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Samsung: Mit Virtual Reality gegen das iPhone

VR als neues Samsung-Flaggschiff? (Bild: dpa)
VR als neues Samsung-Flaggschiff? (Bild: dpa)

Es ist ein vermeintliches Paradoxon: Obwohl Samsung immer mehr Smartphones verkauft, schrumpfen die Gewinne. Grund dafür sind die stärkeren Verkäufe von günstigen Smartphones. Mit seinem neuen Flaggschiff, dem Galaxy S7, das ganz auf den neuen Megatrend Virtual Reality zugeschnitten ist, versucht Samsung nun gegenzusteuern.

Für einen Sommer durfte sich Samsung als großer Triumphator fühlen. 2013 gelang den Südkoreanern, was Jahre zuvor niemand für möglich gehalten hatte – dass ein anderer Konzern als Apple mehr an Smartphones verdienen könnte. Doch genau das tat der bereits 1938 gegründete südkoreanische Verbraucherelektronikhersteller Samsung, der auch Mikrowellengeräte, Kühlschränke und Staubsauger herstellt, für zwei Quartale mit Nettogewinnen von 8,3 Milliarden und sogar 9,6 Milliarden Dollar.    

Der Grund: Samsung hatte frühzeitig den Phablet-Trend erkannt und bot mit dem Galaxy S3 und S4 Smartphones mit einem 5 Zoll großen Display an – das Note wuchs sogar auf 5,7 Zoll. Es dauerte bis zum Herbst 2014, als Apple endlich mit dem iPhone 6 mit großen Modellen kontern konnte. Seitdem ist die alte Hackordnung wieder hergestellt: Samsung verkauft zwar zahlenmäßig mehr, Apple aber verdient an seinem margenstarken iPhone weitaus mehr.

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Samsung verkauft zahlenmäßig mehr Smartphones als Apple – nur keine hochpreisigen  

Wie der Marktforscher Gartner ermittelte, konnte Apple im vergangenen Jahr 226 Millionen iPhones absetzen, Samsung dagegen enorme 320 Millionen Stück. Dennoch fuhr Apple im Fiskaljahr 2015 den größten Nettogewinn in der Wirtschaftsgeschichte ein, der sich auf 53 Milliarden Dollar belief, während der südkoreanische Erzrivale „nur“ 21 Milliarden Dollar verdiente – den Großteil davon jedoch durch die Chip-Sparte.

Der Grund für das vermeintlich paradoxe Auseinanderklaffen: Zum überwältigenden Anteil setzt Samsung günstige Smartphone-Modelle für unter 200 Dollar ab. Von seiner hochpreisigen Flaggschiff-Serie Galaxy setzte Samsung nach Analystenschätzung lediglich 45 Millionen Einheiten ab.

Galaxy S7 edge: Samsung stellt neues Flaggschiff vor

Dabei hatte Samsung sein Flaggschiff im vergangenen Jahr im Form des Galaxy S6 und vor allem des Galaxy S6 edge, dessen Display mit einer geknickten Kante daherkam, bereits drastisch runderneuert. Ein Jahr später setzt Samsung nun eher auf evolutionäre Verbesserung: Auf dem Mobile World Congress in Barcelona stellte der größte Konzern Südkoreas gestern das optisch praktisch identische Galaxy S7 und Galaxy S7 edge vor.

Unter der Oberfläche jedoch tat sich einiges: Samsungs 5,1 Zoll großes Premium-Smartphone, das ab Mitte März im Handel zu haben sein wird, kommt mit deutlich verbessertem Prozessor, einem leistungsfähigeren Akku, der eine Schnellladefunktion besitzt, mit der das Smartphone in 30 Sekunden zu 60 Prozent aufgeladen werden kann, einer schärferen Kamera und erweiterbarem Speicherplatz daher.

