Bei diesen deutschen Großprojekten sind die Kosten explodiert

Großprojekte zu planen und umzusetzen ist nicht einfach – vor allem die Kosten müssen bei solchen Vorhaben immer im Blick behalten werden. Dass das oft eher schlecht als recht funktioniert, zeigen die Mehrkosten, die bei den folgenden zehn Beispielen entstanden sind. Los geht es mit der Gesundheitskarte, die erst nach einer jahrelangen Verspätung und Mehrkosten von 208 Prozent und fast 3,4 Milliarden Euro in den Einsatz gehen konnte.

Ganze 495 Millionen mehr als geplant musste der Bund für den Schürmannbau in Bonn hinblättern. Der Bau des Gebäudes, das für Abgeordnete gedacht war, begann 1989. Dann folgten schwere Schäden durch Hochwasser. Als der Bau 2002 endlich fertig war, war der Bundestag längst nach Berlin gezogen - Platz neun in der Liste.

Nicht weit vom Schürmannbau stehen die Bonner Kreuzbauten, die Bundesministerien und Behörden beherbergen. Diese kosteten laut der Hertie-Studie 251 Prozent mehr als geplant, nämlich zusätzliche 99 Millionen Euro.

Dieses AKW in Hamm-Uentrop hat es ebenfalls in die Flop Ten geschafft, nämlich auf Platz sieben. Über ein Jahrzehnt wurde daran gebaut, und das für vier Jahre Betriebszeit. Der Thorium Hochdrucktemperaturreaktor kostete 336 Prozent mehr als geplant.

Wer Hamburgs Elbphilharmonie in dieser Liste erwartet, wird überraschenderweise enttäuscht. Dafür sind die Nordlichter mit dem Alten Elbtunnel vertreten. Dessen Sanierung entpuppt sich als schwieriger als gedacht und verursacht Mehrkosten von 364 Prozent – voraussichtlich 71 Millionen Euro.

Franz-Peter Tebartz-van-Elst wurde landesweit bekannt, als seine Bischofsresidenz sich als Millionengrab und Luxusanwesen herausstellte. Ursprünglich sollte er auf 147 Quadratmetern wohnen – letztlich wurde die Anlage aber auf mehr als 2000 Quadratmetern gebaut. Mit einer Kostensteigerung von 425 Prozent und 25 Millionen Euro Mehraufwand ein katholischer Platz fünf.

Die Einführung neuer Infrastruktur und Technologie kann ganz schön tückisch sein. Das lernte auch Otto Schily. Als das BKA 2003 endlich seine neue Software bekam, war das Programm deutlich abgespeckt, kostete aber 119 Millionen Euro mehr – Platz vier bei den Großprojekten mit horrenden Mehrkosten.

Das zweite AKW in der Liste nennt sich Schneller Brüter und steht in Kalkar. Fast 500 Prozent mehr als gedacht kostete der Bau, in dem auch atomwaffenfähiges Plutonium erzeugt werden konnte. Ans Netz ging das AKW nie, zu groß waren die Proteste. Nun ist dort ein Vergnügungspark entstanden.

Auf Platz zwei tummelt sich FISCUS, eine von Bund und Ländern eingesetzte Software zur Steuerverwaltung. 1150 Prozent Mehrkosten verursachte die Entwicklung des Programms – in Zahlen 4,6 Milliarden Euro. Politik und Technologie scheinen nicht recht zusammenpassen zu wollen.

Top of the flops ist das Lkw-Mautsystem Toll Collect, das ebenfalls 1150 Prozent mehr kostete als gedacht. Wer die Verantwortung für die 6,9 Milliarden Euro zusätzliche Kosten trägt, darüber streiten sich der Bund und Toll Collect derzeit noch vor einem Schiedsgericht.