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10 Fakten: Schauspiel-Streik in den USA - So sieht die Branche in Deutschland aus

In Hollywood streiken jetzt nicht nur die Autoren, sondern auch die Schauspieler. Es geht um KI, Arbeitsbedingungen und um höhere Gehälter. Doch wie sieht es eigentlich hierzulande in der Branche aus?

Die US-amerikanische Schauspiel-Gewerkschaft rund um Präsidentin Fran Drescher (vorne, weißes Jackett) rief ihre Mitglieder zum Streik auf. (Bild: 2023. REUTERS/Mike Blake)
Die US-amerikanische Schauspiel-Gewerkschaft rund um Präsidentin Fran Drescher (vorne, weißes Jackett) rief ihre Mitglieder zum Streik auf. (Bild: 2023. REUTERS/Mike Blake) (Mike Blake / reuters)

Das hat es seit 60 Jahren nicht gegeben: Ganz Hollywood ist plötzlich stillgelegt. Denn nach den Autor*innen treten jetzt auch die Schauspieler*innen in den Streik. Sie wollen bessere Löhne und vor allem an den Gewinnen der Streaming-Anbieter beteiligt werden. Doch auch die Furcht vor der KI treibt die Darsteller*innen um. Genau wie die Autor*innen auch, befürchten sie, digital ersetzt zu werden.

Hollywood steht still: Streik der Schauspielerinnen und Schauspieler hat begonnen

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Auch in Deutschland ist es für die meisten Schauspieler*innen oft nicht einfach, von ihrem Einkommen zu leben. Ein Überblick über ein meist alles andere als glamouröses Business.

Was steckt hinter dem Streik?

Internet und Streamingdienste haben das Filmgeschäft nachhaltig und rasant verändert. Die großen Studios sind längst in einem Produktionswettkampf gefangen, die meisten Streaming-Anbieter produzieren Serien und Filme inzwischen selbst. Dabei wird versucht, den steigenden Bedarf immer schneller und immer günstiger zu decken. US-Studios haben bereits tausende von Mitarbeiter*innen entlassen. Auch die Kreativabteilungen leiden unter dem Druck und den Kürzungen.

Mit dem Schauspielstreik folgt nun die zweite Phase in einem Arbeitskampf, der vor allem zu einem Ringen mit den Streamingdiensten werden wird. Dabei geht es unter anderem darum, wie Schauspieler*innen an den Einträgen der Produktionen aus dem Streaming beteiligt werden. Und darum, wie Künstliche Intelligenz das Berufsfeld verändern wird. Bekommen Darsteller*innen etwa in Zukunft eine Gage, wenn ihr Gesicht oder ihre Stimme computeranimiert in Filmen verwendet werden?

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Schauspielgewerkschaften

In den USA steht hinter dem aktuellen Streik die Gewerkschaft SAG-AFTRA, kurz für "Screen Actors Guild‐American Federation of Television and Radio Artists". In der Gewerkschaft sind mehr als 160.000 Menschen aus allen möglichen Kreativberufen rund um Film- und Fernsehen vertreten. Sie nimmt nicht nur Einfluss auf Tarifverhandlungen und Arbeitsbedingungen am Set, sondern sogar auf Besetzungen. Studios, die Teil der Tarifvereinbarungen sind, müssen nämlich Gewerkschaftsmitgliedern den Vorzug bei der Einstellung geben.

In Deutschland gibt es vergleichbar den Bundesverband Schauspiel e. V. (BFFS). Mit mehr als 3.500 Mitgliedern ist er die größte Interessenvertretung der Berufsgruppe, die sich für die Rechte von Schauspielern und Schauspielerinnen in Deutschland einsetzt. Der Verband ist noch relativ jung, erst im Jahr 2006 schlossen sich einige Schauspieler*innen zusammen, um ihn zu gründen. Seit 2010 arbeitet der BFFS mit der Gewerkschaft verdi zusammen. So konnte 2013 auch der erste Tarifvertrag im deutschen Schauspielgeschäft unterzeichnet werden.

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Deutsche Produktionen

In Deutschland werden im Jahr im Schnitt zwischen 200 und 300 Kino und Fernsehfilme produziert. Gegen die US-amerikanische Übermacht haben die Filme auf dem Kino-Markt aber oft wenig Chancen. Im Jahr 2022 war mit "Die Schule der magischen Tiere 2" nur ein einziger deutscher Film in den Top Ten. Auch hier hat sich der Fokus natürlich inzwischen stark in Richtung Serien verschoben. Sowohl die öffentlich-rechtlichen Sender versuchen mit eigenen, oft mit niedrigem Budget produzierten, Mini-Serien in ihren Mediatheken gegen die Konkurrenz der Streaming-Riesen anzukämpfen.

Bemerkenswerte deutsche Serienerfolge waren dabei das Mega-Projekt von Sky und ARD "Babylon Berlin" oder die Gangsterserie "4 Blocks", die auch international erfolgreich waren. Immer wieder gibt es einen Überraschungshit, wie die Supermarkt-Mockumentary "Die Discounter", die von einer Web-Serie aus weiter entwickelt wurde und dann auf Amazon Prime landete.

"Babylon Berlin"-Darsteller Liv Lisa Fries und Volker Bruch feiern mit Regisseur Tom Tykwer die Premiere der ersten Staffel 2017. (Bild: REUTERS/Axel Schmidt)
"Babylon Berlin"-Darsteller Liv Lisa Fries und Volker Bruch feiern mit Regisseur Tom Tykwer die Premiere der ersten Staffel 2017. (Bild: REUTERS/Axel Schmidt) (Axel Schmidt / reuters)

Wie kommt man in den Beruf?

Es gibt natürlich kein Erfolgsrezept, um ein*e erfolgreiche*r Schauspieler*in zu werden. Doch die Legende vom unbekannten Talent, das von der Straße gecastet in Hollywood landet, trifft wohl nur in den allerseltensten Fällen zu. Stattdessen ist auch das Schauspiel ein echtes Handwerk, das man erlernen muss.

An zahlreichen privaten und auch staatlichen Schauspielschulen wird die Ausbildung angeboten. In der Regel dauert das Studium dort sechs bis acht Semester. Private Schulen nehmen oft hohe Semesterbeiträge, ein Ausbildungsgehalt gibt es im Schauspielbereich nicht. Die staatlichen Schauspielschulen kosten zwar keine Gebühren, dort gibt es aber harte Aufnahmetests, in denen Bewerber*innen ihr Talent unter Beweis stellen müssen. Erste Praxiserfahrungen kann man aber auch schon am Schultheater, in einer Laiengruppe oder als Statist über eine Casting-Agentur sammeln.

So viel verdient man als Schauspieler*in in Deutschland

Natürlich gibt es vor allem in dieser Branche einige Stars, die wirklich große Gagen bekommen. Grundsätzlich verdient man im Fernsehen auch immer noch mehr, als auf Bühnen oder in Kinoproduktionen. Um die genauen Gehälter wird oft ein Geheimnis gemacht, weshalb es gar nicht so leicht ist, exakte Angaben zu finden. Deshalb schwanken die Angaben auch ziemlich.

Laut der Berufs-Informationsseite "ausbildung.de" verdient man bei Film- und Fernsehproduktionen zwischen 1.850 und 6.000 Euro brutto im Monat. Dies gilt aber natürlich nur für die Zeiten, in denen man tatsächlich in einer Produktion angestellt ist. Das Schwierige an dem Beruf liegt vor allem darin, dass zwischendurch bis zum nächsten Engagement oft Monate ohne ein garantiertes Einkommen überbrückt werden müssen.

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Das sagt der Tarifvertrag

Mit dem Tarifvertrag, auf den sich der "BFFS", verdi und die Vertreter*innen der Produktionsfirmen einigten, wurde 2014 zumindest ein grundlegender Konsens geschaffen. Das Abkommen legt bei Film- und Fernsehproduktionen fest, dass Schauspieler*innen mindestens 830 Euro pro Drehtag verdienen müssen. Im Jahr 2020 wurde dieses Mindestgehalt noch einmal auf 850 Euro erhöht. Allerdings darf man Drehtage nicht mit gewöhnlichen Arbeitstagen verwechseln, denn selbst in einer großen Spielfilmproduktion hat nicht jeder Darsteller viele Drehtage. So können in Deutschland nur zwei Prozent aller Schauspieler*innen ausschließlich von ihrem Gehalt leben. Die meisten brauchen noch weitere Verdienstmöglichkeiten, um sich über Wasser zu halten.

Serien-Gehälter: Topverdiener in Uniform

Keiner ist so beliebt - und so gut bezahlt - wie sie: Jan Josef Liefers (r), und Axel Prahl sind das
Keiner ist so beliebt - und so gut bezahlt - wie sie: Jan Josef Liefers (r), und Axel Prahl sind das "Tatort"-Duo aus Münster. (Bild: Rolf Vennenbernd/dpa) (picture alliance via Getty Images)

Für viele Schauspieler*innen ist deswegen das Engagement in einer TV-Serie keineswegs despektierlich. Im Gegenteil: Ein Serie verspricht ein gesichertes Einkommen. In Deutschland ist das wohl lukrativste Angebot für renommierte Schauspieler*innen wahrscheinlich eine Rolle beim "Tatort" oder "Polizeiruf". Einerseits bieten die großen Abstände zwischen den Drehs genügend Zeit für andere Projekte, andererseits versprechen die öffentlich-rechtlichen Krimis ein ziemlich gutes Gehalt.

