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WhatsApp: Die neue Message-Macht

Der Message-Dienst WhatsApp hat sich bereits weitgehend etabliert. (Bild: dpa) (Yahoo Finanzen)

Immer mehr schreiben an immer mehr Adressaten: So sieht die neue Smartphone-Welt aus. Den beiden früheren Yahoo-Mitarbeitern Jan Koum und Brian Acton ist mit einer Message-App der Überraschungserfolg der ‚Generation Always On’ gelungen: Schon 350 Millionen Nutzer chatten über WhatsApp – mehr als über Facebook. Doch verkaufen wollen Koum und Acton trotz Milliarden-Offerten nicht...

Es gibt diese Aha-Erlebnisse, die alles ändern. Eines sieht so aus: Vor einigen Wochen war ich in Mailand eingeklemmt im Flughafen-Bus, der mich von der Abflughalle zur Maschine bringen sollte. Es ist dieser Moment unangenehmer Intimität, den man gerne vermeiden möchte, es aber für Minuten nicht kann – man ist auf dichtestem Raum gefangen mit Menschen, mit denen man im normalen Leben nichts zu tun hätte.

Man bekommt Gerüche, Sprachfetzen und Einblicke mit, die man tunlichst vermeiden möchte – bitte einfach nur raus. Allen scheint es so zu gehen, aber der Bus ist noch nicht mal angefahren, allen bis auf dem Mädchen vor mir. Sie ist vielleicht Anfang 20, ist gerade noch in den überfüllten Bus gesprungen und nimmt doch von der Fülle keine Notiz, zu beschäftigt ist sie mit ihrem Smartphone, auf das sie mit ihren Fingerkuppen haut, als ginge es um ihr Leben.

WhatsApp, die Message-App, die alle benutzen, macht offenkundig süchtig

Die Neugierde siegt. Ich lehne mich nach vorne, ich will wissen, um was es da geht, die Situation macht mich zum Stalker. Sofort erkenne ich die App: WhatsApp, die Message-App, die alle benutzen. Warum, verstehe ich in diesem Augenblick: WhatsApp macht offenkundig süchtig.

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In den drei Minuten, bis der Flughafen-Bus das Flugzeug erreicht, habe ich durch vier gleichzeitige WhatsApp-Chats gelernt, dass die mysteriöse Passagierin neben mir ein tschechisches Nachwuchsmodel ist, das zwischen Mailand und London pendelt, ihre Eltern vermisst, für eine Freundin jemanden sucht, der ihr Excel erklären kann und Mailand am Ende überbewertet findet – was man halt so in drei Minuten mitteilt...

Die Lowend-Alternative zu iMessage setzt sich plattformübergreifend durch

So geht es überall auf der Welt. 350 Millionen Nutzer sind infiziert von der Killer-App des Jahres: WhatsApp – mitzuteilen gibt es ja schließlich immer etwas. Der bereits 2009 von den früheren Yahoo-Mitarbeitern Jan Koum und Brian Acton gestarteten App liegt eine einfache Idee zugrunde: Die SMS ist überholt und zu teuer. Ein Message-Dienst fürs Smartphone sollte providerunabhängig nichts kosten und über das Mobilfunk-Netz oder Wlan verfügbar sein.

Zunächst wirkte WhatsApp wie eine Lowend-Variante von Apples neuem Kommunikationsdienst iMessage. Doch WhatsApp, das sich schon durch sein griffiges Wortspiel aus „What’s up?“ („Wie geht’s?“) und App einprägte, kam mit einem ungleichen Vorteil daher: iMessage war streng auf Apples Ökosystem iTunes beschränkt, während WhatsApp plattformübergreifend zum Download von gerade mal 99 Cent angeboten wird.

Bereits 350 Millionen Nutzer weltweit

Vier Jahre nach dem Start ist WhatsApp die meistgenutzte Message-App überhaupt. Unfassbare 350 Millionen Menschen nutzen WhatsApp aktiv – davon allein 20 Millionen Bundesbürger. Selbst der Friseur-Termin wird inzwischen via WhatsApp ausgemacht oder die Handwerker bestellt.

Die Ausmaße der Message-Flut sind gigantisch: Mehr als 30 Milliarden Nachrichten zirkulieren inzwischen von einem WhatsApp-Account zum anderen – täglich! Unglaubliche 400 Millionen Bilder verschicken WhatsApper jeden Tag: Das ist mehr als in jedem anderen sozialen Netzwerk.

Facebook hat ein neues Message-Problem

Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass die dominierenden Internet-Unternehmen plötzlich ein Problem mit der neuen Message-Macht haben. Das gilt in erster Linie für das weltgrößte soziale Netzwerk Facebook, das sich im Mobile-Bereich mit seinen eigenen Produkten doch ziemlich schwer tut.

Entsprechend dürfte man es in Menlo Park mit einiger Sorge betrachtet haben, dass WhatsApp in Windeseile sogar am Facebook-Messenger, der mit viel Aufwand betriebenen mobilen Nachrichtenzentrale des Social Networks vorbeigezogen ist. Plötzlich droht Konzernchef Mark Zuckerberg wieder einmal gegen einen mobilen Emporkömmling ins Hintertreffen zu geraten.

Wagnisfinanzierer Sequoia Capital erkannte 2011 das Potenzial

Entsprechend halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass Zuckerberg, der bei Instagram bewiesen hat, dass er bereit ist, schnell große Schecks zu schreiben, einen Übernahmeversuch starten könnte. Doch damit dürfte der mehrfache Internet-Milliardär nicht allein sein: denn tatsächlich wird dem großen Rivalen Google noch größeres Kaufinteresse nachgesagt.

Im Frühjahr hieß es, Google wäre bereit, 1 Milliarde Dollar für den App-Überflieger zu bieten. Es wäre ein Schnäppchen gewesen, wäre der Deal durchgegangen – angesichts des jüngsten Bewertungsbooms im Zuge des starken Börsengangs von Twitter dürfte sich der Wert der mobilen Messagezentrale binnen des letzten halben Jahres eher verdoppelt bis verdreifacht haben.

Damit ist WhatsApp eine der rasantesten Aufstiegsstories des Silicon Valley der vergangenen Jahre. 2011 hatte der Wagnisfinanzierer Sequoia Capital gerade mal acht Millionen Dollar in das Start-up gesteckt – es ist die einzige übermittelte Finanzierungsrunde des bis heute notorisch verschwiegenen Internet-Unternehmens, das bis heute keinen Pressesprecher besitzt. Wieder einmal erfährt das alte Victor Hugo-Bonmot neue Gültigkeit: "Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist".