Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.772,85
    +86,25 (+0,46%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.085,08
    +30,67 (+0,61%)
     
  • Dow Jones 30

    39.512,84
    +125,08 (+0,32%)
     
  • Gold

    2.366,90
    +26,60 (+1,14%)
     
  • EUR/USD

    1,0772
    -0,0012 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    56.393,91
    -1.896,08 (-3,25%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.261,13
    -96,88 (-7,13%)
     
  • Öl (Brent)

    78,20
    -1,06 (-1,34%)
     
  • MDAX

    26.743,87
    +34,97 (+0,13%)
     
  • TecDAX

    3.404,04
    +19,74 (+0,58%)
     
  • SDAX

    14.837,44
    +55,61 (+0,38%)
     
  • Nikkei 225

    38.229,11
    +155,13 (+0,41%)
     
  • FTSE 100

    8.433,76
    +52,41 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    8.219,14
    +31,49 (+0,38%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.340,87
    -5,40 (-0,03%)
     

Vordenker Richy Ugwu: „Vorstandsetagen sind immer noch zu weiß, zu alt und zu männlich“

Richy Ugwu ist in Berlin-Wedding aufgewachsen, sein Vater ist Nigerianer, seine Mutter Deutsche. Das erste Start-up, das er nach Wirtschaftsstudium und Beraterjob in einem Accelerator entwickelte, war eine Vergleichsplattform für Weiterbildungen. Dann gründete er ein eigenes Start-up im Bereich Onlinemarketing, bevor er 2015 als Head of Digital Innovation zu Metro ging. Anschließend war Ugwu bis Mitte 2018 CEO der Ceconomy-Tochter Retail Media Group (RMG), einer branchenübergreifenden Vermarktungsplattform von Handelsdaten.

Heute ist der Berliner Top-Manager Geschäftsführer von Neon Ventures. Was treibt den Digitalexperten an, der schon Unternehmen wie Coca-Cola und Volkswagen zu ihren Digitalstrategien beraten hat? „Smarte Menschen mit 'Drive' und inneren Antrieb. Gute Ideen in profitable Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

2019 wurde Richy Ugwu als Mitglied in die Vordenker-Community aufgenommen, eine Initiative von Handelsblatt und der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). Lesen Sie hier das vollständige Interview:

Herr Ugwu, wissen Sie noch, was Sie werden wollten, als Sie klein waren?
In der Grundschule wollte ich Archäologe werden, was an den Indiana-Jones-Filmen gelegen haben muss. Später wollte ich dann Basketball-Profi wie Kobe Bryant werden.

WERBUNG

Wie fängt Ihr Tag an?
Ich bin kein Morgenmensch, daher frühstücke ich selten. Der Tag startet meist mit etwas zu lauter Musik beim Duschen, um richtig wach zu werden. Dann fahre ich meine Freundin zur Charité und oft weiter zum Flughafen.

Was machen Sie morgens als erstes im Büro?
Mir einen Überblick über die Termine für den Tag verschaffen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen. Dann werden dringende E-Mails beantwortet und die wichtigsten News der Branche gecheckt.

Was sind Ihre Stärken?
Ich möchte Mitarbeiter für meine Themen begeistern und sie wirklich mitnehmen. Gerade bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen gibt es viel Unsicherheit. Daher ist Vertrauen in die Person, die den Wandel vorantreibt, essenziell.

Haben Sie ein persönliches Motto, das Sie antreibt und motiviert?
„Just do it“.

Wenn Sie Leiter der Bill Gates Foundation wären, die finanziellen Mittel jedoch nur für ein einziges Anliegen verwenden könnten, welches wäre es?
Mehr als ein Drittel der Menschen weltweit hat keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mein Anliegen wäre daher, die weltweite Sicherstellung eines kostenfreien Zugangs zu Trinkwasser.

Bitte ergänzen Sie den Satz: Ich unterstütze meine Mitarbeiter (Nachwuchskräfte, KollegInnen) in schwierigen Situationen, indem…?
... ich sie befähige, die Situation selbst zu lösen. Es ist nicht mein Job, die Entscheidungen meiner Mitarbeiter zu treffen, sondern sie in die Lage zu versetzen, alles zu haben, um die richtigen Entscheidungen ohne mich zu treffen. Nur mit dieser Form von Empowerment kann eine Organisation in unseren heutigen komplexen Welt schnell genug handeln.

