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Unternehmensberater kommen schneller aus der Krise als gedacht

Das Geschäftsklima in der Unternehmensberaterbranche steigt kräftig, die Aussichten gelten als gut. Nicht nur Sanierungsexperten sind gefragt.

Die deutschen Unternehmensberater lassen die Krise schneller hinter sich als erwartet. Das zeigen eine Umfrage des Handelsblatts sowie der Ende September erhobene Geschäftsklima-Index, den der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) am Mittwoch veröffentlicht hat.

Danach ist die Stimmung in der Branche so gut wie seit Jahresanfang nicht mehr. Zum dritten Mal in Folge stieg seit Mai der BDU-Geschäftsklima-Index und erreicht nun den in früheren Boom-Jahren üblichen Wert von über 90 Punkten.

Auch beim Blick auf die kommenden Monate geben sich die Unternehmensberater optimistisch. Die 645 vom BDU befragten Dienstleister bewerteten die Geschäftsaussichten so gut wie seit März 2019 nicht mehr. Die Mehrheit der Consultingfirmen aller Größenklassen zeigt sich zufrieden oder sehr zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage.

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Am Ende könnte es in diesem Jahr möglicherweise nur zu einer Stagnation in der Branche kommen – und nicht zu dem im April befürchteten massiven Einbruch. 2019 war der Umsatz der deutschen Beratungsgesellschaften auf den Rekordwert von 35,7 Milliarden Euro gestiegen.

Am besten läuft das Geschäft derzeit bei den Sanierungsberatern. Sie profitieren von der Schieflage vieler Unternehmen im Zuge des pandemiebedingten Lockdowns. Zunächst hatten sich viele Firmen mit Liquiditätsmanagement, Kurzarbeit und anderen staatlichen Hilfen über Wasser gehalten. Jetzt greifen sie tief in ihre Strukturen ein, streichen Stellen und richten sich neu aus.

Dauerbrenner Digitalisierung

„Aus der Coronakrise ist eine normale Wirtschaftskrise geworden“, beschreibt BDU-Präsident Ralf Strehlau die Situation. Doch nicht nur Restrukturierungsexperten sind gefragt. Viele Unternehmen setzen nun die Lehren aus der Coronakrise um und suchen etwa neue Beschaffungswege abseits von China. Auch wegen des Dauerbrenner-Themas Digitalisierung werden aktuell wieder mehr Berater gebucht. Die Pandemie wirkt in vielen Fällen wie ein Beschleuniger bei der digitalen Transformation.

Die deutliche Besserung im Geschäft zeigt sich auch bei den vom Handelsblatt befragten Beratungsunternehmen. „Jetzt werden viele der Projekte nachgeholt, die in den vergangenen Monaten verschoben wurden. Komplett abgesagt wurden ohnehin nur wenige Vorhaben“, sagt Cornelius Baur, Deutschlandchef von McKinsey. Im Fokus seien bei den Kunden die Neuordnung des Portfolios, schnellere Abläufe und die nächste Stufe der Digitalisierung.

Die Boston Consulting Group wird 2020 in Deutschland sogar besser abschließen als 2019: „Wir werden das Jahr mit einem Wachstum beenden und gehen aus einer Position der Stärke aus der Krise heraus“, kündigt Johann Stießberger an, der für Strategie und Geschäftsentwicklung zuständige Partner bei BCG.

Beim Konkurrenten Kearney hat es eigenen Angaben zufolge keine wirkliche Delle im Geschäft gegeben. Mehr als 95 Prozent der Vor-Corona-Projekte seien weitergelaufen. „Der Auftragseingang blieb nahezu konstant hoch“, sagt Deutschlandchef Martin Eisenhut. „Wir rechnen für das Gesamtjahr mit einem Wachstum zwischen fünf und sieben Prozent gegenüber 2019.“

Firmen schärfen ihre Strategie

Sicherlich werden aber nicht alle Beratungsfirmen in diesem Jahr wachsen. Während die großen Anbieter relativ ungeschoren durch die Krise kommen, sieht es laut BDU bei kleineren Anbietern und vor allem bei Einzelkämpfern auf dem Markt schlechter aus. Sie hätten noch am meisten damit zu kämpfen, dass Projekte nach dem Lockdown von heute auf morgen gestoppt wurden.

Auch die Personalberater und Human-Resources-Experten tun sich nach wie vor schwer. Zum einen sind Unternehmen zurückhaltend bei der Neubesetzung von Stellen und halten Coachings und Personaltrainings auf Sparflamme. Zum anderen scheuen in Krisenzeiten auch die Fachkräfte den Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber.

Dafür suchen die Firmen derzeit umso mehr Rat bei der Schärfung ihrer weiteren Strategie und des dafür nötigen Geschäftsmodells – alles verbunden mit dem Wunsch nach Kostensenkung. „Viele Unternehmen nutzen den Moment, um sich grundsätzlichen Fragen anzunehmen, die bislang noch nicht umfassend adressiert wurden und durch Corona noch dringender geworden sind“, sagt Kai Bender, Deutschlandchef von Oliver Wyman.

Neben Digitalisierung und Nachhaltigkeit streben die Unternehmen nach einer größeren Resilienz, mit der sie für künftige Krisen besser gerüstet sein wollen. „Das ist ein wichtiges Signal, denn die Entscheidungen, die Unternehmen jetzt in der Krise treffen, entscheiden über den Erfolg der kommenden zehn Jahre“, sagt BCG-Manager Stießberger.

Diesen Mix sieht auch Stefan Schaible, Global Managing Partner bei Roland Berger. Die Münchener profitieren derzeit von ihrer seit jeher starken Position als Restrukturierungsberater. Seit dem Sommer hat aber auch das Geschäft in anderen Consulting-Bereichen wieder an Fahrt aufgenommen, etwa bei der Entwicklung innovativer Produkte. „Die Nachfrage nach Technologie-Strategien ist in den letzten Wochen erheblich gestiegen“, beobachtet Schaible.

Optimistisch für 2021

Angesichts der guten Auftragslage sind die Consultingfirmen zuversichtlich für das restliche Jahr und auch für 2021. „Wir rechnen mit einer Fortsetzung der Erholung und auch mit Nachholeffekten – sofern es zu keinem zweiten Lockdown kommt“, sagt Oliver-Wyman-Chef Bender. Für 2021 seien allerdings die pandemiebedingten Unsicherheiten noch sehr hoch.

BCG will im kommenden Jahr bereits wieder zu einem Wachstum im oberen einstelligen bis leicht zweistelligen Bereich zurückkehren. McKinsey und Kearney kündigen an, die Recruiting-Aktivitäten auszubauen. Die zugrundeliegenden Trends dürften anhalten, wozu neben Digitalisierung vor allem die Sanierung und Restrukturierung zählt.

Denn bei vielen Unternehmen werden die Folgen von Corona erst noch sichtbar. Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft noch von einer Insolvenzwelle erfasst wird, wenn die Sonderregeln auslaufen, die derzeit noch viele Unternehmen schützen. Viele Beratungen haben ihre Restrukturierungsteams bereits ausgebaut oder planen dies.

Roland-Berger-Chef Schaible bleibt für die Consulting-Branche daher zuversichtlich. „Wir befinden uns nach wie vor in der größten Wirtschaftskrise seit 1945. In dieser Situation benötigen sehr viele Unternehmen externen Sachverstand und gute Beratung.“