Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 4 Stunden 2 Minuten
  • Nikkei 225

    38.849,65
    +361,75 (+0,94%)
     
  • Dow Jones 30

    38.686,32
    +574,82 (+1,51%)
     
  • Bitcoin EUR

    63.067,11
    +738,69 (+1,19%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.479,22
    +50,65 (+3,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.735,02
    -2,08 (-0,01%)
     
  • S&P 500

    5.277,51
    +42,03 (+0,80%)
     

„Honorarberatung ist ein Nischenprodukt“

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ist verärgert, dass die EU-Kommission in der Finanzmarktrichtlinie MiFID II zwischen „abhängiger“ Bankkundenberatung wie z.B. in Sparkassen und „unabhängiger“ Beratung gegen Honorar unterscheidet. „Honorarberater sind auch abhängig, und zwar vom Honorar“, sagt er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gegner des Provisionsmodells kritisieren vor allem, dass Bankberater der Versuchung unterlägen, Produkte mit der höchsten Provision anzubieten und nicht die, die am besten zum Kunden passen. Das will Fahrenschon so nicht gelten lassen: „Bei uns steht der Kunde im Mittelpunkt der Beratung.“ Die Produktempfehlungen richteten sich nach den finanziellen Möglichkeiten und Zielen des Kunden. Natürlich sei den Kunden bewusst, dass sie – wenn sie eine Sparkasse aufsuchen – Sparkassenprodukte angeboten bekommen. „Wenn man zu einem Mercedes (Xetra: 710000 - Nachrichten) -Händler geht ist man sich auch sicher, dass man ein Auto (BSE: BSE-AUTO.BO - Nachrichten) mit dem Stern empfohlen bekommt“, so der Sparkassen-Chef.Christian Thorun, Geschäftsführer von Con Policy, einem Institut für Verbraucherpolitik, das kürzlichin einer Studie die Provisionsberatung als gescheitert bezeichnete, sieht vor allem die Gefahr möglicher Falschberatungen der „abhängigen“ Berater: „Wer Anleger effektiv vor Falschberatung schützen will, muss die Provisionen verbieten.“ Da ist Fahrenschon anderer Meinung: „Ob eine Beratung gut oder schlecht ist, entscheidet nicht die Vergütung des Beraters, egal, ob provisionsbasiert oder mit Honorar.“ Vielmehr sei die Geschäftsphilosophie entscheidend. Diese ziele bei den Sparkassen darauf ab, eine langfristige Beziehung zum Kunden aufzubauen. Selbstverständlich könne jeder Kunde seinen Bankberater fragen, was Aktien oder Schuldverschreibungen sind, ohne dafür bezahlen zu müssen. „Denn bedarfsorientierte Provisionsberatung bedeutet ja auch, dass am Ende eben auch kein Produktabschluss stehen kann“, so Fahrenschon.Im September hatte der Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments den Vorschlag der Kommission, einProvisionsverbot für alle unabhängigen Berater einzuführen, abgelehnt. Anstatt auf ein Verbot setzen die Parlamentarier auf Transparenz: Eine umfassende Offenlegung der Provisionen soll genügen. Provisionsgegner Thorun bezweifelt jedoch, dass das ausreicht: „Großbritannien hat bereits im Jahr 2005 strenge Vorschriften zur Kostentransparenz erlassen und wenig später festgestellt, dass die Gefahr der Falschberatung unverändert hoch blieb.“ Fahrenschon hingegen glaubt nicht, dass Honorarberatung gänzlich vor Falschberatung schützt. Es müsse durchaus in Erwägung gezogen werden, dass der Honorarberater nicht nur an seinen Kunden denkt, sondern auch an sein nächstes und übernächstes Honorar. Er könne dem Kunden beispielsweise eine besonders komplexe Depotstruktur empfehlen, damit dieser bald wieder kommt. „Ist es da nicht besser, man hat einen Berater, dessen Existenz nicht vom nächsten Beratungstermin abhängt?“, gibt der der DSGV-Präsident zu bedenken. Zudem legen die Sparkassen seiner Ansicht nach einen großen Wert auf Transparenz: „In unseren 423 Instituten werden Kunden im Rahmen der Wertpapierberatung umfassend über Provisionen aufgeklärt.“ Damit gingen die Institute über die jetzigen MiFID-Vorgaben hinaus. Dass die Honorarberatung das provisionsbasierte Modell in Gänze ablösen wird, glaubt Fahrenschon nicht. Für die Mehrheit der Kunden mit sporadischem Beratungsbedarf sei sie nicht geeignet. „Honorarberatung ist ein Nischenprodukt für Bereiche des gehobenen Individual- und Private-Banking-Segments. Sie kommt nur für einen geringen Teil der Kundschaft, nämlich insbesondere für vermögende Anleger, in Frage.“ Das Vermögen des typischen Sparkassenkunden sei im Durchschnitt deutlich geringer. Dadurch würden diese Kunden, die für die Honorarberater nicht interessant seien, von einer Beratung abgeschnitten.Wie es mit der Honorarberatung in Deutschland weitergeht, wird sich im November (Xetra: A0Z24E - Nachrichten) entscheiden. Dann will die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorlegen, mit denen das Provisionsmodell zurückgedrängt und die Honorarberatung gestärkt werden soll. Verbraucherschützer hoffen, dass Banken und Finanzberater dann vom Kunden direkt bezahlt werden und nicht mehr provisionsstarke Produkte auswählen müssen, um Geld zu verdienen.(PD)