Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.896,50
    -35,67 (-0,20%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.890,61
    -30,61 (-0,62%)
     
  • Dow Jones 30

    38.095,32
    +192,03 (+0,51%)
     
  • Gold

    2.308,90
    -2,10 (-0,09%)
     
  • EUR/USD

    1,0719
    +0,0001 (+0,01%)
     
  • Bitcoin EUR

    55.087,02
    +1.926,85 (+3,62%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.272,21
    +1,47 (+0,12%)
     
  • Öl (Brent)

    79,05
    +0,05 (+0,06%)
     
  • MDAX

    26.252,41
    -11,98 (-0,05%)
     
  • TecDAX

    3.239,82
    -34,18 (-1,04%)
     
  • SDAX

    14.368,12
    +70,69 (+0,49%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.172,15
    +50,91 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    7.914,65
    -70,28 (-0,88%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.753,23
    +147,75 (+0,95%)
     

Facebooks WhatsApp-Kauf: 19 Milliarden für die Vormachtstellung

Mit dem Kauf von WhatsApp beweist Facebook Konsequenz (Bild: dpa)

Es klingt nach einem verrückten Kauf: Sage und schreibe 19 Milliarden Dollar für ein kaum 5 Jahre altes Unternehmen, das bislang nicht nachgewiesen hat, dass es Gewinne erzielen kann? Facebook zahlt diesen Preis – und es zahlt ihn achselzuckend. Die Sicherung der Vormachtstellung wird mit der eigenen Aktie beglichen, die einen Traumlauf hinter sich hat.

Ein Geheimnis war es nicht. Die Smartphone-App WhatsApp, einer der größten Aufsteiger des vergangenen Jahres, weckt unter den Platzhirschen des Internets Begehrlichkeiten. 450 Millionen Nutzer sind inzwischen schon
infiziert von WhatsApp – vor Jahresfrist waren es noch 200 Millionen.

Mitzuteilen gibt es ja schließlich immer etwas. Der bereits 2009 von den früheren Yahoo-Mitarbeitern Jan Koum und Brian Acton gestarteten App liegt eine einfache Idee zugrunde: Die SMS ist überholt und zu teuer. Ein Message-Dienst fürs Smartphone sollte providerunabhängig nichts kosten und über das Mobilfunk-Netz oder Wlan verfügbar sein.

Bereits 450 Millionen WhatsApp-Nutzer weltweit

Zunächst wirkte WhatsApp wie eine Billig-Variante von Apples neuem Kommunikationsdienst iMessage. Doch WhatsApp, das sich schon durch sein griffiges Wortspiel aus „What’s up?“ („Wie geht’s?“) und App einprägte, kam mit einem ungleichen Vorteil daher: iMessage war streng auf Apples Ökosystem iTunes beschränkt, während WhatsApp plattformübergreifend zum Download von gerade mal 99 Cent angeboten wird.

WERBUNG

Die Ausmaße der Message-Flut sind gigantisch: Mehr als 30 Millionen Bundesbürger nutzen WhatsApp bereits. 50 Milliarden Nachrichten zirkulieren weltweit inzwischen von einem WhatsApp-Account zum anderen – täglich! Unglaubliche 600 Millionen Bilder verschicken WhatsApper jeden Tag: Das ist mehr als in jedem anderen sozialen Netzwerk – deutlich mehr.

Facebook hatte ein neues Message-Problem

Den Trend beobachteten die dominierenden Internet-Unternehmen mit entsprechender Sorge. Im Frühjahr vergangenen Jahres hieß es, Google wäre bereit, 1 Milliarde Dollar für den App-Überflieger zu bieten. Es wäre ein Schnäppchen gewesen, wäre der Deal durchgegangen. Gestern nach Handelsschluss bekam Erzrivale Facebook den Zuschlag: zum 19-fachen Preis!

Warum sich das weltgrößte Social Network mit einer solchen Entschlossenheit um einen nicht mal fünf Jahre alten App-Anbieter reißt, wird in erster Linie mit der eigenen Schwäche erklärbar: Man dürfte in Menlo Park mit einiger Sorge zur Kenntnis genommen haben, dass WhatsApp im vergangenen Jahr in Windeseile am Facebook-Messenger, der mit viel Aufwand betriebenen mobilen Nachrichtenzentrale des Social Networks, vorbeigezogen ist.

Plötzlich drohte Konzernchef Mark Zuckerberg wieder einmal gegen einen mobilen Emporkömmling ins Hintertreffen zu geraten. Wie schon beim eigenen Fotodienst, der durch Instagram maßgeblich aufgewertet wurde, löst Mark Zuckerberg das Problem nun mit einem großen Scheck.

Nur vier Milliarden Dollar in bar bezahlt

19 Milliarden Dollar für ein Unternehmen, das seine Profitabilität noch nicht nachgewiesen hat – verrückt? Konsequent! Mark Zuckerberg geht den Weg, den er mit Instagram eingeschlagen hat, zielsicher weiter: Dienste, die Facebook zur Fortsetzung des mobilen Hyperwachstums fehlen, werden einfach zugekauft – koste es, was es wolle.

Und tatsächlich kostet es Facebook weniger, als die gigantischen 19 Milliarden Dollar – die gleichfalls für Wagnisfinanzierer Sequoia Capital mit einem Investment von gerade mal 8 Millionen den renditeträchtigsten Exit aller Zeiten darstellen – auf den ersten Blick erahnen lassen. Facebook zahlt 4 Milliarden Dollar in bar: Kein Problem für das Social Network, das allein im Rahmen des IPO 2012 mehr als 10 Milliarden Dollar an frischen Kapitalmitteln aufnahm.

Oben bleiben: Mark Zuckerberg sichert Wachstum mit WhatsApp-Übernahme

Für die restlichen 15 Milliarden (12 jetzt, drei weitere Milliarden für die Gründer und Mitarbeiter werden innerhalb von vier Jahren fällig) bedient sich Mark Zuckerberg schlicht seiner eigenen Akquisitionswährung, die täglich wertvoller wird – der eigenen Aktie. Bei 69 Dollar je Aktie wurde Facebook gestern vor Bekanntgabe der Rekordübernahme gehandelt – das zehn Jahre alte Social Network war damit enorme 175 Milliarden Dollar wert und ist damit bereits zur Nummer zwei des Internet aufgestiegen.

Die 15 Milliarden Dollar in Aktien, die Facebook einsetzt, entsprechen also gerade mal 9 Prozent des eigenen Firmenwertes – eine Kursschwankung, wie sie an einem Handelstag nach Quartalszahlen leicht auftreten könnte.

Ob WhatsApp das Geld tatsächlich wert ist, wird das 55-Mann-Startup vermutlich erst in vielen Jahren nachweisen – oder eben nicht. Mark Zuckerberg hat unterdessen bewiesen, dass er inzwischen die Spielregeln eines großen CEOs beherrscht: Er will nach dem Aufstieg schlicht oben bleiben. Dafür spielt der Preis keine Rolle.