Leben ohne Bankberater - geht das eigentlich?
Wer sich mit seinen eigenen Finanzen auseinandersetzt, ist früher oder später auf einen Bankberater angewiesen. Gut, wenn man diesem vertrauen kann. Besser, wenn man seine Geldanlagen selbst im Griff hat.
Nein, das soll keine pauschale Bankenschelte werden. Es gab und gibt seriöse Banker, die fair beraten. Aber es gibt auch Banker und Mitarbeiter von Finanzvertrieben, die drücken den Kunden Produkte „rein“, die diese nicht im entferntesten verstehen oder gar brauchen. Ich plädiere für den Grundsatz „Mache nur das, was Du verstehst“ und bin damit immer gut gefahren.
Wie aber wappnet man sich für ein Leben ohne Bankberater oder eines mit Berater, den man aber „im Griff hat“?
7 Punkte, wie Sie zukünftig das Finanz-Zepter in der Hand halten:
1) Lernen Sie Ihre Ziele kennen
Nichts ist so wichtig wie zu wissen, was Sie eigentlich wollen. Je genauer Sie ihre Anlageziele kennen, umso einfacher ist die passende Produktwahl. Typische Ziele sind die Altersvorsorge, die Eigentumswohnung, Notfallreserve oder das neue Auto. Aber meine Mandanten nennen auch den Oldtimer, den Aufbau der Selbständigkeit oder Auswandern als Ziele. Nehmen Sie sich ruhig Zeit, um Ihre Ziele zu spezifizieren.
2) Ziehen Sie Bilanz
Sie sollten genau wissen, was Sie bislang an Verträgen und Produkten angesammelt haben. Niemand benötigt die fünfte Lebensversicherung oder die 35. Depotposition. Teilen Sie Ihre Anlagen in verschiedene Klassen. Zum Beispiel in:
• Liquide Anlagen (Girokonto, Tagesgeld)
• Festverzinsliche Anlagen (Sparbücher, Sparbriefe, Anleihen)
• Aktienbasierte Anlagen (Einzelwerte, Fonds)
• Immobilien
• Lebens- und Rentenversicherungen
• Beteiligungen
• Gold und Silber
Legen Sie sich Ordner an, misten Sie die Unterlagen aus und stellen Sie letztlich die aktuellen Werte Ihrer Anlagen fest.
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3) Malen Sie Ihren Anlagekuchen
Verdeutlichen Sie sich, wie groß der Anteil der einzelnen Anlagen am Gesamtvermögen ist. Wenn Sie in Excel fit sind, können Sie ein Tortendiagramm dort erstellen, ansonsten tut es auch eine Zeichnung. Grundsätzlich sollten Sie Ihre Anlagen streuen.
4) Wie risikobereit sind Sie?
Wer 80 Prozent seines Anlagekuchens auf Aktien verteilt hat, muss sich auf beträchtliche Schwankungen einstellen. Nicht jeder hat dazu die Nerven. Diese Quote kann auch je nach Anlageziel viel zu hoch sein. Überlegen Sie, ob Ihre Anlagequoten zu Ihren Zielen passen. Wenn Sie Geld zu einem fixen Termin in 3-5 Jahren benötigen, sind Aktienanlagen ein hohes Risiko. Haben Sie aber 30 Jahre bis zum Ruhestand, sind zum Beispiel Aktienfonds ein geeignetes Instrument zum Aufbau des Vermögens. Auch gilt grundsätzlich: Wer wenig Vermögen zur Verfügung hat, sollte mehr Gewicht auf Sicherheit legen. Denn wenn das Geld verloren geht, stehen Sie vor dem Nichts.
5) Bauen Sie Wissen auf
„Wissen ist Macht“ ist in Deutschland eine geflügelte Aussage. In der Schule und Ausbildung kommt die Bildung in Geldfragen leider viel zu kurz. So sind Sie gefordert, sich selbst Grundwissen anzueignen. Das ist nicht so kompliziert wie es klingt. Es gibt gute Bücher und Zeitschriften rund um das Thema Geld. Auch das Internet bietet eine Fülle von Blogs, Artikeln und Hinweisen.
6) Gehen Sie wachsam in jedes Beratungsgespräch
Immer, wenn Sie kein Honorar zahlen, lebt Ihr Gegenüber von Provisionen für vermittelte Produkte. Er verdient also nur, wenn Sie bei ihm abschließen. Lassen Sie sich von hohen Renditeversprechen nicht blenden. Je höher die Rendite, umso höher das Risiko. Hinterfragen Sie Produkte und Versprechen, die Ihnen gegeben werden. Finanzprodukte sind heute sehr komplex. Schließen Sie auch niemals sofort etwas ab, sondern recherchieren Sie zu Hause weiter.
7) Machen Sie es selbst
Ziehen Sie auch in Erwägung, Ihre Geldanlagen selbständig mit Hilfe von Direktbanken zu steuern. Die Kostenersparnis ist hoch und Sie werden so seltener Opfer von guten Verkäufern.
Viel Erfolg für ein Leben ohne Bankberater.
Ihre Stephanie Kühn
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