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Zwischen Börsenhoch und Rezessionssorgen – Wie Anleger trotzdem Geld verdienen können

Als erster und dienstältester Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank hat Ottmar Issing die Geschicke der Notenbank jahrelang geprägt. Doch die aktuelle Geldpolitik „stimmt wenig hoffnungsvoll“, sagte Issing am Freitag im Gespräch mit ARD-Börsenkorrespondent Markus Gürne auf der Anlegermesse Invest.

Die Notenbank habe es versäumt, rechtzeitig die Zinsen anzuheben, um bei einem Abschwung Spielraum für eine expansive Geldpolitik zu haben. „Die EZB ist zu lange auf dem Gaspedal geblieben“, so Issing.

Und so kommt es zu einer eigentümlichen Markt-Konstellation, die auch die Diskussionen auf der Invest in Stuttgart prägt: Die Absage der Zinswende durch EZB-Chef Mario Draghi hat die Aktienmärkte auf neue Höhen getrieben.

Am Freitag schloss der deutsche Leitindex Dax erstmals seit Oktober 2018 über der Marke von 12.000 Punkten. Doch bei Anlegern und Investment-Profis ist die Stimmung gedämpft.

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Rezessions-Signale häufen sich

Die Konjunkturdaten insbesondere aus der deutschen Industrie werden immer schwächer. Zuletzt fiel der Auftragseingang auf den tiefsten Stand seit 2009. Und an den Anleihemärkten laufen die langfristigen Zinsen gegen Null. Die Renditen etwa der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe spiegeln auch die langfristigen Wachstumserwartungen der Volkswirtschaft wider – und signalisieren: Stagnation.

Daher beobachtet auch Hans-Jörg Naumer, Kapitalmarkt-Stratege bei Allianz Global Investors, eine „Schwerelosigkeit der Aktienmärkte gegenüber der Konjunktur“.

Zudem übersteigen in den USA die Renditen dreimonatiger Staatsanleihen die Erträge für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit. Diese sogenannte Inversion der US-Zinskurve gilt als verlässlicher Indikator einer Rezession.

Versorger und Versicherer fürs Depot

Allerdings bedeutet die Inversion der Zinskurve nicht, dass ein Crash kurz bevorsteht. Die Gefahr bestehe höchstens bei einer Krise, die der Markt nicht eingepreist hat – etwa einem harten Brexit, sagt Naumer. Die Empfehlungen der Börsenprofis auf der Invest drehen sich vor allem darum, wie Anleger in Seitwärtsmärkten Geld verdienen können – und sich für einen moderaten Abschwung wappnen können.

Andreas Hürkamp, Leiter der Aktienmarktstrategie bei der Commerzbank rät beispielsweise zu defensiven Aktienwerten: „Versorger, Versicherer, Telekom-Sektor – das sind Aktien zum Kaufen und ein Jahr liegen lassen.“ Auch Dividenden-Titel seien einen Blick wert. So sei die Dividendenrendite im Dax 2018 so hoch wie lange nicht gewesen.

Beim Blick auf die höchsten Dividendenzahler mahnt er jedoch zur Vorsicht: Das waren 2018 Daimler, BMW und BASF – Titel aus dem Automobil- und Chemiesektor, die 2018 besonders gelitten haben. „Der Markt ist nervös“, sagt Hürkamp. Deshalb fordere er von den Unternehmen so hohe Dividendenrenditen.

Robert Halver, Leiter der Kapitalmarkt-Analyse bei der Baader Bank, rät zu Technologie-Unternehmen aus der zweiten Reihe, etwa im MDax oder dem SDax. „Dort gibt es Patente, keine Skandale und Übernahmefantasien“, sagt Halver. Daher böten diese Titel noch das größte Kurspotenzial.

Buy and Hold im Vorteil

Auch aus Sicht von Falko Block von der DZ-Bank ist das Aufwärtspotenzial für Aktien begrenzt. Als Kursziel für das Jahr 2019 hat die DZ-Bank 12.000 Punkte ausgeben. „Das heißt: Der Drops ist gelutscht. Der Bullenmarkt ist in den letzten Zügen“, so Block. Doch wegen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken sei auch eine drastische Abwärtsbewegung nicht zu erwarten. Stattdessen dürfte der Dax in einem begrenzten Bereich nach oben und unten pendeln, so Block. In diesen Seitwärtsmärkten könnten Anleger von sogenannten Bonus-Zertifikaten, etwa auf den Dax profitieren.

Diese Produkte entwickeln sich ähnlich wie der zu Grunde liegende Index, versprechen jedoch eine Bonuszahlung, wenn der Index eine bestimmte Schwelle, beispielsweise 10.000 Punkte nicht unterschreitet. Allerdings droht bei Zertifikaten der Totalverlust, wenn die Bank, die das Papier auflegt, Pleite geht.

Doch die unterschiedlichen Marktphasen vorhersagen zu wollen, rechne sich für die meisten Anleger ohnehin nicht, sagt Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa-Bank. Für die meisten Anleger sei eine Kaufen-und-Halten-Strategie auf lange Sicht besser. Denn die größten Kursbewegungen geschehen innerhalb weniger Tage – wer die verpasst schmälert seine Erträge empfindlich. So warf der S & P 500 zwischen 1990 und 2017 pro Jahr 8,5 Prozent ab. Wer durch Ein- und Ausstiege die zehn besten Tage in der gesamten Zeitspanne verpasste, schmälerte seinen Ertrag um ganze fünf Prozent jährlich.

Handelskrieg, Brexit und Konjunktureinbruch zum Trotz: Die meisten Anleger dürften am besten beraten sein, aller Krisen zum Trotz ihr Depot nicht anzutasten.