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Zypern setzt auf Zocker

Dass Geldanlage auf Zypern ein riskantes Glücksspiel sein kann, wissen Anleger seit dem Jahr 2013. Damals geriet die Inselrepublik in den Strudel der Griechenland-Krise, das aufgeblähte Bankensystem brach zusammen. Zum ersten Mal wurden Einleger in einem Euro-Land zur Ader gelassen: Guthaben von mehr als 100.000 Euro wurden zu 47,5 Prozent in (nahezu wertlose) Aktien umgewandelt.

Vier Jahre später scheint die Krise fast vergessen. Die Banken sind stabilisiert, die Kapitalkontrollen längst aufgehoben. Im ersten Quartal 2017 wuchs die zyprische Wirtschaft um 3,3 Prozent, die Beschäftigung nahm gegenüber dem Vorjahr sogar um 3,4 Prozent zu. Finanzminister Harris Georgiades erwartet für dieses Jahr ein Plus von rund drei Prozent. „Am wichtigsten ist, dass dieses Wachstum so nachhaltig ist wie nie zuvor und nicht das Ergebnis verantwortungsloser Staatsausgaben“, unterstreicht der Minister.

Und genau für dieses nachhaltige Wachstum soll jetzt nach Willen der zyprischen Regierung ausgerechnet ein Spielkasino sorgen. Aber nicht irgendeins, sondern das größte Europas.

In der Hafenstadt Limassol liegen millionenschwere Jachten in der neu gebauten Marina. In den Cafés und Restaurants pulsiert das Leben. 36 Stockwerke wird der im Bau befindliche Wohnturm „One“ aufragen, das höchste Gebäude der Insel. Die 84 Luxus-Apartments werden zu Quadratmeterpreisen von rund 15.000 Euro angeboten. Als Käufer kommen vor allem reiche Russen, Chinesen, Libanesen und Israelis infrage, die auf einen Reisepass des EU-Landes Zypern Anspruch haben, wenn sie mindestens zwei Millionen Euro in Immobilien investieren.

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In Kürze kann Limassol mit einer neuen Attraktion aufwarten: Ende Juni erhielt ein chinesisch-amerikanisches Konsortium die Konzession zum Bau und Betrieb des größten integrierten Kasino-Resorts in Europa. Der in Hongkong beheimatete Spielbankkonzern Melco International, die Hard Rock Cafe International aus Florida und der zyprische Investor CNS Group hatten im November 2016 die Ausschreibung für das Projekt gewonnen. Inzwischen hat Melco die Hard-Rock-Anteile übernommen und ist Mehrheitseigner des Konsortiums.

Die Investitionssumme wird sich auf rund 500 Millionen Euro belaufen. Das Kasino soll über 136 Spieltische und 1.200 Automaten verfügen. Zu dem Komplex gehören auch ein Fünf-Sterne-Hotel mit 500 Zimmern, eine Konferenz- und Konzerthalle für 1.500 Menschen, eine 4.000 Quadratmeter große Wellness-Oase sowie ein Shoppingcenter mit Luxusboutiquen. Ein Außenbereich mit einer Pool-Landschaft, Wasserspielen und Palmen soll für einen Hauch von Las Vegas im östlichen Mittelmeer sorgen.

„Es ist das bedeutendste Projekt, das Zypern in den zurückliegenden Jahrzehnten gesehen hat“, sagt Handels- und Tourismusminister Yiorgos Lakkotrypis. Er verspricht sich von dem Kasino-Resort pro Jahr 300.000 bis 500.000 zusätzliche ausländische Touristen und eine bessere Auslastung der Hotelkapazitäten in den Wintermonaten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr kamen 3,2 Millionen Urlauber auf die Insel.

Neben dem Tourismus, der etwa ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zyperns beiträgt, sind Finanzdienstleistungen eine wichtige Säule der zyprischen Wirtschaft. Vor der Krise galt Zypern als Steueroase und Schwarzgeld-Waschsalon. Solchen zwielichtigen Geschäften hat die Regierung abgeschworen. Das war die Bedingung für das 2013 geschnürte Rettungspaket, das die Insel vor dem Untergang bewahrte.

Auch nach Abarbeitung der Reformauflagen und erfolgreichem Abschluss des Anpassungsprogramms bleibt Zypern unter besonders strenger Aufsicht der Euro-Partner. Die Sorge, mit dem Kasinoprojekt falle Zypern in alte, schlechte Angewohnheiten zurück, sei deshalb unbegründet, heißt es in Regierungskreisen. Die Regeln zur Bekämpfung der Geldwäsche würden auch im Kasinobetrieb streng eingehalten.


Nordteil der Insel als „Vorbild“

Der Staat lässt sich die Konzession in den ersten vier Jahren mit 2,5 Millionen Euro, danach mit fünf Millionen pro Jahr bezahlen. Sie läuft über 30 Jahre, für die ersten 15 Jahre haben die Betreiber ein Monopol. Der Bruttospielertrag wird mit 15 Prozent besteuert, was sehr wenig ist. In europäischen Ländern sind Sätze von 35 bis 80 Prozent üblich. Finanzminister Georgiades erwartet Steuermehreinnahmen von rund 100 Millionen Euro im Jahr. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte könnten die Einnahmen aus dem Tourismus dank des Glücksspiels sogar um 450 Millionen Euro im Jahr steigen.

Dass Glücksspiel auf Zypern ein lohnendes Geschäft sein kann, zeigt ein Blick in den Inselnorden, der seit 1974 von der Türkei besetzt ist. In der international geächteten „Türkischen Republik Nordzypern“ gibt es etwa zwei Dutzend Spielbanken. Die Branche setzt Schätzungen zufolge pro Jahr mindestens 700 Millionen Dollar um.

Der Inselnorden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Reiseziel für Zocker entwickelt, auch wenn die dortigen Spielbanken nicht besonders glamourös sind. Sogar Chinesen, die weltweit als die besten Kasinokunden gelten, sowie Spieler aus den Golfstaaten und dem Libanon sind in Nordzypern häufig gesehene Gäste. Auch viele griechische Zyprer zieht es abends zu den Kasinos jenseits der Demarkationslinie.

Künftig können sie ihrer Leidenschaft auch im Süden frönen. Neben dem Komplex in Limassol hält der Betreiber Konzessionen zum Betrieb von vier „Satelliten“-Kasinos in der Hauptstadt Nikosia sowie den Küstenorten Larnaca, Famagusta und Paphos. Hotel, Konferenzzentrum und Spielbank in Limassol sollen Anfang 2020 fertig werden, aber noch vor Ende dieses Jahres soll der Spielbetrieb in Nikosia und in einem vorläufigen Kasino in einem Nachtklub von Limassol beginnen.