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14 Millionen Euro für Bill McDermott

Dickes Plus für die SAP-Spitze: Die Vorstände des Softwarekonzerns haben 2016 deutlich mehr verdient als im Vorjahr, allen voran Konzernchef Bill McDermott. Das dürfte die Boni-Debatte neu anheizen.

Der Vorstand von SAP profitiert stark von einem neuen Vergütungssystem: Die acht Mitglieder des Gremiums erhielten 2016 zusammen 43,3 Millionen Euro und damit mehr als dreimal so viel wie 2015. Vorstandssprecher Bill McDermott bekam knapp 14 Millionen Euro und könnte so zum bestbezahlten Manager im Dax aufsteigen. Das geht aus dem Jahresbericht vor, den das Unternehmen am Dienstag veröffentlicht hat. Was der Aufsichtsrat als Regelung sieht, um international konkurrenzfähige Vergütungen zu zahlen, ist unter Aktionären umstritten.

Das System sieht vor, dass die Vorstände neben einem vergleichsweise niedrigen Grundgehalt einen hohen Anteil an variablen Vergütungen erhalten – einerseits bezogen auf das Geschäftsjahr (Short Term Incentive, STI), andererseits bezogen auf die langfristige Entwicklung des Unternehmens (Long Termin Incentive, LTI). Letztere Komponente macht mehr als 50 Prozent der Zuwendungen aus. Diese bekommen die Manager nicht direkt, sondern über einen Zeitraum von mehreren Jahren ausgezahlt.

Im Geschäftsjahr 2015 konnte McDermott noch 9,9 Millionen Euro mit nach Hause nehmen. Das war das zweithöchste Gehalt aller Dax-30-Vorstandschefs. Der bisherige Spitzenreiter, Daimler-Chef Dieter Zetsche, bekommt für 2016 deutlich weniger als noch für 2015. Der Manager kassiert nur noch 7,6 Millionen Euro, wie aus dem Mitte Februar veröffentlichten Geschäftsbericht des Dax-Konzerns hervorgeht.

Daimler hatte seine vom Management gesetzten Ziele 2016 zwar erreicht. Teile der variablen Vergütung bemessen sich aber am operativen Gewinn, der wegen Sonderkosten zum Beispiel im Zusammenhang mit Takata-Airbags und für Rechtsverfahren um zwei Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zurückgegangen war. Auch die aktienbasierte Vergütung fiel für Zetsche etwas schmaler aus, weil die Daimler-Aktie 2016 weniger wert war als noch 2015.

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Für 2016 erhielt McDermott allein als langfristige variable Vergütung 8 Millionen Euro, als kurzfristige Komponente 2,4 Millionen Euro. Hinzu kamen eine Festvergütung von 1,4 Millionen Euro und Nebenleistungen von 1,6 Millionen Euro, etwa in Form von Zuschüssen zu Versicherungen, Aufwendungen für die doppelte Haushaltsführung und Flügen. Außerdem erhielt der Amerikaner 571.000 Euro Versorgungsaufwand.

Der SAP-Vorstand mit der zweithöchsten Vergütung ist Vertriebschef Rob Ensslin, der 5,4 Millionen Euro erhielt. Am unteren Ende der Skala steht Personalchef Stefan Ries mit 2,9 Millionen Euro, der Anfang April in das Gremium berufen wurde. Alle Vorstände zusammen erhielten 8,5 Millionen Euro Festgehalt und Nebenleistungen, 10,3 Millionen Euro STI und 23,9 Millionen Euro LTI.


Aktionäre üben Kritik

Die Vergütung orientiere sich „an der Größe und der globalen Ausrichtung des Unternehmens sowie an seiner wirtschaftlichen und finanziellen Lage“, schreibt SAP im Jahresbericht. Darüber hinaus sei die Vergütung „so bemessen, dass sie international wettbewerbsfähig ist und somit Anreize für eine engagierte und erfolgreiche Arbeit in einem dynamischen Geschäftsumfeld bietet“. Was dabei durchklingt: Als Konkurrenz gelten nicht unbedingt andere Dax-Konzerne, sondern IT-Riesen wie Microsoft, IBM oder Oracle. Gerade die langfristige Komponente soll helfen, die Manager langfristig zu binden.

Unter den Aktionären ist die Regelung jedoch umstritten. Bei der Hauptversammlung 2016 stimmten nur 55 Prozent des vertretenen Kapitals dafür. Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) monierte beispielsweise den „relativ weiten Ermessensspielraum“ des Aufsichtsrates: Es bleibe offen, anhand welcher Kriterien die zu erreichenden Ziele definiert würden. Chefaufseher Hasso Plattner hielt dagegen, dass SAP international konkurrenzfähige Vergütungen zahlen müsse. Aktuell war er nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

In den vergangenen Wochen hatten vor allem die Vorstandsgehälter bei Volkswagen für eine öffentliche Diskussion gesorgt. Compliance-Vorständin Christine Hohmann-Dennhardt erhält nach gut einjähriger Tätigkeit für VW eine Abfindung von rund zwölf Millionen Euro. 2011 kassierte der damalige Vorstandschef Martin Winterkorn mehr als 17 Millionen Euro.

Aber auch in der gesamten Riege der Dax-Konzerne stiegen die Topgehälter in den vergangenen Jahren rasant. Die Vergütung der Dax-Vorstände stieg zwischen 2005 und 2015 im Schnitt um 55 Prozent – die Bezahlung ihrer Tarifangestellten wuchs dagegen nur um durchschnittlich 27 Prozent, wie eine Analyse des Experten Heinz Evers für das Handelsblatt zeigt. 2005 verdienten 77 Prozent aller Dax-30-Vorstände höchstens 2,5 Millionen Euro. Zehn Jahre später ist das Verhältnis genau umgekehrt: Nur noch 23 Prozent liegen unter 2,5 Millionen Euro.


VW hat Gehaltsbremse bereits eingeführt

Die SPD hatte daraufhin einen Gesetzentwurf zur Begrenzung von Gehältern und Boni präsentiert, mit dem „exorbitante“ Bezüge künftig eingedämmt werden sollen. Vorstandsgehälter sollen demnach nicht mehr voll vom Unternehmen als Betriebskosten von der Steuer abgesetzt werden, sondern nur noch bis zu 500.000 Euro jährlich. Das gilt auch für Ruhebezüge. Zudem fordert die SPD ein festes Verhältnis zwischen der Maximalvergütung von Vorständen auf der einen Seite und den Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer auf der anderen Seite. Das Verhältnis soll der Aufsichtsrat festlegen.

Volkswagen hatte in der vergangenen Woche bereits auf die massive Kritik reagiert. Der Vorstandschef darf künftig maximal zehn Millionen Euro im Jahr verdienen, für die übrigen Vorstandsmitglieder liegt die Obergrenze bei 5,5 Millionen Euro. Diese Summen könnten aber nur bei einer „herausragenden Unternehmensentwicklung“ erreicht werden, erklärte VW.

Eine solche Entwicklung vermeldet zumindest SAP. Der Software-Konzern übertraf 2016 seine Prognose und erwirtschaftete 22 Milliarden Umsatz und ein Betriebsergebnis von 5,1 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem das Cloud-Geschäft bei, in das SAP in den vergangenen Jahren massiv investiert hat. „Wir hatten ein herausragendes Jahr 2016 und beginnen 2017 mit einem enormen Momentum“, erklärte Vorstandschef Bill McDermott im Januar. „Wir sind aufgepumpt und bereit loszulegen“, ergänzte der Basketballfan. Auch die Aktionäre sollen an der positiven Entwicklung teilhaben. Die Dividende wird um neun Prozent auf 1,25 Euro je Aktie erhöht.

Auch die Mitarbeiter sind offenbar zufriedener. Der sogenannte Engagement-Index, mit dessen Hilfe SAP die Stimmung der Belegschaft misst, stieg 2016 um drei Prozentpunkte auf 85 Prozent. 2017 bis 2020 soll der Wert zwischen 84 und 86 Prozent liegen. Die Befragung ist bei SAP ein sensibles Thema. Denn der Erfolg der Softwareschmiede hängt von motivierten Entwicklern und Softwareberatern ab. 2010 musste der damalige SAP-Chef Léo Apotheker seinen Hut nehmen, weil nicht nur Kunden meuterten, sondern Zufriedenheitswerte einbrachen.

KONTEXT

Die wichtigsten SAP-Produkte

S4/Hana

Für SAP ist es das wichtigste Produkt: S4/Hana ist ein Programmpaket, mit dem Unternehmen alles - von der Ersatzteilbestellung bis zur Finanzberichterstattung - erledigen können. Für diese Aufgaben hat sich der Begriff Enterprise Resource Planning (ERP) etabliert - hier ist der deutsche Konzern Marktführer. Die Datenbank Hana ermöglicht es, die Prozesse nahezu in Echtzeit abzubilden. S4 ist der Nachfolger von R3, dank dessen Erfolg SAP zu einem Weltkonzern geworden ist.

Hana

Hana

Die erste Arbeit an der Datenbank Hana erledigte SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner 2008 mit einer Gruppe Studenten. Nach einigen Jahren Weiterentwicklung steht die Technologie inzwischen im Zentrum des Konzerns: Sie ist die Grundlage wichtiger Anwendungen wie S4/Hana und der Hana Cloud Platform. Technisch gesehen handelt es sich um eine In-Memory-Datenbank, die alle Daten im Arbeitsspeicher hält und somit auch große Datenmengen schnell auswerten kann.

S4/Hana

Hana Cloud Platform

Hana Cloud Platform

Mit der Hana Cloud Platform (HCP) ermöglicht SAP es Unternehmen, selbst Programme zu entwickeln - Erweiterungen für SAP-Lösungen wie S4/Hana, aber auch eigenständige Apps. Dabei ist es möglich, die Hana-Technologie aus der Cloud für die Datenanalyse zu nutzen - ob für die Auswertung von Maschinendaten oder aufwendige Konstruktionen. Der Konzern wirbt damit, dass die HCP es ermöglicht, Innovationen schnell umzusetzen.

Hana

Business Network Group

SAP hat in den vergangenen Jahren die Plattformen Ariba, Fieldglass und Concur gekauft und in der Business Network Group zusammengefasst - eine Art Amazon für Materialien, Arbeitskräfte und Reisen. All das läuft über die Cloud, was die Automatisierung der Prozesse erleichtern und somit Kosten senken soll. Nach Angaben des Konzerns werden über das Netzwerk Geschäfte im Wert von einer Billion Dollar abgewickelt.

Sucess Factors

Für das Personalwesen, neudeutsch Human Capital Management, hat SAP 2012 eine Lösung zugekauft: Success Factors. Zum Paket zählen Funktionen für Recruiting, Bewerberverwaltung, Leistungsmanagement und Nachfolgeplanung. Bei der Übernahme ging es aber nicht nur um das neue Geschäft, sondern auch um Technologie: Success Factors half SAP, das Cloud Computing zu verstehen.

Hybris

Mit der Übernahme von Hybris holte SAP 2013 eine Lösung für Kundenbindung und Online-Handel in den Konzern, die also auch das Customer Relationship Management (CRM) einschließt. Die Software ermöglicht es Unternehmen, Kunden zielgerichtet anzusprechen und Online-Käufer zu analysieren.