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Uniper will das letzte deutsche Kohlekraftwerk ans Netz bringen

Der Energiekonzern kämpft trotz Kohleausstiegs weiter um die Zukunft des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 – und hat dabei auch gute Chancen.

Der Konzern will noch ein letztes Kohlekraftwerk ans Netz bringen. Foto: dpa
Der Konzern will noch ein letztes Kohlekraftwerk ans Netz bringen. Foto: dpa

Deutschland wird nach dem Atomausstieg auch das Ende der Kohleverstromung beschließen. In Berlin werden derzeit nur noch die Modalitäten verhandelt. Stromproduzent Uniper ist aber fest entschlossen, ein letztes Kohlekraftwerk noch ans Netz zu bringen: Datteln 4 im nördlichen Ruhrgebiet.

„Wir gehen unverändert davon aus, unser hocheffizientes Steinkohlekraftwerk Datteln 4 im Sommer 2020 in Betrieb zu setzen“, sagte Finanzvorstand Sascha Bibert am Dienstag bei der Vorlage des Zwischenberichts für die ersten neun Monate 2019.

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Im September habe man erfolgreich einen Drucktest gemacht, Ende des Jahres seien Zündversuche des Kesselfeuers geplant und im ersten Quartal dann die Synchronisation mit dem Stromnetz. „Wir sind überzeugt, dass die angestrebten Emissionsziele und die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit am besten mit modernster, flexibler und emissionsarmer Energieerzeugungstechnologie erreicht werden können“, sagte Bibert.

Ob Uniper das Kraftwerk tatsächlich ans Netz nehmen kann, ist noch nicht ausgemacht, aber die Chancen stehen gut. Derzeit wird in Berlin verhandelt, wie die Empfehlungen der Kohlekommission umgesetzt werden können. Die Expertenkommission hatte den Ausstieg aus der Kohleförderung und Verstromung bis spätestens 2038 empfohlen. Nach und nach sollen Kraftwerke vom Netz gehen – die Modalitäten sollen in einem Gesetz geregelt werden, das die Bundesregierung in der kommenden Woche vorlegen möchte.

Ob Datteln 4 dabei noch eine Chance haben könnte, galt nach den Empfehlungen der Kohlekommission fast als ausgeschlossen. Aus Regierungskreisen deutete sich aber zuletzt an, dass Datteln 4 doch ans Netz gehen könnte, wenn im Gegenzug zusätzliche ältere Anlagen abgeschaltet werden. Im Gesetzentwurf wird wohl der Neubau von Kohlekraftwerken ausgeschlossen, Kraftwerke dürfen aber in Betrieb gehen, wenn die emissionsschutzrechtliche Genehmigung schon vorliegt. Das ist bei Datteln 4 der Fall.

Für Klimaschützer wäre das wohl schwer zu akzeptieren. Schließlich ist Datteln 4 schon seit mehr als einem Jahrzehnt ein Symbol für den Kampf gegen die Kohle. Eigentlich sollte der Block mit 1100 Megawatt Leistung schon 2011 in Betrieb gehen.

Der Bau wurde aber durch Klagen von Umweltschützern wegen zahlreicher Verstöße gegen Auflagen bei Klima-, Natur-, und Lärmschutz sowie gegen die Vorgaben im Landesentwicklungsplan jahrelang blockiert. Als Uniper die rechtlichen Bedenken ausgeräumt hatte, wurde der Bau dann noch durch Materialmängel und Reparaturen verzögert.

Bibert wollte sich nicht zu den Gesprächen mit der Bundesregierung äußern. „Operativ sind wir aber sehr gut unterwegs“, betonte er.

Keine Neuigkeiten über Streit mit Fortum

Keine Neuigkeiten nannte Bibert zum Streit mit Großaktionär Fortum. Die Finnen waren vor zwei Jahren gegen den Willen des damaligen Managements bei Uniper eingestiegen und halten bereits knapp 50 Prozent der Anteile. Fortum hat sich zudem weitere Anteile gesichert, muss sich die Übernahme der Mehrheit aber in Russland genehmigen lassen. Dort ist Uniper im großen Stil engagiert, und die Genehmigungsbehörden hatten beim Einstieg von Fortum eine Grenze von 50 Prozent gesetzt.

Die Geschäfte von Uniper laufen dabei überraschend gut. Schon am Montagabend hob der Stromproduzent die Prognose für das laufende Jahr an. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet Uniper jetzt in einer Bandbreite von 750 Millionen bis 950 Millionen Euro. Bislang hatte die Prognose bei 550 Millionen bis 850 Millionen Euro gelegen.

Eventuell werden die Aktionäre daran sogar mit einer höheren Dividende beteiligt. Uniper bestätigte zwar den angestrebten Dividendenvorschlag für 2019. Der sieht bisher eine Ausschüttung von rund 390 Millionen Euro vor, was etwas 1,07 Euro je Aktie entsprechen würde. Gleichzeitig sieht Uniper aber auch „aus heutiger Sicht auf Grundlage der Annahmen über den Verlauf des restlichen Geschäftsjahrs Potenzial für einen verbesserten Dividendenvorschlag für 2019“.

In den ersten neun Monaten hatte der Konzern einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro erreicht. In der selben Vorjahresperiode hatte unter dem Strich noch ein Verlust von 550 Millionen Euro gestanden. Allerdings profitierte Uniper dabei vor allem von einer günstigen Bewertung von Derivaten.

Das Ebit schrumpfte um 47 Prozent auf 203 Millionen Euro. Allerdings hatte Uniper das aufgrund zahlreicher Sondereffekte auch erwartet.

Unter anderem war in Großbritannien der Kapazitätsmarkt, mit dem Stromproduzenten alleine für das Bereithalten von Kraftwerken entlohnt werden, ausgesetzt worden. Nachdem der britischen Kapazitätsmarkt wieder eingesetzt ist, erwartet Uniper nun „ein starkes operatives viertes Quartal“ – und eben ein höheres Jahresergebnis als bisher.

„Das dritte Quartal ist gewöhnlich das schwächste in unserem Geschäft“, sagte Finanzvorstand Bibert: „Vor uns liegt allerdings ein starkes viertes Quartal mit einer Reihe positiver Entwicklungen für unser Geschäft.“