Der "Focus" beziffert die Gagen der Star-Kommissare mit bis zu 120.000 Euro pro "Tatort"-Folge. Allerdings gibt es auch dort große Unteschiede. Während die "Tatort"-Lieblinge aus Münster, Jan Josef Liefers und Axel Prahl, gemeinsam mit Ulrich Tukur zu den Top-Verdienern gehören, sollen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl, die Urgesteine aus München nur 75.000 Euro pro Folge bekommen. In Wien bekommen Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer sogar noch einmal 5.000 Euro weniger.

Was verdient man am Theater?

Auch für Schauspieler*innen an deutschen Theatern gilt ein Tarifvertrag - zumindest, solange es Stadt- , Landes- oder Staatstheater sind. Dort arbeiten laut "BFFS" etwa 2.000 Angestellte in festen Ensembles. Damit steht ihnen lauft "NV-Bühne Tarifvertrag" ein Mindestgehalt von 2.500 Euro brutto im Monat zu. Für freie Schauspieler*innen gilt eine Gage von mindestens 225 Euro pro gespielter Vorstellung. Auch dies ist im Tarifvertrag festgehalten. Allerdings gibt es zahlreiche private Theater, die nicht Teil dieser Vereinbarung sind. Dort schwankt das Einkommen deutlich und die Darsteller*innen sind de facto selbstständig mit allen damit verbundenen Risiken.

Die Top-Verdiener des Kinos

Nicht immer unumstritten aber dennoch bei den Top-Verdienern ganz vorn: Til Schweiger. (Bild: Gerald Matzka/Getty Images for Constantin Film Verleih)
Nicht immer unumstritten aber dennoch bei den Top-Verdienern ganz vorn: Til Schweiger. (Bild: Gerald Matzka/Getty Images for Constantin Film Verleih) (Gerald Matzka via Getty Images)

Während die Top-Stars des Hollywood-Kinos mit zweistelligen Millionen-Gagen pro Film rechnen dürfen, ist es in Deutschland selbst an der absoluten Spitze der Einkommenspyramide noch recht bescheiden. Für das Jahr 2022 stellte der "Berliner Kurier" die Liste der reichsten Schauspieler*innen Deutschlands zusammen.

Demnach soll Til Schweiger ("Manta Manta", "Keinohrhasen") in seiner Karriere bisher 35 Millionen Euro verdient haben und führt damit das Ranking an. Dahinter folgen Michael "Bully" Herbig ("Der Schuh des Manitu") mit 31 Millionen Euro, Altstar Mario Adorf, der in insgesamt über 200 Produktionen mitspielte, mit 25 Millionen Euro und Matthias Schweighöfer, der zuletzt auch immer wieder in US-Filmen mitspielt, folgen mit 17,5 Millionen Euro. Auf Rang fünf liegt mit Franka Potente ("Lola rennt", "Die Bourne Identität") die einzige Frau mit einem Karriereeinkommen von 15 Millionen Euro.

Zum Vergleich: In Hollywood verdiente Dwayne "The Rock" Johnson 2022 allein 87,5 Millionen US-Dollar, bei den Frauen liegt Scarlett Johansson mit 56 Millionen Dollar Jahreseinkommen ganz vorne.

Droht ein Arbeitskampf in Deutschland?

Auch hierzulande kämpfen Schauspielverbände für gerechtere Arbeitsbedingungen in der Branche. Vor allem die Pandemie hat die prekären Verhältnisse vieler Schauspieler*innen noch einmal ins Rampenlicht gerückt. Ein Streik wie in den USA droht in Deutschland und Europa allerdings bisher nicht. Diskussionen um die Bedingungen an Film- und Fernsehsets und die Zukunft der Branche gibt es aber dennoch. Zuletzt scheiterten Verhandlungen zwischen den Künstler*innen-Gewerkschaften und dem Deutschen Bühnenverein nach monatelangen Verhandlungen. Darin ging es darum, "Arbeitsbelastungen zu reduzieren und mehr Planbarkeit mit Hilfe eines Arbeitszeitrahmenmodells für die Künstler*innen zu vereinbaren", wie es auf der Seite des "BFFS" heißt. Zu einer Einigung kam es nicht, doch bislang steht kein Warnstreik im Raum.

Im Video: Hollywood-Streik - So streng sind die Regeln für die Schauspieler