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Wie US-Fonds Chemie-Fusionen torpedieren

Aktive Investoren aus den USA sind in Europa weiter auf dem Vormarsch. Als neues Ziel ist die geplante Großfusion der Schweizer Chemiefirma Clariant mit dem US-Konkurrenten Huntsman ins Visier der Fonds gerückt. Eine Investorengruppe namens White Tale hat in mehreren Schritten 7,2 Prozent an Clariant übernommen. Sie fordert die übrigen Aktionäre auf, bei der anstehenden Generalversammlung gegen den Ende Mai beschlossenen Deal zu stimmen.

Der neue Großaktionär hält Clariant in dem Zusammenschluss für unterbewertet und zweifelt zugleich an dessen strategischem Sinn. Das fusionierte Unternehmen wird nach Angaben von Clariant und Huntsman einen Wert von rund 20 Milliarden Dollar haben, die Schweizer sollen daran einen Anteil von 52 Prozent halten. Die gesamte Transaktion läuft über einen Aktientausch.

Hinter dem Störenfried bei Clariant steckt der als aktiver Investor bekannte Fonds Corvex. Der wird von Keith Messer geführt, einem früheren Mitarbeiter des berüchtigten Investors Carl Icahn. Corvex agiert aber nicht allein, sondern zusammen mit den Fonds 40 North. Der wiederum ist verbunden mit dem US-Baustoffkonzern Standard Industries. Welche strategische Interessen dieses Unternehmen in der Sache hegt, ist nicht bekannt.

White Tale kritisierte in einem öffentlichen Schreiben an die Clariant-Führung, dass die Fusion mit Huntsman keinerlei strategischer Ratio folge. Sie sei nicht vereinbar mit der langjährigen Strategie der Schweizer, ein fokussiertes Spezialchemieunternehmen zu bleiben. Tatsächlich ist Huntsman ein Unternehmen, das zum guten Teil aus kapitalintensiven Massenchemie-Geschäften besteht.

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Schon bei Abschluss des Deals hatten Aktionäre und Analysten wenig Begeisterung gezeigt, was sich an der kaum veränderten Aktienkursperformance von Clariant ablesen ließ. Am Dienstag legte die Aktie um mehr als drei Prozent auf 22,30 Schweizer Franken zu. Clariant reagierte gelassen auf die Attacke: Man nehme die Interessen aller Anteilseigner ernst und werde den offenen Dialog mit ihnen weiterführen, hieß es.

White Tale fordert das Clariant-Management auf, strategische Alternativen zu der Fusion zu prüfen. Die Amerikaner dürften letztlich darauf dringen, dass sich die Schweizer für einen hohen Preis an einen größeren Konkurrenten verkaufen. Clariant ist seit einigen Jahren eines der begehrtesten Übernahmeziele in der Spezialchemie, hat sich aber gegen alle Vorstöße bisher erfolgreich wehren können.

Ob die Attacke von White Tale Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden.


Dow-Dupont: Aus drei mach sechs

Denn sowohl bei Clariant als auch bei Huntsman stehen mächtige Familienaktionäre hinter der Fusion. An Clariant sind mehrere Familien aus Süddeutschland mit rund 14 Prozent beteiligt. Bei den Amerikanern steckt die Gründerfamilie Huntsman noch mit rund sieben Prozent im Unternehmen.

Es ist nicht das einzige Fusionsprojekt in der weltweiten Chemie, das derzeit von aktiven Investoren aus den USA beschossen wird. Im Visier steht auch der Zusammenschluss der beiden führenden amerikanischen Chemiekonzerne Dow Chemical und Dupont. Die Unternehmen wollen ihre Fusion im August abschließen, nachdem sie die nötige Zustimmung der Kartellbehörden in den USA und in Europa nun vorliegen haben.

Dow und Dupont wollen zunächst zu einem Konzern fusionieren und sich anschließend in drei Unternehmen aufspalten: in einen weltweit führenden Agrarchemiekonzern, einen Kunststoffspezialisten und einen Hersteller von Spezialprodukten. Dass beide Unternehmen diesen Plan verfolgen, geht nicht zuletzt auf das Drängen des US-Investors Daniel Loeb zurück. Sein Fonds Third Point ist schon länger an Dow Chemical beteiligt und hatte öffentlich stets die nun beschlossene Aufspaltung gefordert.

Jetzt, kurz vor Abschluss des Deals, stellt Loeb erneut Forderungen. Ihm geht die Aufspaltung nicht weit genug. Er fordert, dass aus Dow-Dupont statt drei nun sechs neue Unternehmen entstehen. Das betrifft nicht die geplante Agrochemietochter, die bereits sehr fokussiert ist und Hauptwettbewerber von Bayer und Monsanto sein wird.

Loeb hat es vor allem auf den geplanten Spezialprodukte-Anbieter abgesehen. Tatsächlich hat Dow-Dupont in dieser geplanten Sparte zwar margenstarke, aber sehr verschiedene Geschäfte gebündelt. Der Investor regt an, diese Sparte in vier Einheiten zu zerlegen: Elektronikchemie, Ernährungsstoffe, Silikone und „Engineered Materials“.

Dow und Dupont teilten mit, man nehme die Anregungen von Investoren ernst und stehe mit ihnen in Kontakt. Loeb agiert nicht allein. Auch der US-Fonds Glenview Capital gab vor wenigen Tagen bekannt, dass er die Fusionsdetails von Dow und Dupont kritisch sehe.

Loeb hatte Ende Juni für Aufsehen gesorgt, als er mit Third Point beim Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé mit drei Prozent eingestiegen war. Dort fordert er unter anderem den Verkauf der Nestlé-Beteiligung am französischen Konsumgüterkonzern L'Oreal.

KONTEXT

Die größten Chemiekonzerne der Welt

Platz 10

PPG Industries (USA)Mit 15,33 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet das US-Unternehmen mit Firmensitz in Pittsburgh (Pennsylvania) auf dem zehnten Platz der umsatzstärksten Chemieunternehmen weltweit.Zu den Produktbereichen gehören Kunstglasprodukte, Kunstharze und Beschichtungswerkstoffe für Raumfahrt, Architektur und Industrie.

Quelle: Unternehmensangaben, Statista 2017 / Gesamtjahr 2016, jeweils letzte verfügbare Angaben

Platz 9

Linde (Deutschland)Der deutsche Technologiekonzern mit dem Kerngeschäft um Gase und Prozess-Anlagen hat im letzten Jahr 17,83 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht und erreicht so den neunten Platz im Unternehmensranking.

Platz 8

Air Liquide (Frankreich)Auf Platz acht des aktuellen Rankings landet das führende, französische Unternehmen bei Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz. 19,08 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz in 2016 machen dies möglich. Mit Linde und Praxair zählt Air Liquide zu den drei größten Industriegasherstellern der Welt.

Platz 7

Henkel (Deutschland)Der Düsseldorfer Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch-/Reinigungsmitte, Schönheitspflege und die Klebstoffe und fuhr 2016 einen Jahresumsatz von 19,69 Milliarden US-Dollar ein. In naher Zukunft möchte der Siebtplatzierte sowohl die US-Firma Darex Packaging Technologies für mehr als 1,05 Milliarden US-Dollar übernehmen als auch den mexikanischen Anbieter von Friseurprodukten Nattura Laboratorios aufkaufen. Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern will so vor allem das eigene Friseurgeschäft in Mexiko und den USA ausbauen.

Platz 6

DuPont (USA)24,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und Platz sechs für den Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Im Dezember 2015 gaben DuPont und der Konkurrent Dow Chemical bekannt, dass sie fusionieren wollen. Danach soll das Gemeinschaftsunternehmen in drei börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden.

Platz 5

Lyondell Basell (USA)Im Mittelfeld des Rankings und mit 29,18 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet Lyondell Basell. Der weltweit größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren betreibt zudem Erdölraffinerien und produziert Treibstoffzusätze wie MTBE.

Platz 4

Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien)Unverändert auf dem vierten Platz befindet sich der saudi-arabischer Chemie- und Metall-Konzern Saudi Basic Industries. Mit 39,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz reichte es für Metallkonzern nicht für den Sprung unter die Top-3-Chemiekonzerne. Neben Grundchemikalien wie Methanol und Ethanol stellt das Unternehmen aus dem Nahen Osten auch Düngemittel her.

Platz 3

Dow Chemical (USA)Mit 48,16 Milliarden US-Dollar Umsatz fiel der zukünftige Fusionspartner von DuPont um einen Platz im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgeschäftsbereiche des US-Unternehmens aus Midland (Michigan) erstrecken sich auf die Kunststoffherstellung, Vorprodukte für die Wasseraufbereitung, Klebstoffe, Insektiziden, Saatgut und die Herstellung von Grundstoffen wie Chlor und Natronlauge.

Platz 2

Bayer (Deutschland)Der zweitplatzierte deutsche Konzern (49,2 Milliarden US-Dollar Umsatz 2016) mit Schwerpunkt auf der chemischen und pharmazeutische Industrie plant eine Megafusion mit Monsanto. Damit möchte das Unternehmen seine Agrarchemie-Sparte um genverändertes Saatgut erweitern. Um diese umstrittene Fusion unter Dach und Fach zu bringen, sollen Bayer und Monsanto bereit sein, Firmenteile für 2,5 Milliarden Dollar zu verkaufen.

Platz 1

BASF (Deutschland)Unveränderter Spitzenreiter mit 60,54 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz: BASF. Der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Konzern, mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein, wird sich angesichts der Megafusionen in der Branche künftig neu positionieren müssen. Dabei würde aber, laut Unternehmensführung, mehr Wert auf die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Geschäftsfelder, als an Größe an sich gelegt werden.