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Warum ETFs gefährlich sind

Chance oder Risiko: Analysten und Experten weisen in letzter Zeit häufiger auf die Gefahren von ETFs hin – zu recht? Bild: Getty
Chance oder Risiko: Analysten und Experten weisen in letzter Zeit häufiger auf die Gefahren von ETFs hin – zu recht? Bild: Getty

ETFs sind gefährlich… oder doch nicht? In letzter Zeit häufen sich Berichte und Analysen von Experten und „Finanzgurus“, die auf die besonderen Gefahren von ETFs für das Finanzsystem hinweisen. Schlecht recherchierte und reißerische Berichte (u.a. sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen) machen viele Anleger unsicher, ob sie nicht lieber ihr Geld auf dem Sparbuch belassen – und von der Inflation auffressen lassen sollen. Ich möchte hier versuchen, etwas zur Versachlichung beizutragen.

ETFs kurz erklärt

Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) sind rechtlich Investmentfonds, die einen Index nachbilden. Ein ETF auf den Deutschen Aktienindex DAX entwickelt sich also wie dieser. Dazu werden vom ETF entweder die Wertpapiere, die im Index vertreten sind, im gleichen Verhältnis gekauft (sog. physische Replikation). Oder eine Variante ist, dass der ETF auch Wertpapiere kaufen kann, die nicht im Index vertreten sind und die Wertentwicklung des Index wird über ein Tauschgeschäft (Swap) nachgebildet. Bei dieser sog. synthetischen Replikation darf der Swap zur Sicherheit 10 Prozent des Fondsvermögens nicht übersteigen. Da ETF anders als sogenannte aktive Investmentfonds keinen Fondsmanager benötigen, der entscheidet, welche Aktien oder Anleihen der ETF kauft – das gibt ja der Index vor – spricht man auch von passiven Investmentfonds.

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Verstärken Aktien-ETFs Börsencrashs?

Ein Vorwurf, der ETFs auf Aktienindizes gemacht wird, ist, dass sie in Abwärtsphasen die Negativentwicklung beschleunigen würden, da dann viele ETF-Anleger ihre ETFs verkaufen würden, was wiederum den Absturz der Aktienindizes verstärken würde. Sicher ist es richtig, dass sich ein Crash verstärken kann, wenn immer mehr Anleger verkaufen und damit die Preise für Aktien in den Keller gehen. Denn auch am Aktienmarkt wird der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt. In schlechten Börsenphasen verkaufen aber nicht nur ETF-Anleger ihre Wertpapiere, sondern auch alle anderen Marktteilnehmer, die Aktien besitzen. Das sind zum Beispiel Inhaber aktiv gemanagte Fonds, Vermögensverwalter und Privatanleger, die Einzelaktien besitzen. Warum ETFs hier eine besondere Gefahr darstellen sollen, erschließt sich mir nicht.

Vielleicht könnte man argumentieren, dass ETFs die Anleger zum schnelleren Kaufen und Verkaufen verleiten, da sie immer die Marktentwicklung mitmachen und somit möglicherweise die aktuelle Strömung verstärken (Markt läuft gut, Anleger kaufen ETF – Markt läuft schwach, Anleger verkaufen ETF). Es gibt insoweit keinen „Puffer“ durch besonnene, professionelle Fondsmanager, die entscheiden, ob man eine Abwärtsphase vielleicht aussitzen sollte. Insofern haben aktiv gemanagte Fonds durchaus ihre Berechtigung. Sie können sich je nach dem Geschick des Managers bei der Auswahl einzelner Werte und dem richtigen Timing beim Kauf und Verkauf besser als ETFs entwickeln. Allerdings haben das in der Vergangenheit nur wenige geschafft. Die meisten aktiven Fonds hatten eine schlechtere Performance als der Index und damit auch als entsprechende ETFs. Ob diese Fondsmanager in Krisensituationen eher die Nerven behalten und weniger Aktien verkaufen als Privatanleger ihre ETF-Anteile steht in den Sternen. Sollten Privatanleger gemanagte Fonds verkaufen, dann reicht der Liquiditätspuffer auch nicht ewig und schon aus dem Grund müssen Fondsmanager eventuell verkaufen. Untersuchungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der deutschen Finanzaufsicht (Bafin) konnten bisher keine Nachweise dafür finden, dass ETFs Kursstürze eher verstärken als andere Aktieninvestments.

Überdies beträgt derzeit der Marktanteil von ETFs am gesamten Fondsvermögen – also zum Beispiel einschließlich aktiver Fonds und Hedgefonds – weniger als 10 Prozent. Dass diese 10 Prozent allein für die Verstärkung von Börsencrashs verantwortlich sein sollen, scheint mir doch noch etwas fernliegend.

ETF-Anleger konzentrieren sich auf die Schwergewichte der Aktienmärkte

Ein berechtigter Hinweis – vorwerfen würde ich es den ETFs nicht – ist, dass sich Anleger über ETFs vor allem auf die großen Indexschwergewichte konzentrieren. In verschiedenen populären Indizes findet man immer wieder die gleichen Aktienschwergewichte wie zum Beispiel Apple, Facebook, Amazon und Google. ETF-Anleger müssen sich immer wieder bewusst machen, dass ein ETF eben immer nur so gut läuft, wie sein Index. Wenn sich die genannten Aktien schlecht entwickeln, ziehen sie den Index stärker herunter, als kleine und weniger stark im Index gewichtete Aktien. Aber: Es steht ja jedem Anleger frei, sich selbst vielversprechendere Einzelaktien herauszusuchen und zu kaufen oder in einen aktiv gemanagten Fonds zu investieren, der mehr auf Aktien außerhalb des Mainstreams setzt. Das kann funktionieren oder auch nicht. Wohl die Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds orientiert sich ebenfalls stark an einem Index und investiert dann auch in die Indexschwergewichte.

Auch steht es Anlegern frei, die Strategien zu mischen und zum Beispiel auf einen breiten Marktindex-ETF wie den MSCI World zu setzen und einen weiteren Teil ihres Geldes in Einzelaktien oder aktive Fonds für Nebenwerte zu investieren.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis von Aktien

Sicher ist es richtig, dass die Preisfindung bei Aktien (Angebot und Nachfrage) nicht mehr funktionieren würde, wenn alle Anleger nur noch ETFs kaufen. Denn wie soll dann der Wert der einzelnen im Index enthaltenen Aktien bestimmt werden. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios dürfte aber äußerst gering sein, weil sich gerade dann für aktiv handelnde Anleger besondere Renditechancen ergäben. Derzeit entfallen in den USA auch nur rund 5 Prozent des Aktienhandels auf Käufe und Verkäufe durch ETFs. Von einer mangelnden Preisfindung bei Aktien dürfte man daher auf jeden Fall noch weit entfernt sein.

In Crashs könnte es bei ETFs zu zeitweisen Verzerrungen kommen, wenn diese nicht mehr in der Lage sind, ihren Indexwert zeitgleich nachzubilden. Ein Beispiel dafür war der Flashcrash von 2015, als die Kurse einzelner ETF zeitweise stärker als der Inder einbrachen. Als Ursache dafür galten die Handelsregeln der US-Börsen. Anleger die nicht sofort panisch ihre ETFs verkauften, sondern die Korrektur abwarteten, verloren kein Geld.

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