Ein No-Go im Umgang mit Mitarbeitern ist für mich…?
... No-Gos sind ein respektloser und herablassender Umgang. Auch eine Atmosphäre von Furcht und Angst zu erzeugen, in der offenes Feedback nicht möglich ist, geht gar nicht.

Wenn Sie ein Buch schreiben müssten: Wovon würde es handeln?
Ich würde gerne ein Buch schreiben, das Arbeiterkindern und Kindern mit Migrationshintergrund aufzeigt, dass und wie Aufstieg möglich ist. Die Vorstandsetagen in Deutschland sind immer noch zu weiß, zu alt und zu männlich.

Welches Tool ist bei der Arbeit für Sie unverzichtbar?
E-Mail.

Ihr persönlicher Produktivitätskiller?
Meetings, die länger als 30 Minuten sind. Und alles über 60 Minuten sollte man verbieten.

Her mit dem Geld: Ihr Ratschlag an KollegInnen für Gehaltsverhandlungen?
Zeige auf, wie du dabei hilfst, die Ziele deines Chefs beziehungsweise deiner Chefin zu erreichen und bereite drei Argumente dafür vor, warum du mehr Geld verdienst.

Der größte Benefit, den Sie bisher aus einem Ihrer Netzwerke gezogen haben?
Ich bewerte mein berufliches Netzwerk nicht nach einer Kosten-Nutzen Betrachtung. Mein Netzwerk selbst ist der größte Benefit, weil ich mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf. Das macht Spaß und darum sollte es im Job auch gehen.

In Konfliktsituationen bin ich…?
... oft Moderator und versuche weniger zu verstehen wer Recht hat, sondern zu schauen, was das Richtige zu tun ist. Es geht also um Handlungsoptionen, die abzuwägen sind.

Pannen…?
... passieren täglich. Wichtig ist, sie extrem schnell zu korrigieren und daraus zu lernen. Schwierig wird es, wenn die gleichen Fehler wiederholt werden. Eine Organisation muss lernen können.

Auf welche Fehlentscheidung hätten Sie rückblickend trotzdem gerne verzichtet?
Falsche Personalentscheidungen, die ich korrigieren musste. Solche Fehlentscheidungen haben Auswirkungen auf das persönliche Leben eines Mitarbeiters und sind extrem schwer.

Wenn ich mich bei Ihren Freunden erkundigen würde: Für welche alternativen Karriereoptionen wären Sie geeignet?
Ein eigenes Café in Berlin mit tollem Frühstück und einem exzellenten Flat White.

Wie gehen Sie mit Stress um?
Ich versuche negativen Stress zu vermeiden, positiver Stress hingegen kann mich und mein Team zu Höchstleistungen bringen. Wichtig in High-Performance-Teams ist die Balance zwischen Stress-Phasen zu finden.

Sie merken, dass Sie unglücklich sind in Ihrem Job. Was tun Sie?
Kündigen. Es gibt zu viele spannende Möglichkeiten, sich zu entfalten. Ein solcher Freiheitsgrad ist jedoch nicht selbstverständlich, und für diese Freiheit bin ich sehr dankbar.

Ein Satz, den eine gute Führungskraft niemals sagen würde…?
Lass mich das schnell selbst machen!

Anderen Chefs würde ich gerne sagen, …
Habt mehr Vertrauen in Eure Mitarbeiter und gebt ihnen die Zeit, in neue Aufgaben und Rollen reinzuwachsen. Werdet kein Bottleneck für Eure Organisation und habt den Mut, mehr zu delegieren.

Wie schalten Sie abends ab und wann gehen Sie ins Bett?
Meine Freundin ist Ärztin an der Charité und wenn sie mir von ihrem Tag berichtet, zeigt es mir immer wieder, dass es sehr viel Wichtigeres gibt, als den Job. Das hilft, Dinge in die richtige Perspektive zu rücken und auch dabei abends abzuschalten.
Herr Ugwu, vielen Dank für das Interview.

Mehr: Vordenker Manuel Gerres, bei der Deutschen Bahn verantwortlich für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, im Interview: „Ein guter Chef würde nie sagen: Das machen wir so, weil ich das will“.