„Beginn einer neuen Ära“

Samsungs Mobil-Chef D.J. Koh wurde vor allem jedoch nicht müde zu betonen, dass das Galaxy S7 die Brücke zu einer neuen Computing-Ära schlägt – die Virtual Reality. Wie schon bei den Phablet-Smartphones und den ersten Smartwatches in Form der Galaxy Gear versucht sich Samsung bei einem neuen Tech-Trend als Vorreiter.

„Heute stehen wir am Beginn einer neuen Ära“, hob Koh bedeutungsschwanger an und ließ keinen Zweifel daran, dass das Galaxy S7 der Schlüssel zur schönen, neuen Wirklichkeit sein soll. Den Einstieg in die Virtual Reality-Welt macht Samsung mit seiner Brille Gear VR möglich, die Samsung Vorbestellern des S7 und S7 edge in den ersten drei Wochen als zusätzlichen Kaufanreiz schenkt.

Selbst VR-Inhalte filmen mit 360 Grad-Kamera

Samsungs VR-Brille basiert auf der Computing Plattform der Facebook-Tochter Oculus, die an der Entwicklung der Gear VR auch mitgewirkt hat. Anlass genug für Facebook-Chef Mark Zuckerberg, die Zusammenarbeit mit Samsung gestern auf dem Mobile World Congress zu preisen: "VR wird unser Leben und Arbeiten verändern“, versprach der Facebook-CEO als Überraschungsgast auf Samsung Presse-Event.  

Um dafür zusätzliche Anreize zu setzen, präsentierte Samsung gestern zugleich eine 360-Grad-Kamera, die Videos und Fotos für VR-Anwendungen schießt – die Gear 360. Die kleine Kamera in Kugelform zeichnet die Umgebung in 3D mit zwei Fischaugen-Linsen und einer Auflösung von 15 Megapixel auf und liefert so eigene VR-Inhalte, die via Wifi und Bluetooth direkt auf das Galaxy S7 und S7 edge übertragen werden und dann geteilt werden können.    

Langfristige Zukunftswette

„Der Markt für virtuelle Realität wird im laufenden Jahr um mehr als das Vierfache auf ein Volumen von drei Milliarden Dollar wachsen“, gibt sich etwa Samsung-Manager Martin Börner in Barcelona optimistisch, das nächste Boom-Segment in der Techindustrie entdeckt zu haben. Allein: Selbst wenn Samsung den VR-Markt in diesen Jahr vollständig beherrschen würde, wäre der Beitrag zum Geschäftsergebnis immer noch verschwindend gering.

Tatsächlich dürfte es Jahre dauern, bis Virtual Reality den Massenmarkt der Verbraucherelektronik erreicht – zwischendurch dürfte Apple wieder in bekannter Manier das Feld von hinten aufrollen. Dass der Kultkonzern aus Cupertino sowohl beim Phablet als auch bei der Smartwatch spät dran war, hat Apple nicht an schnellen, durchschlagenden Verkaufserfolgen gehindert.

Auch Apple bereitet sich auf Einstieg in den VR-Markt vor

Eine Warnung hat Tim Cook bereits bei der jüngsten Analystenkonferenz formuliert, als er sagte: „Virtual Reality ist kein Nischenmarkt. Es ist cool und hat einige interessante Anwendungen.“ In anderen Worten: Apple bereitet seinen Einstieg längst vor. So soll der wertvollste Konzern der Welt bereits ein Team von mehreren Hundert Mitarbeitern versammelt haben; gleichzeitig hat Apple zuletzt einige Virtual Reality-Start-ups übernommen.    

Entsprechend dürfte Samsung daran gelegen sein, den nächsten Wachstumsmarkt der Techbranche so lange wie möglich zu dominieren. Ob Samsung mit Virtual Reality indes tatsächlich neue Impulse für sein Brot-und-Butter-Geschäft – den Smartphone-Verkauf – setzen kann, scheint fraglich. Der Marktforscher Gartner rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Wachstum des Smartphone-Marktes um 1,9 Prozent.

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