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Volkswagen schlägt Alarm: „Das Ladenetz ist ausgereizt“

Dem Volkswagen-Konzern geht der Ausbau des Ladenetzes nicht schnell genug. Durch den Boom bei E-Autos gebe es bald nicht mehr genug Ladesäulen, warnt VW.

Eine Autofahrerin lädt ihr Elektroauto an der Raststätte Brohltal an der Autobahn A61. Deutschland braucht mehr dieser Ladestationen. Foto: dpa
Eine Autofahrerin lädt ihr Elektroauto an der Raststätte Brohltal an der Autobahn A61. Deutschland braucht mehr dieser Ladestationen. Foto: dpa

Volkswagen warnt davor, dass es bald nicht mehr ausreichend Ladepunkte für die vielen neuen Elektroautos auf Deutschlands Straßen gibt. „Der Bestand an neuen E-Fahrzeugen wächst schneller als die Zahl der Ladepunkte“, sagte Thomas Ulbrich, Elektrovorstand bei der Marke Volkswagen Pkw, am Donnerstag in einem Pressegespräch. Er sprach von einer „drohenden Ladelücke“, die schon im nächsten Frühjahr deutlich spürbar werden könnte.

Mit dem aktuellen Ausbaustand der Ladeinfrastruktur ist Volkswagen zufrieden. „Noch ist alles in Ordnung“, sagte Ulbrich. Bis zum Ende dieses Jahres dürfte es in Deutschland mehr als 30.000 Ladepunkte geben, gegenüber 2019 immerhin ein Zuwachs von etwa 50 Prozent. Doch schon in kurzer Zeit könne es immer häufiger passieren, dass ein E-Auto-Fahrer keine freie Ladesäule mehr findet. „Die Ladeinfrastruktur ist ausgereizt“, betonte der Volkswagen-Vorstand.

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Aktuell kommen auf einen Ladepunkt in Deutschland 14 Elektrofahrzeuge. In der Branche gilt ein Verhältnis von 1:10 eigentlich als ideal. Wegen der stark wachsenden Verkaufszahlen bei rein elektrischen Fahrzeugen (BEV) und Plug-in-Hybriden (PHEV) werde sich das Verhältnis schon innerhalb weniger Monate deutlich verschlechtern. Volkswagen warnt, dass das Verhältnis Anfang April schon bei 1:20 angekommen sein könnte. Aktuell würden in jeder Woche 12.000 E-Fahrzeuge neu zugelassen, aber es kämen nur 200 Ladepunkte dazu.

Bis Ende Oktober sind in Deutschland rund 120.000 neue rein batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen worden. „Das ist jetzt schon doppelt so viel wie im gesamten vergangenen Jahr“, betonte Ulbrich. Dazu trägt besonders die starke öffentliche Förderung der Autos bei. Wegen drohender Strafzahlungen bei zu hohen Kohlendioxidwerten kurbeln auch die Autohersteller jetzt die Verkäufe ihrer neuen Elektromodelle an.

Volkswagen hat sein Werk im sächsischen Zwickau komplett auf die Fertigung von Elektroautos umgestellt. Aktuell werden dort an jedem Tag etwa 650 ID.3 und ID.4 produziert. Bis Ende Dezember sollen es rund 750 Autos pro Tag sein. Im nächsten Jahr will Volkswagen in Zwickau zum ersten Mal komplett Elektroautos durchproduzieren. VW hatte eine Jahresproduktion von etwa 300.000 Autos angekündigt, pro Tag wären das dann deutlich mehr als 1000 Fahrzeuge.

Schnellladestationen besonders wichtig

Aus Sicht von Volkswagen läuft der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland viel zu langsam. Werde das aktuelle Tempo beibehalten, dann würde es zur Mitte des Jahrzehnts etwa 125.000 Ladestationen geben. 2025 sei auf den deutschen Straßen jedoch mit drei bis vier Millionen E-Fahrzeugen zu rechnen, was rechnerisch mindestens 300.000 Ladepunkte erfordern würde.

