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Microsoft: Der Tech-Titan feilt am Comeback

Seit Satya Nadella die Microsoft-Spitze erklomm, wurde mit dem Abschied einiger unterlegener Kandidaten gerechnet. Foto: Microsoft

Der Softwareriese aus Redmond ist ein Phänomen: Seit über einem Jahrzehnt hat Microsoft die wichtigsten technologischen Trends verpasst, doch von einem Abstieg ist keine Spur erkennbar. Im Gegenteil: Die Wall Street empfängt den neuen CEO Satya Nadella mit offenen Armen – nämlich mit den höchsten Notierungen seit 2000. Kann Nadella gar an alte Glanzzeiten aus dem vergangenen Jahrhundert anknüpfen?

Es gibt diese Boxer-Weisheit: „They never come back“ – sie kommen nie zurück. Für den zur Jahrtausendwende wertvollsten Konzern schien er lange zu gelten: Die Microsoft-Aktie sollte am 31.12. 1999 bei 60 Dollar auf dem höchsten Stand aller Zeiten notieren – der Höhepunkt der PC-Ära wurde an der Wall Street tatsächlich hollywoodreif am letzten Tag des zweiten Jahrtausends markiert.

Wenige Tage später übergab der Gründer und langjährige CEO Bill Gates den Vorstandsposten an seinen Studienfreund Steve Ballmer. Der musste sich dann postwendend mit einem Absturz aus dem Himmel auseinandersetzen: Die Internet-Blase platzte – und mit ihr die Bewertung von hochfliegenden Technologieaktien, zu denen auch der Software-Riese zählte.

Ballmer-Ära geprägt von verpassten Entwicklungen

Vor allem jedoch die Kartellrechtsklage der Europäischen Kommission versetzte der Microsoft-Aktie einen Stoß, von der sie sich nie wieder zu erholen schien. Dabei nahm die Börse vorweg, was sich in der Geschäftsentwicklung erst in den Folgejahren zeigen sollte: Microsoft verpasste einen wichtigen Trend nach dem anderen.

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Das Internet wurde lange Zeit nicht als aufkommendes Medium ernst genommen, während Start-ups wie Google und Facebook die neuen Märkte nach Suche und sozialen Netzwerken unter sich aufteilten. Im Hardware-Bereich ritt Steve Jobs seit seiner Rückkehr 1997 zu Apple auf einer einzigen Erfolgswelle, die dann zu spät und zu zögerlich kopiert wurde – wie im Falle des Musikplayers Zune, der als iPod-Kopie furios floppte.

Apple setzt die Trends

Das iPhone, das später zum größten Produkterfolg in der Wirtschaftsgeschichte geriet, wurde von Ballmer zum Start höhnisch verlacht: „Bei einem derartigen Preis wird es Apple kaum gelingen, davon einen signifikanten Anteil zu erobern“, erklärte Microsofts Konzernchef im Juni 2007 wenige Wochen vor dem Launch des ersten iPhones. Es sollte die folgenschwerste Fehleinschätzung des Microsoft-Chefs werden.

Beim Tablet wurde Microsoft dann schließlich vom Sog des Zeitgeists überholt. Bereits 2000 präsentierte Bill Gates stolz den ersten Wurf – den sogenannten Windows Tablet PC, der mit einem Stift bedient werden musste, jedoch gnadenlos floppte. Ein Jahrzehnt später zauberte Steve Jobs mit dem iPad ein Apple-Tablet aus dem Ärmel, das leichter und dünner war und so aussah wie ein großes iPhone.

Office-Unit inzwischen wichtigste Konzernsparte

Es mutet schon fast wie die Ironie der Geschichte an, dass Steve Ballmer als eine seiner letzten großen unternehmerischen Anstrengungen mit dem Surface nun die Microsoft-Variante des iPads auf den Markt brachte, das sich mit seinem Premium-Preis jedoch bislang schwertat. Ballmers Nachfolger Satya Nadella, der seit 1992 im Unternehmen tätig ist und im Februar zum neuen Vorstandschef gekürt wurde, geht nun noch einen Schritt weiter: Er brachte vergangene Woche sogar die beliebte Office-Software auf das Tablet des einst verhassten Erzrivalen.

Der Schritt kam einer kleinen Revolution gleich: Microsoft bot seine Cash Cow plötzlich auch außerhalb der eigenen Windows-Welt an. Der Schritt unterstreicht den Paradigmenwechsel, mit dem der Software-Riese heute kämpfen muss: Die Welt des Jahres 2014 ist das Post PC-Zeitalter, in dem inzwischen fast so viele Tablets verkauft werden wie Desktop-Computer. Entsprechend schwindet die Bedeutung der jahrzehntelang wichtigsten Konzernsparte - der Windows-Unit.

Microsofts Geschäfte entwickeln sich immer noch auf Rekordniveau

Seit 2011 wurde sie nach Umsätzen von der Business Division überrundet, unter der der Verkauf der Office-Software gebündelt ist. Entgegen allen Abgesängen entwickelt sich das Geschäft mit der Büro-Software – Word, Excel und Powerpoint – erstaunlich robust. Auch Googles kostenlose Internet-Software Docs und Apples weitaus günstigere Alternative iWork haben Tech-Schwergewicht nichts anhaben können.

In der Gesamtheit legen Umsätze und Gewinne immer noch leicht zu: Microsoft konnte gerade auf ein neues Rekordjahr zurückblicken – und eine Geschäftsbilanz im Weihnachtsquartal mit Gewinnen von 6,5 Milliarden Dollar, die den Rivalen Google neidisch erscheinen lassen müsste.

Satya Nadella rüstet Microsoft für die Zukunft

Doch der Internet-Platzhirsch liegt an der Börse noch knapp 40 Milliarden Dollar vor Microsoft. Die Betonung liegt auf ’noch’. Der Tech-Pionier befindet sich nämlich seit Jahresbeginn in einem auffälligen Aufwärtstrend, der die Aktie entgegen allen Abgesängen erst im Verlauf dieser Woche bei über 41 Dollar auf den höchsten Stand seit 2000 steigen ließ – auf ein 14-Jahreshoch also.

Maßgeblichen Anteil hat daran der neue CEO Satya Nadella, der offenkundig das Vorschussvertrauen der Wall Street genießt. Auf der gestern gestarteten Entwicklerkonferenz machte Nadella da weiter, wo er in der vergangenen Woche bei der Verkündung des iPad-Lauches von Office aufgehört hatte – beim Versuch, eine Brücke in die Zukunft zu schlagen.

Die liegt in erster Linie im mobilen Internet. Entsprechend überholte Microsoft sein mobiles Betriebssystem Windows Phone 8.1, führte mit der Sprachassistentin Cortona eine Siri-Konkurrenz ein und stellte gleich drei neue Smartphones der neuerworbenen Handytochter Nokia vor. Ob Hard- und Software in Zukunft so zusammenwachsen wie beim großen Rivalen und heutigen Vorbild Apple, ist die Multimilliarden-Dollar-Wette der Ära Nadella. Geht sie auf, sind vielleicht sogar noch einmal neue Allzeithochs drin…