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Trotz Inflatiönli letzter SNB-Zinsschritt: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl und Bastian Benrath über Schweizer Straffungen. — Fünf Themen des Tages ist auch als Newsletter erhältlich. Zum Gratis-Abo bitte hier entlang.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Einmal geht noch

Für Volkswirte ist die Sache klar: bis auf vier gehen alle 31 von Bloomberg befragten Experten davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank morgen die Zinsen noch einmal um einen Viertelpunkt auf 2% anheben wird. Für Bewohner der Eurozone könnte das trotzdem merkwürdig erscheinen, ist die eidgenössische Inflation doch allenfalls ein Inflatiönli, schon seit Juni wieder unter 2% und damit im Zielbereich der SNB. Kritiker werden auch schon lauter und warnen vor einem Schritt, der die Konjunktur “unnötig belastet”, wie Karsten Junius von Safra Sarasin es formuliert.

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Die Währungshüter fürchten jedoch ein Anziehen der Inflation in den kommenden Monaten, und auch bei den Löhnen könnte es aufwärts gehen. Da es aber wohl der letzte Schritt bleiben wird, haben Devisenhändler damit begonnen, ein Ende des Franken-Höhenflugs einzupreisen, der die Straffungskampagne begleitet hatte. Jegliche Andeutung der SNB zum Thema Deviseninterventionen wird daher mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden.

Die SNB gibt morgen um 9:30 Uhr in Zürich ihre Entscheidung bekannt, die sich in ein 36-stündiges Notenbank-Feuerwerk einreiht, das heute nachmittag (Ortszeit) in Washington mit der Federal Reserve beginnt. Morgen folgen die schwedische Riksbank, Norges Bank, die Bank of England und die türkische Notenbank, bevor am Freitag schließlich Währungshüter in Nippon den Reigen abschließen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Alexander Kell: Autofahrerland Deutschland, Banker-mea-culpa, doch nicht jetzt, Jungbanker-Schlaraffenland, und lecker Privatgeld.

Autofahrerland Deutschland

Trotz schwächelnder Konjunktur gehen Autos in Europa weg wie warme Semmeln. Im August stiegen die Neuzulassungen im Jahresvergleich um mehr als ein Fünftel, verdoppelt hat sich dabei die Zahl der Elektroautos. In Deutschland betrug das Wachstum beim Pkw-Absatz 37%, bei E-Autos gar 59%, was sich kaum wiederholen dürfte, da die staatliche Förderung für gewerblich genutzte E-Autos zum 1. September entfallen ist. Das Marktsegment wird immer mehr zum Schauplatz eines Handelskriegs zwischen der EU und China. Ursula von der Leyen erklärte auf Bloomberg TV, die Kommission habe wegen des Umfangs der chinesischen Beihilfen keine andere Wahl, als die Förderung zu untersuchen. “Wir mögen Wettbewerb, aber der Wettbewerb muss fair sein”, sagte sie. Peking hat den Schritt als “nackten Akt des Protektionismus” verurteilt. Ein Gegenschlag der Chinesen würde die deutschen Hersteller am härtesten treffen.

Banker-mea-culpa

Steigende Kreditkosten werden der Commerzbank in diesem Jahr laut Finanzchefin Bettina Orlopp einen Zinsüberschuss von rund 8 Milliarden Euro bescheren. Von einem Nettogewinn von 2 Milliarden dürften etwa 900 Millionen an die Aktionäre zurückfließen, aufgeteilt zwischen Dividenden und Aktienrückkäufen — ein Kleckerbetrag, verglichen mit den 6,5 Milliarden, die bei der UniCredit zurückgegeben werden sollen. Beim Lokalrivalen Deutsche Bank war heute wenig von Zahlen, dafür einiges an mea culpa zu hören. Bei Personal, Technologie und Kundenerlebnis habe das Haus beziehungsweise die Tochter Postbank die Kunden “zuletzt sehr enttäuscht”, sagte CEO Christian Sewing. “Wir sind hier unserer Verantwortung nicht gerecht geworden — und müssen jetzt umso härter dafür arbeiten, die Probleme schnell vollständig zu beheben und das Vertrauen zurückzugewinnen”.

Doch nicht jetzt

Während die Notenbanken der Welt sich dem Ende ihres geldpolitischen Straffungszyklus nähern, gerät die Teuerungsdynamik schon wieder in Turbulenzen. Die Ölpreis-Rally Richtung 100 Dollar je Barrel ruft in Erinnerung, dass die von Corona und dem Ukraine-Krieg geschürte Volatilität keine Sache der Vergangenheit ist.

Jungbanker-Schlaraffenland

Der Fachkräftemangel grassiert auch in der Finanzbranche, die Chefs der Volks- und Raiffeisenbanken sorgen sich folglich um die Besetzung offener Stellen in ihren Häusern. In einer Umfrage des Genossenschaftsverbands gaben jetzt immerhin 48% der Bankvorstände an, dass der Fachkräftemangel inzwischen einen sehr starken Einfluss auf die Geschäftspolitik habe. Bei einer Erhebung Anfang 2021 waren es nur 14% gewesen. Fest steht: Neue Mitarbeiter sind nur schwer oder für viel Geld zu finden. Vor diesem Hintergrund wird die Arbeitgeberattraktivität immer wichtiger. Dazu gehört auch das Angebot an die Mitarbeiter, einen Teil der Woche im Homeoffice arbeiten zu können. Unter den Landesbanken-Vorständen hatten erst am Dienstag Thomas Groß (Helaba) und Ingrid Spletter-Weiß (NordLB) bei einer Bloomberg-Konferenz erklärt, dass sie an ihren eigenen großzügigen Homeoffice-Regeln festhalten wollen. Im aktuellen Umfeld bleibt ihnen vielleicht auch gar nichts anderes übrig.

Lecker Privatgeld

Die Helaba expandiert in den Bereich der Kreditfonds. Ab sofort will die Bank einen Teil der Darlehen, die sie vergibt, in Fonds verpacken und Investoren anbieten. Die DWS sieht im Privatkreditbereich in Europa den Schwerpunkt ihrer Expansionspläne. Erst einmal konzentriere man sich auf organisches Wachstum, sagte Firmenchef Stefan Hoops am Dienstag. Andere Optionen werden ebenfalls geprüft. Private Kreditgeber profitieren in letzter Zeit von der Zurückhaltung der Banken beim Geldverleih. Angesichts der steigenden Zinsen konstatierte der Vermögensverwalter Tikehau ‘massive’ Chancen im Private-Equity-Bereich. Nach dem abgeflauten Boom am Schuldscheinmarkt stabilisiert sich die Aktivität inzwischen. Während der Appetit aus dem Ausland gesunken ist, gibt es neue Debütanten aus Deutschland. Bei der Marktnachfrage sieht es laut dem Emittenten CompuGroup derzeit “sehr gut aus.”

Was sonst noch so passiert ist

  • Schwache Inflation

  • Langer Krieg

  • Banken-Grapscher

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