Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.001,60
    +105,10 (+0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,48
    +30,87 (+0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.675,68
    +450,02 (+1,18%)
     
  • Gold

    2.310,10
    +0,50 (+0,02%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    +0,0038 (+0,36%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.029,43
    +343,30 (+0,58%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.330,78
    +53,80 (+4,21%)
     
  • Öl (Brent)

    77,99
    -0,96 (-1,22%)
     
  • MDAX

    26.300,82
    +48,41 (+0,18%)
     
  • TecDAX

    3.266,22
    +26,40 (+0,81%)
     
  • SDAX

    14.431,24
    +63,12 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.213,49
    +41,34 (+0,51%)
     
  • CAC 40

    7.957,57
    +42,92 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.156,33
    +315,37 (+1,99%)
     

Lebensversicherung kündigen lohnt nicht immer

Von einer möglichen Senkung der Garantiezinsen sind nur Neuabschlüsse betroffen - Verbraucher sollten sich die Kündigung ihrer Lebensversicherung also gut überlegen. Foto: Kai Remmers

Für Besitzer von Lebensversicherungen gab es in der Vergangenheit eine Reihe schlechten Nachrichten. Nun sollen erneut die Garantiezinsen sinken. Was bedeutet das für Versicherte - sollten sie jetzt kündigen?

Lebensversicherungen sind ein Klassiker der Altersvorsorge. Seit geraumer Zeit reißen die schlechten Nachrichten aber nicht ab: Die Assekuranzen sind wegen der Niedrigzinsen in der Bredouille und kürzen die Gewinnbeteiligung. Nun empfehlen Versicherungsmathematiker auch noch, den Garantiezins für Neuverträge ab 2015 von 1,75 auf 1,25 Prozent zu senken - in den 1990er Jahren waren es noch 4 Prozent. Was das für Versicherte heißt, dazu hier die Fragen und Antworten:

Was ist das Problem der Branche?

Das Geld der Unternehmen steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Jedes Jahr laufen alte, hochverzinste Anleihen aus. Die neuen Papiere werfen wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten jedoch kaum noch etwas ab. Die Unternehmen müssen dennoch die versprochenen hohen Renditen aus Altverträgen erwirtschaften. Die Versicherer kürzen daher die freiwillige Gewinnbeteiligung. Die Folgen für die Kunden sind schmerzhaft: 2013 sackte die laufende Verzinsung aus Überschussbeteiligung und Garantiezins deutlich unter die Marke von vier Prozent. Für dieses Jahr haben viele Assekuranzen eine weitere Verringerung der Überschussbeteiligung angekündigt.

WERBUNG

Was bedeutet die neue Empfehlung für Verbraucher?

Spätestens wenn Verwaltungs- und Abschlusskosten berücksichtigt werden, würde die Garantie bei neuen Verträgen die Inflation nicht mehr ausgleichen. «Die Garantieleistung würde mit einem garantierten Wertverlust einhergehen», sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Der Garantiezins ist jedoch nur eine Komponente. Hinzu kommen die Überschussbeteiligung, der Schlussüberschuss und die Beteiligung an den Bewertungsreserven, die der Versicherer bei Beendigung der Verträge auszahlt. Aus Sicht des Branchenprimus Allianz Leben ist für die Kunden denn auch die Gesamtverzinsung entscheidend. Sie lag laut früheren Angaben der Ratingagentur Assekurata 2013 für ausgezahlte Verträge bei durchschnittlich 4,65 Prozent.

Ist eine Kündigung jetzt sinnvoll?

Von einer Senkung der Garantiezinsen seien nur Neuabschlüsse betroffen, erklärt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. «Auf bestehende Verträge hat das keine Auswirkungen.» Kunden sollten ihre Police daher nicht voreilig kündigen. «Es kommt stark auf ihre persönliche Situation an. Und darauf, in welcher Phase Sie sich mit ihrem Vertrag befinden.»

Kunden, die ihre Lebensversicherung erst vor wenigen Jahren abgeschlossen haben, könnten eine Kündigung durchaus erwägen. «In der Regel halten Kunden eine solche Versicherung ohnehin nicht bis zum Vertragsende durch», erklärt die Verbraucherschützerin. Jüngere Policen brächten zudem häufig keine überdurchschnittlich hohen Zinsen. Wer Schulden habe, etwa weil er ein Haus gekauft hat, könne das Geld zur Sondertilgung nutzen. «Das ist immer günstiger, als hohe Kreditzinsen zu zahlen.»

Wer einen älteren Vertrag mit vergleichsweise hoher Verzinsung von 3 Prozent oder mehr habe, könne durchaus dabeibleiben. «So viel Zinsen bekommen Sie derzeit nirgends.»

Gibt es Alternativen?

Eine Alternative zur Kündigung sei eine Beitragsfreistellung. Auch Kunden, deren Vertrag bald ausläuft, sollten gut abwägen, ob ein Ausstieg lohnt. Denn am Ende der Laufzeit könne sich ein Vertrag auch auszahlen. Hier hilft ein Blick in die Standmitteilung. «Besser ist aber, Sie lassen das genau prüfen», sagt Castelló.

Was ist bei einer Kündigung zu beachten?

Eine Lebensversicherung zu kündigen, macht in der Regel keine Probleme. «Sie müssen ihrem Versicherer das schriftlich mitteilen», erklärt Castelló. Wichtig: Die Versicherer sollten sich an die jüngste Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGH) halten. «Kunden haben nach einer Kündigung Anrecht auf etwa die Hälfte des eingezahlten Geldes», sagt die Verbraucherschützerin. Außerdem ist ein Stornoabzug unzulässig.

Wie beurteilen Experten Lebensversicherungen aktuell?

«Warum sollte ich einem jungen Anleger empfehlen, Geld in einer Lebensversicherung anzulegen - 1,25 oder 1,75 Prozent bekommt er auch bei anderen Produkten», sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Die Gesamtverzinsung erscheint attraktiv, doch verlassen könnten sich Anleger darauf nicht. Auch aus Sicht von Versicherungsanalyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank wird die klassische Lebensversicherung für Kunden und Unternehmen immer unattraktiver. Eine weitere Senkung des Garantiezinses verstärke den bestehenden Trend.

Wie reagiert die Branche?

Als Ausweg aus dem Zinsdilemma haben mehrere Anbieter Lebensversicherungen ohne Garantiezins auf den Markt gebracht. Zugesichert werden den Kunden dabei nur der Erhalt der eingezahlten Beiträge und später eine Mindestrente. Den Rest bestimmt das Umfeld an den Kapitalmärkten: Geht es bergauf, profitieren auch die Kunden; geht es bergab, sieht es für sie mau aus. Dabei sollen die ersparten Kosten für die Zinsgarantie den Versicherten zugutekommen. Wenzel sieht in solchen Verträgen Vorteile für Versicherer und Verbraucher: Die Unternehmen müssten weniger teures Kapital vorhalten. Die Kunden hätten die Chance auf höhere Renditen.

Wie wird der Garantiezins berechnet?

Den Berechnungen liegt die Rendite von europäischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einer sehr guten Bonität zugrunde, also etwa Bundesanleihen. Der Garantiezins darf höchstens 60 Prozent dieses Werts betragen. Das Problem: Seit Anleger in der Euro-Schuldenkrise in die als sicher geltenden Papiere flüchten und die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Krise die Märkte mit günstigem Geld flutet, ist die Rendite dieser Staatsanleihen stark gesunken. Ob der Garantiezins auf 1,25 Prozent gesenkt wird, entscheidet das Bundesfinanzministerium. Der Zeitpunkt steht noch nicht fest.