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Zwischen 23 und drei Prozent Inflation – warum einige Länder Europas viel besser durch die Teuerung kommen als andere

Die Inflationsraten in Europa unterscheiden sich extrem. In Ungarn oder dem Baltikum sind sie sehr hoch, in der Schweiz am niedrigsten. - Copyright: Getty Images
Die Inflationsraten in Europa unterscheiden sich extrem. In Ungarn oder dem Baltikum sind sie sehr hoch, in der Schweiz am niedrigsten. - Copyright: Getty Images

In den 19 Ländern der Euro-Zone ist die Inflation im Dezember insgesamt leicht vom 10,1 auf 9,2 Prozent gefallen. In den 27 Ländern der Europäischen Union (EU) lag sie nach den jüngsten Zahlen für November bei rund elf Prozent. Diese Mittelwerte trügen allerdings, denn es gibt extreme Unterschiede bei den Inflationsraten in Europa.

In der EU reicht die Spanne von 5,5 Prozent in Spanien bis zu 23 Prozent in Ungarn. Viel niedriger ist die Inflation mit 2,9 Prozent in der Schweiz, die weder der EU noch der Euro-Zone angehört. Das gilt auch für Großbritannien, doch das Land kämpft mit einer historisch hohen Inflationsrate von hartnäckig über zehn Prozent. Deutschland wiederum liegt mit 9,6 Prozent (nach europäischer Rechnung) im Mittelfeld.

Woran liegen diese extremen Unterschiede? Wesentliche Faktoren sind: die geografische Nähe zu Russland (siehe Karte), die Abhängigkeit von Energie- und Nahrungsmittelimporten, staatliche Eingriffe in die Preise, die Stärke der Währung und das Wohlstandsniveau.

Estland (17,5 Prozent), Lettland und Litauen (je 20 Prozent)

Die baltischen Länder sind von den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine besonders betroffen. Zum einen waren sie stark von Energie aus Russland abhängig. Zum anderen waren sie auch bei Nahrungsmitteln und anderen Waren eng mit der russischen Wirtschaft verflochten. All diese Effekte haben die ohnehin seit 2021 steigenden Inflationsraten 2022 in die Höhe getrieben. Hinzu kommt, dass aufgrund eher niedriger Einkommen die höheren Ausgaben für Energie und Nahrungsmittel stärker ins Gewicht fallen.

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Über Monate lag die Teuerung in den drei Ländern über 20 Prozent. Im Dezember fiel die Inflationsrate in Lettland auf 20,7 und in Litauen auf 20,0 Prozent. Estland verzeichnete erstmals seit Mai mit 17,5 Prozent wieder eine Teuerung unter 20 Prozent.

Ungarn (23,1 Prozent) und Polen (16,1 Prozent)

Ähnliche Gründe gibt es auch für die hohen Inflationsraten in anderen osteuropäischen Ländern. Je näher zu Russland, umso härter trafen die Folgen des Ukraine-Krieges diese Länder. Hinzu kommen hausgemachte Gründe. In Polen gibt es Kritik, die Notenbank habe die Zinsen zu spät angehoben. Hohe staatliche Ausgaben, auch für die Versorgung der Schutzsuchenden aus der Ukraine, treiben die Preise ebenso wie kräftige Lohnerhöhungen. In Ungarn macht zusätzlich die Schwäche der Landeswährung Forint Importe zusätzlich teurer. Die Inflation liegt deutlich bei über 20 Prozent.

Spanien (5,5 Prozent) und Frankreich (7,1 Prozent)

Spanien und Frankreich liegen am anderen, westlichen Ende Europas. Sie waren weniger von russischer Energie abhängig. Vor allem aber haben ihre Regierungen früh und kräftig in die Preise eingegriffen, in Frankreich etwa durch einen verstetigten Tankrabatt. Frankreich hat eine lange Tradition staatlich regulierter Preise. Die Inflationsrate von 7,1 Prozent im November war dennoch die höchste seit Einführung des Euro. Im Dezember stiegen in Frankreich die Energiepreise so langsam wie seit September 2021 nicht mehr.

Auch Spanien reguliert die Preise mit vielen Milliarden Euro Staatshilfe herunter. Die Steuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot und Milch wurde drastisch gesenkt, die Mehrwertsteuer auf Strom von
21 auf fünf Prozent gekappt. Gemeinsam mit Portugal hat Spanien den Gaspreis früh gedeckelt. Möglich war das, weil die iberische Halbinsel kaum in den europäischen Gasverbund eingebunden ist. Im Ergebnis ist Energie in Spanien heute billiger als vor einem Jahr. Hinzu kommen Vergünstigungen im Zug- und Nahverkehr und Mietpreisdeckel. Spaniens Steuerzahler kommen dafür mit 45 Milliarden Euro auf.

Unter dem Deckel der staatlich regulierten Preise sieht es anders aus. In Spanien ist die entscheidende Kerninflation – ohne Energie und Nahrungsmittel – stetig gestiegen. Mit mittlerweile 6,9 Prozent liegt sie deutlich über dem Schnitt der Euro-Zone von fünf Prozent.

Schweiz (2,9 Prozent)

Die Schweiz ist in vieler Hinsicht ein Sonderfall. Zwar erreichte auch in der Schweiz die Inflation im August ein 30-Jahreshoch. Allerdings bei nur 3,5 Prozent. Bis zum Dezember 2022 ist die Teuerung, auf 2,9 Prozent gesunken. Die Schweiz profitiert von einem seit langem starken Franken, der Importe aus dem Euro-Raum günstiger macht. Die Alpenrepublik kann sich mit Wasser- und Atomkraft weitgehend selbst mit Strom versorgen und importiert zudem wenige Lebensmittel. Und: Im hohen Lebensstandard der Schweizer fallen die dennoch höheren Preise für Energie und Nahrung weniger stark ins Gewicht.

Großbritannien (10,5 Prozent)

Auch in Großbritannien wirken einige Sonderfaktoren. Das Land leidet immer noch unter dem Brexit. Der Austritt aus der EU hat sowohl das Angebot an Waren als auch an Arbeitskräften verknappt. Das treibt die Preise. Großbritannien führt zudem einen hohen Anteil seiner Lebensmittel aus dem Ausland ein. Die Lebensmittelpreise steigen auf der Insel besonders stark. Großbritannien sieht sich nun auch noch einer großen Streikwelle ausgesetzt. Auch dies verknappt das Angebot.

Deutschland (9,6 Prozent)

Deutschland liegt nicht nur geografisch in der Mitte Europas. Auch die Inflationsrate ist etwa im Europa-Mittel. In Deutschland kommen alle Faktoren zusammen, die derzeit die Höhe der Inflationsraten bestimmen. Die hohe Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland ließ die Energiepreisrechnung stark steigen. Auch die Bundesregierung hat mit teuren Preisbremsen und Subventionen gegengesteuert. Wie alle Euro-Länder profitiert auch Deutschland zuletzt vom stärkeren Euro als Folge der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank.