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Toshiba versinkt im Chaos

Der japanische Technikkonzern Toshiba wird von seiner Atomkraftwerkssparte noch tiefer in die Krise gerissen als bisher befürchtet. In einer noch nicht von Wirtschaftsprüfern abgenommenen vorläufigen Quartalsbilanz kündigte Toshiba eine Abschreibung von 712,5 Milliarden Yen (5,9 Milliarden Euro) für seine amerikanische Atomkraftwerkstochter Westinghouse an.

Der Konzern muss damit in den ersten neun Monaten seines bis März laufenden Bilanzjahres nicht nur einen Reinverlust von 4,1 Milliarden Euro verbuchen. Damit steuert das ohnehin von einem Bilanzskandal erschütterte Unternehmen auf den zweiten Milliardenverlust in Folge zu.

Schlimmer noch: Auch das Eigenkapital wird durch den finanziellen Kollaps der Atomsparte aufgezehrt. Ende Dezember hatte die Firma demnach einen negativen Wert von 1,6 Milliarden Euro. Verwaltungsratschef Shigenori Shiga wird daher sofort zurücktreten, um die Verantwortung für das Debakel zu übernehmen. Er bleibt allerdings bis zur Jahreshauptversammlung im Vorstand und will sich auf die Aufräumarbeiten konzentrieren.

Mit den hohen Verlusten und dem negativen Firmenwert wachsen die Spekulationen, dass der 141 Jahre alte Traditionskonzern seinen Platz an der ersten Sektion der Tokioter Börse verlieren könnte. Einige Beobachter warnen sogar vor einem kompletten Delisting. Denn die Tokioter Börse führt Toshiba seit einem Bilanzskandal im Jahr 2015 weiterhin auf einer Liste von Firmen, die wegen ihrem mangelhaften Finanzgebahren unter spezieller Beobachtung stehen.

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Die Abschreibungen auf einen Firmenkauf der US-Tochter Westinghouse rücken die Unternehmensführung wieder in ein schlechtes Licht. Denn das Management will erst im Dezember 2016 erfahren haben, dass wegen Kostenüberschreitungen in zwei großen amerikanischen Atomkraftwerk-Projekten Wertberichtigungen bei dem Projektpartner, dem Baukonzern CB&I Stone & Webster, notwendig werden. Westinghouse hatte das Unternehmen nach einem nach einem Streit über die explodierenden Kosten vollständig übernommen.


Sanierungserfolge sind verpufft

Die hohen Abschreibungen zerstörten jäh die Sanierungserfolge. Binnen weniger Tage halbierte sich der Aktienkurs sich nahezu. Denn die Anleger waren geschockt. Schließlich sah es bis dahin sah es so aus, als ob Toshiba im laufenden Bilanzjahr nach einem Verlust von 3,8 Milliarden Euro im Vorjahr wieder einen Gewinn verbuchen könnte. Doch nun erwartet Toshiba für das gesamte Jahr 2016 einen erneuten Reinverlust von 3,2 Milliarden Euro.

Seither ist das Management verzweifelt bemüht, den Schaden zu erfassen, die Löcher zu stopfen und gleichzeitig einen neuen Kurs festzulegen. Wie groß die Krise ist, zeigte schon das Chaos um die Quartalsbilanz.

Zuerst hatte Toshiba nicht wie angekündigt um zwölf Uhr mittags die mit Spannung erwartete Bilanz vorgelegt. Denn dem Vernehmen nach hatten die Buchprüfer nicht genug Zeit, die Zahlen der Atomsparte zu überprüfen. Dann beantragte der Konzern eine Verlängerung der Frist für seine Bilanz um maximal einen Monat, um kurze Zeit später überraschend doch noch mit den ungeprüften Zahlen und ersten Vorschlägen für eine Firmenrettung an die Öffentlichkeit zu gehen.

Ein wichtiger Punkt ist eine radikale Reform der Atomkraftwerkssparte. Sie wird nicht nur aus der Kraftwerkssparte ausgegliedert und damit direkt dem Präsidenten unterstellt. Gleichzeitig will das Unternehmen künftig keine Kraftwerke mehr bauen und so die finanziellen Risiken senken. Stattdessen sollen sich das Unternehmen auf Design und Engineering sowie den Verkauf von Diensten und nuklearen Brennstoffen konzentrieren.

Damit bleibt Toshiba allerdings weiterhin auf den finanziellen Risiken für bereits laufende Akw-Projekte sitzen. Außerdem wird damit das Loch in der Bilanz nicht gestopft. Der Konzern überlegt daher, nicht mehr wie bisher geplant 20 Prozent der Anteile an seiner profitablen Chipsparte zu verkaufen, sondern mehr als Hälfte. Das Drama um Toshiba geht damit weiter, zumindest bis zum Ende des Bilanzjahres.