Die von der EU vorgeschlagene Verschärfung der Klimaziele („Green Deal“) sei dabei noch nicht eingerechnet. Dann würden noch mehr E-Autos und entsprechend mehr Ladepunkte notwendig. „Es muss genug Anlaufstationen für die Kunden geben“, so Ulbrich weiter.

Volkswagen sieht jetzt die Politik in der Verantwortung, den Ausbau des Ladennetzes zu beschleunigen. Erste gesetzliche Änderungen wie etwa im Wohnungsbaurecht wertete der Wolfsburger Autokonzern als positiv. So besäßen Mieter und die Eigner von Eigentumswohnungen künftig einen Anspruch darauf, dass sie in ihrer Immobilie ein E-Fahrzeug aufladen dürften.

Von Ende November an bezuschusst der Staat auch den Bau von privaten Ladevorrichtungen („Wallbox“) mit 900 Euro. Alles zusammen mache es privaten Nutzern viel einfacher, auf ein E-Auto umzusteigen, so Volkswagen.

Der Autokonzern drängt darauf, dass im öffentlichen Raum an Plätzen und wichtigen Straßen viele neue Ladepunkte entstehen. Darauf müsse der Staat jetzt sein Hauptaugenmerk legen, betonte Ulbrich.

Besonders wichtig seien dabei Schnellladestationen. Die deutschen Automobilhersteller bauen unter dem Namen „Ionity“ zwar ein eigenes Schnellladenetz entlang der Autobahnen auf. Doch das reicht aus Sicht von Volkswagen nicht. „Gerade in den Städten müssen wir vermehrt auch auf Schnellladeparks setzen“, sagte Ulbrich. Jede Kommune in Deutschland brauche einen „E-Mobility-Manager“.

Auch die Lkw-Branche bereitet die Elektrifizierung vor

Eine Schnellladesäule kann rein rechnerisch rund zehnmal so viele E-Autos mit Strom versorgen wie eine Normalladesäule. Schnellladeparks sind daher eine effektive Methode, die Ladeinfrastruktur zügig auszubauen. Gerade für die wachsende Zahl der E-Auto-Fahrer ohne private Wallbox zu Hause ist es zudem eine sehr komfortable Lösung: Sie können ihr Auto innerhalb kürzester Zeit wieder mit ausreichend Strom versorgen. Schnellladestationen übernehmen damit eine ähnliche Funktion wie Tankstellen.

Immer mehr Städte bringen Schnelllader in die Zentren. In der Stuttgarter Innenstadt ist im September ein Schnellladepark von EnBW ans Netz gegangen, in Berlin hat Aral einen sogenannten Mobility Hub mit Schnellladesäulen in Betrieb genommen. Am Konzernsitz Wolfsburg hat Volkswagen dafür gesorgt, dass es in der vergleichsweise kleinen Stadt bereits zwei solcher öffentlicher Schnellladeparks gibt.

In der vergangenen Woche hatte auch Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel einen zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur gefordert. „Liefern müssen jetzt alle“, erklärte die VDA-Präsidentin. Elektroautos fänden nur dann Akzeptanz, wenn das Laden jederzeit und überall möglich sei. Unverzichtbar seien auch einfache Abrechnungssysteme. „Hier ist die Energiewirtschaft gefordert“, sagte sie.

Die Ladeinfrastruktur ist nicht nur ein Thema für die Pkw-Hersteller. Auch die Lastwagen-Branche bereitet die Elektrifizierung ihrer Flotten vor. Deshalb verlangte etwa auch MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Gerade im Fernverkehr sei die Verfügbarkeit von Ladepunkten außer den Kosten des Kraftstoffs eines der entscheidenden Kriterien, ob ein Transportunternehmen auf alternative Antriebe setze, so Tostmann.

„In puncto Infrastruktur sind bei den hohen Strombedarfen von batterie-elektrischen Lkws das Grid, das Stromnetz, und die verfügbare Strommenge der Schlüssel zum Erfolg. Da Lkws EU-weit und noch weiter unterwegs sind, braucht es hier einen EU-weiten Ansatz“, sagte Tostmann. MAN gehört ebenfalls zum Volkswagen-Konzern.

Mehr: VDA-Präsidentin Müller: „Priorität liegt auf Hochlauf des Elektroantriebs“