden chinesische Unternehmen in vielerlei Hinsicht von den lokalen Behörden subventioniert, insbesondere um Produkte für den lokalen Markt herzustellen. Dazu gehören Subventionen für den Kauf von Grundstücken zum Bau neuer Fabriken.

Die EU untersucht daher, ob dies zu einer unfairen Wettbewerbsposition der chinesischen Marken auf dem europäischen Markt führt. Schließlich werden diese Kosten auch in die Produktionskosten eines Autos eingerechnet, das in einer solchen subventionierten Fabrik hergestellt wird. Diese Form der Subventionierung ist jedoch viel schwieriger nachzuvollziehen als die auf nationaler Ebene vergebenen Varianten.

Übrigens profitieren nicht nur chinesische Autohersteller von Subventionen. Auch europäische Automarken, die Autos in China produzieren lassen, profitieren von staatlicher Unterstützung. Dies ist einer der Gründe, warum einige europäische Automobilhersteller der EU-Untersuchung und möglichen höheren Einfuhrzöllen skeptisch gegenüberstehen.

China hat noch einen weiteren Vorteil: die allgemein niedrigeren Arbeits- und Energiekosten. Auch das zählt zu den Gesamtkosten eines jeden produzierten Elektroautos. Andererseits herrscht auf dem chinesischen Markt ein harter Wettbewerb. Deshalb werden elektrische Allradfahrzeuge dort fast zum Selbstkostenpreis angeboten.

Das erklärt, warum Automobilhersteller wie BYD, NIO und XPeng nur zu gerne den europäischen Markt bedienen. Auf unserem Kontinent können sie immer noch großzügige Gewinnspannen erzielen, ohne sich selbst aus dem Markt zu drängen. So können sie die geringen Erträge auf ihrem eigenen Markt ausgleichen.

Chinesische Autohersteller können ihre Gewinne durch Kostenvorteile maximieren

Mit solch großen Gewinnspannen haben die Chinesen einen zusätzlichen Vorteil in dem von Tesla entfachten Preiskampf: Damit können sie sich vorerst zufriedengeben. Als das Unternehmen von Elon Musk die Preise für seine günstigeren Modelle mehrmals senkte, veranlasste es andere Autohersteller, das Gleiche zu tun. Viele Hersteller sahen sich gezwungen, dem Beispiel zu folgen, damit ihre Elektromodelle nicht vom Markt verdrängt werden. Auch BYD folgte diesem Beispiel und senkte den Preis des Atto 3 von 44.000 Euro auf 37.990 Euro.

Aber diesen Spielraum haben die europäischen Akteure nicht. Sie litten schon vorher unter sehr engen Gewinnspannen und können die Preise ohne rigorose Änderungen der Unternehmensstruktur nicht einfach deutlich senken. Daher bleiben die in Europa hergestellten Autos relativ teuer.

Gute Nachrichten für die chinesischen Konkurrenten: So können auch sie hier relativ attraktive Preise verlangen und auf diese Weise den Gewinn pro verkauftem Auto maximieren, ohne ihre Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen. Die hohen Margen auf dem europäischen Markt müssen also genutzt werden, um die geringen Erträge auf dem eigenen Markt zu kompensieren.

Dieser Artikel wurde von Susanne Ködel aus dem Niederländischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.