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Ärger um Nestlé-Video – Klöckner wehrt sich gegen Vorwürfe

Ein umstrittenes Video bringt Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) viel Ärger ein. Verbraucherschützer werfen ihr zu große Nähe zu Konzernen vor.

Nach empörten Reaktionen auf ein gemeinsames Video mit einem Nestlé-Manager hat Agrarministerin Julia Klöckner ihr Vorgehen verteidigt. Sie bezeichnete Kritiker auf Twitter als „Hatespeaker“. Dies habe sich nicht etwa auf Journalisten bezogen, erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Nachfrage, sondern sei an diejenigen gerichtet, die die Ministerin online als „Konzernhure“ bezeichnet hätten.

Das Agrarministerium hatte am Montag im Internet ein kurzes Video veröffentlicht, in dem Klöckner mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch vor der Kamera steht und das Unternehmen dafür würdigt, dass es den Zucker-, Salz und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe.

Hintergrund ist eine vom Kabinett verabschiedete „Reduktions- und Innovationsstrategie“, die Vereinbarungen auf freiwilliger Basis mit den Herstellern vorsieht. Für den Kampf gegen Übergewicht sollen viele Fertigprodukte so bis 2025 neue Rezepturen bekommen.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch wirft Klöckner nun zu große Nähe zu Lebensmittelunternehmen vor. Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker sagte in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch mit der ARD: „Nestlé hat gerade im Bereich Kinderlebensmittel ein völlig unausgewogenes überzuckertes Sortiment.“

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Er habe von Klöckner erwartet, „dass sie sich nicht gemein macht mit den Interessen der Unternehmen, dass sie nicht die Unternehmen bewirbt, sondern dass sie vor allem klar macht, dass sie die Aufgabe hat, dieses Problem zu lösen“, sagte Rücker. Wenn die Unternehmen nicht mitzögen, gehe das dann eben auch nur gegen deren Interessen. Neben Foodwatch warfen der Ministerin auch zahlreiche Kommentatoren in den sozialen Medien vor, sie habe sich von Nestlé vereinnahmen lassen.

Der Youtuber Rezo schrieb auf Twitter: „Fun Fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als #Werbung kennzeichnen müssen.“ Rezo hatte mit einem Anti-CDU-Video „Zerstörung der CDU“ vor der Europawahl die Parteispitze um Annegret Kramp-Karrenbauer verunsichert.

Unter den Klöckner-Kritikern waren in den vergangenen Tagen auch prominente Politiker: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf der Ministerin am Mittwoch vor, sie habe ein „Werbevideo“ für Nestlé gedreht. Der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach bezeichnete den Vorgang als „peinlich, ja bitter“. Er twitterte: „Klöckner lässt sich von Nestlé Lobbyisten erst die Zuckersteuer und die Lebensmittelampel abverhandeln und tritt dann bei PR-Event von Nestlé auf.“

Das Agrarministerium wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Zur Umsetzung der Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gehöre, „mit allen Beteiligten zu sprechen“, sagte die Ministeriumssprecherin am Donnerstag. Wenn diese sich verpflichteten, ihre Produkte zu ändern, sei das ein Erfolg – und darum sei es gegangen.

Allerdings setzt sich das Ministerium nach eigenen Angaben intern mit dem umstrittenen Film auseinander. „Ja, man tauscht sich darüber aus“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Berlin auf die Frage, ob es im Haus eine Debatte um das Video gebe.

Die Medienanstalt Berlin Brandenburg hatte angekündigt, den Fall zu prüfen. Man nehme Kontakt mit dem Ministerium auf, sagte die Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies darauf, dass Vertreter der Bundesregierung sich immer wieder mit Vertretern von Unternehmen treffen und gemeinsam äußern – „auch in der analogen, nicht-digitalen Welt“, sagte er. „Darin ist nicht Werbung zu sehen.“

Nestlé werden – wie anderen Konzernen – teils fragwürdige Geschäfte vorgeworfen. So prangerte die Umweltorganisation Greenpeace 2010 an, dass das Unternehmen mit der Verwendung von Palmöl zur Zerstörung von Regenwald beitrage.

Nestlé hat versprochen, bis 2020 nur noch Palmöl aus nachhaltiger Produktion zu nutzen. Mit der Reduzierung von Zucker und Fett in seinen Nahrungsmittel dürfte der Konzern auch auf einen nicht unerheblichen öffentlichen Druck reagiert haben.

Mehr: Im Kampf gegen Dickmacher setzt die Bundesregierung auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelbranche. Kritikern reicht das bei weitem nicht.