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Teuerste U-Bahn der Welt: New York bekommt neue Subway

Es geht voran. Foto: Chris Melzer

Sie rattern und klappern und sind nicht immer die saubersten, aber sie sind zuverlässig: Jeden Tag fahren die Züge der Linien 4, 5 und 6 fast 1,6 Millionen New Yorker durch Manhattan - mehr als alle U-Bahn-Nutzer in Chicago und Boston zusammen.

Jetzt wird eine neue Linie gebaut - die erste seit 70 Jahren. Es ist jetzt schon die teuerste U-Bahn der Welt. Und keiner weiß, was sie am Ende einmal kosten wird.

Die Strecke der drei Linien, bekannt aus den beiden Hollywoodfilmen um die «Todesfahrt der U-Bahn 123», gilt als völlig überlastet, deshalb soll nun Hilfe her. Mehrere tausend Männer graben sich dafür einmal von oben nach unten durch Manhattan, durch eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der westlichen Welt. Das Mammutprojekt ist umstritten. Aber es wird weiter gebuddelt.

Pläne für die Linie gibt es schon etwas länger - seit 1929. Genau 80 Jahre später begann der Bau. Fast 14 Kilometer soll die U-Bahn-Linie einmal lang sein, von der 125. Straße in Harlem weit oben bis zum Hanover Square ganz unten in Manhattan. Schätzungen gehen davon aus, dass das Projekt mindestens 17 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro) kosten wird. Das ist die Hälfte des Verteidigungshaushalts der Bundesrepublik Deutschland. Oder ein anderer Vergleich: Die wegen ihrer Kosten umstrittenen Projekte Stuttgart 21 und die ICE-Strecke von Nürnberg nach Berlin, gute 500 Kilometer, kosten zusammen genau so viel wie die 14 Kilometer unter New York. Selbst der Panama-Kanal war, auch nach heutigem Geldwert, billiger.

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«Wir haben den konkreten Plan für die Linie, aber für die Phasen 2, 3 und 4 ist einfach das Geld noch nicht da. Wenn es kommt, legen wir sofort los» , sagt Amanda Kwan von der Metropolitan Transportation Authority. Die MTA ist der New Yorker Verkehrsbetrieb, der jeden Tag mehr als elf Millionen Menschen befördert. Wann das Geld kommt? Schulterzucken. Es geht um Jahre. Viele Jahre.

«Mit Phase 1 sind wir zu 84 Prozent fertig», sagt Michael Horodniceanu. Der Bauleiter steigt jeden Tag Hunderte Stufen, um Mängel an Phase 1 zu suchen. Die geht von der 96. mit einem weiten Schwung zur 57. Straße, unweit des Times Square, und kostet allein mehr als 4,1 Milliarden Dollar. Man sei im Plan, betont Horodniceanu. Im Dezember nächsten Jahres soll es geschafft sein.

Die Gleise liegen schon. Der Beton um sie herum ist hellgrau, fast weiß. Kein Vergleich zu den übrigen New Yorker U-Bahn-Tunneln, die zum großen Teil gut 100 Jahre alt sind. Tiere gibt es hier nicht. «Ratten mögen keinen Beton», sagt Horodniceanu. «Sie mögen Essen. Würden die Menschen kein Essen wegwerfen, gäbe es in der U-Bahn auch keine Ratten.» Offenbar werfen die New Yorker viel Essen weg.

Mit 20 Meter pro Tag hatten sich die Bohrer vorangefressen. An einigen Stellen trafen die Arbeiter 40 Meter unter Manhattan auf viel mehr Wasser als erwartet. Der Boden musste eingefroren werden, damit weitergemacht werden konnte. 352 000 Kubikmeter Erde und 450 000 Kubikmeter Fels haben die Männer irgendwie nach oben geschafft.

Es ist New Yorks erste neue Subway seit 70 Jahren. «Alles wird besser», verspricht Horodniceanu. So sollen die neuen Stationen Klimaanlagen bekommen. «In die alten Stationen pressen die Züge wie Kolben die Hitze in die Stationen. Deshalb haben wir da 40 Grad, wenn draußen 30 Grad sind», erklärt er. Gut 400 Meter lang sind einige Stationen, Toiletten werden aber auch die nicht bekommen («Bei so vielen Menschen kann man die einfach nicht sauber halten.»). Und die Züge der MTA werden, modern hin oder her, auch weiter Fahrer haben.

Doch die neue U-Bahn hat zu viel Unmut geführt. New Yorker sind einiges an Lärm gewohnt, aber Bohrer und Bagger, die bis 22 Uhr durch eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der USA dröhnen, waren dann doch zu viel. Händler klagten, dass ihnen die Kundschaft weglaufe. «Mein Laden ist seit Jahren hinter einem Bauzaun versteckt», sagt eine Optikerin. «Laufkundschaft kann ich vergessen.» Und auch ein Restaurantbetreiber ist sauer: «Nicht nur, dass unser Lokal wenig einladend wirkt mit der Baustelle. Ich kann auch draußen keine Stühle hinstellen, den dritten Sommer in Folge.»

Horodniceanu hört sich die Sorgen an, tun könne er nichts. «Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass in der ersten und dritten Avenue genauso viel Ladenfläche leersteht. An uns kann es also nicht liegen.» Außerdem sei die Second Avenue Line ja kein Selbstzweck. «Wenn wir fertig sind, steigt die Lebensqualität hier enorm.»

Bilder vom U-Bahnbau auf der Flickr-Seite der MTA

Historisches zum Projekt beim New Yorker Transitmuseum